Mittwoch, Dezember 31
Durch die neue angeheiratete Familie meiner Mutter war Weihnachten diesmal bayerisch und doppelt so groß wie sonst. Schweinsbraten und rote Grütze, dazu Panna Cotta und jede Menge Schnaps. Da lacht das Herz, zumindest bis zum nächsten Morgen, wenn die Schwiegereltern Punkt 8 vor der Tür stehen und einen abholen kommen. Nie war ein Kater peinlicher, ich konnte mich am Frühstückstisch kaum gerade halten, danach dreieinhalb Stunden Autofahrt Richtung Bodensee. Gottseidank waren bei diesem Frühstück so viele Leute anwesend, dass ich kaum auffiel. Meine Mutter liebt familiäre Personenanhäufungen, das ist spätestens seit ihrer Hochzeit klar. Dazu lädt sie, ganz christlicher Grundgedanke, stets Freunde, die niemand sonst haben. Der Küchentisch meines neuen Stiefvaters ist aber dazu geeignet, nicht wie die kleine Piepsi-Wohnung meiner Mutter. Da sitzen locker 20 Leute drumrum und man muss aufstehen und sich komplett ausstrecken, um ein Stück Käse aus der Mitte des Tisches zu erwischen.
Sonntag, Dezember 21
Man weiß es nicht, aber ich habe nicht alle Geschenke beisammen und bei denen, die ich habe, ist ihre Sinnhaftigkeit fragwürdig und am Ende bin ich vielleicht wieder enttäuscht, weil das Neffenkind sich nicht freuen kann. Aber das liegt nicht an meinem Geschenk, das liegt daran, dass das Neffenkind alles hat, nichts mehr braucht, bzw. sich Dinge erwartet von denen ich erstens keine Ahnung habe und die zweitens über meinem finanziellen Rahmen liegen (heute wünscht er sich eine Playstation - wenn er seit ca. seinem 1. Lebensjahr nicht längst eine besäße - und mit 12 eine Raumstation). Und der Kerl hat auch alles, nur in einem anderen Sinn. Der mag nichts mehr, der braucht nichts, weil er von der anderen Richtung her antimaterialistisch eingestellt ist.
Meine Arbeit ist auch eine Katastrophe, aber das ist eine andere Geschichte.
Und darum ist der Dezember gaksi.
Donnerstag, Dezember 4
Dienstag, Dezember 2
Der Abrechnungsbetrag steht seit zwei Wochen offen, egal. Das Irrenhaus steht brach; muss man sich Sorgen machen oder ist es eine gesunde Entwicklung, von der es tatsächlich kein Zurück gibt?
Wir sind ja abgebrüht, nachdem wir damals nicht davor zurückgeschreckt sind, das zweite, scheinbar unzertrennliche m, von uns zu scheiden. Nach 5 Jahren Studentenheim- und dreieinhalb Jahren WG-Erfahrung sind wir ehrlich abgehärtet und denken, dass die Dinge ihren Lauf gehen, ob man sich wehrt oder nicht.
Loslassen, das haben wir gelernt, weil wer gehen muss, muss gehen.
Wir sind sogar so abgebrüht, daran zu denken, dass die nächste Gasrechnung um 22m² billiger ausfallen wird, so.
Ist das gemein oder einfach nur realistisch?
Sonntag, November 30
Die Wohltat eines komplett renovierten Zimmers fühlt sich an wie frisch eingezogen. Weckt auch Erinnerungen an damals, als es tatsächlich soweit war. Wo der Wandschrank noch leer und unsere Hoffnungen auf eine perfekte WG groß waren. Es ist ein Neuanfang und das alles für 2 Kübel Farbe, Spachtelmasse und ein neues Bücherregal. Die Reklam stehen jetzt Reih und Glied, höhenmäßig reklamgerecht zugeschnitten.
Samstag, November 29
Unser neues Regal ist dunkles Holz, passend zum neuen Tisch, Massivholz.
(Soweit ist es schon gekommen, hallo Erwachsenenleben.)
Was mir auch sehr typisch vorkommt nach guten 8 Jahren Studenten-Stadtleben, Anfang Berufstätigkeit ist: Wieder zurückwollen, also nicht direkt wo man hergekommen ist (das wäre in meinem Fall in jeglicher Hinsicht unattraktiv, weil keine Jobaussichten, auffallende Häufung unmöglicher Leute), sondern eher so zurück in den Wald, Wiese, Garten, nicht unbedingt Schrebergarten, aber wenigstens Terasse; obwohl ich in Stuttgart jemand kenne, die sich einen alten Schrebergarten geliehen haben, also einen Garten bewirtschaften und mähen, dafür umsonst, weil es der Besitzer nicht mehr kann oder will.
Anscheinend eine gesunde Entwicklung, sagte man mir heute früh. Matura am Land, Abkehr von der Heimat, rein in die Stadt, Studentenwohnheim super finden, alles ausprobieren, bis 4 nachmittags schlafen, das Studium verbummeln, Alkohol, Männer, alles. Das Studium doch noch packen, doch noch einen Job finden, doch noch Frühaufsteher und Gesundleber werden, sich nach dem Land zurücksehnen, dann Kinder, Karriere, oder umgekehrt, reformpädagogische Schulen für die Kinder, Nutella & Gameboy verbieten, kennt man ja.
Was ich sagen wollte: Heute waren mein Vater und meine Großeltern zu Besuch, ich habe davor 4 Stunden extra gearbeitet, der Kerl hat solang das Zimmer geweißelt, wir sind Essen gegangen, danach rein in die Malerkluft (welches Teil aus dem Kleiderschrank wollte man schon immer mal loswerden?) und gepinselt bis 21 Uhr.
Alles aufgeräumt, geputzt, ein Müsli vor dem Fernseher gegessen, den Bond zuende und den Folterfilm am Anfang gesehen, geekelt (wer schaut freiwillig zu, wenn Menschen gefoltert werden?), geduscht, ins Bett.
Es riecht furchtbar nach Farbe. Aber wir haben nur dieses Zimmer.
Der Kerl und ich können uns jetzt zwar ein bissl Regal, Tisch, Cocktailkleid für die Hochzeit leisten, aber ein zweites Zimmer? (Das kommt noch, ihr werdet sehen.)
Donnerstag, November 27
Es hat auch mich erwischt. In Erzieherberufen unter Anfängern offenbar üblich, dass man im ersten Jahr ständig kränkelt, weil es das Immunsystem noch nicht packt, dass ständig halbkranke Kinder um dich rumwanken, weil die Eltern es sich nicht leisten können, bei jedem Schnupfen, Husten, Speibanfall in Pflegeurlaub zu gehen. Die kommen dann morgens mit einem leichenblassen Kind an und geben Anweisungen: Pullover anlassen, bitte nicht zuviel Bewegung, wenn möglich diese Mittelchen verabreichen, stündlich heißer Tee? Na, sicher.
Und am Ende liegt man selbst daheim, angesichts des horrenden Personalmangels ohnehin mit völlig überzogenem schlechten Gewissen, und kuriert sich mehr schlecht als recht aus. Mit richtigem Krankenstand nämlich, muss man sofort zum Arzt gehen. Da sitzt man dann zwei Stunden völlig marod im Wartezimmer, der Zustand verschlimmerst sich, Erholung gleich Null, damit man eine Packung Aspirin C verschrieben kriegt und denn Zettel abholt, den man zum Beweis braucht, dass man krank ist.
Samstag, November 22
Frühstück um halb 11 mit Eierspeis und Lachs, Kaffee und O-Saft. Dazu Falter, FM4 & ein nachtschlafener j², der uns Gesellschaft leistet, angenehm alles.
Danach Jamiebücher nach getrocknete Tomaten-Ciabatta und Kürbiscremesuppe durchsucht, Naschmarkt, im Schneegestöber vom guten Gemüse- zum günstigen Gewürzestandl, dazwischen beim Inder rein, rote Currypaste.
Noch schnell Feenlocken und neue Wimperntusche besorgt, restliche Besorgungsgänge (Kontaktlinsen trotz "extrem flacher" Augen, Schuhe für die Hochzeit, Nikolosackerl) auf die nächste Woche verschoben; Kleid habe ich, hängt seit Tagen ganz oben im Wandschrank, einsatzbereit.
Heim, eingeheizt, Kerzen, Wochenendarbeit rauskramen, Mann bäckt Brot.
Dazu Tee & alles wird gut.
Sonntag, November 16
Der Kerl lernt den ganzen Tag, den halben Abend, das komplette Wochenende und ist dauergestresst, während ich mich jeden Tag von der Arbeit heimschleppe, allerhöchstens im Wohnzimmer auf dem Heizkörper vor dem Fernseher dahinvegetiere und den größten Spaß darin sehe, zur Videothek zu latschen und mir Liebesfilme auszuleihen, um meinen Stress in der Arbeit für immerhin 100 Minuten vergessen zu dürfen und stattdessen einem völlig vertrottelten Handlungsstrang zu folgen, wo es einfach nur darum geht, wie er sie am Ende doch noch kriegt. (Eine andere Methode, die immerkreisenden Gedanken an die Arbeit zum Schweigen zu bringen, wäre sie einfach mit Heavy Metal zu übertönen, habe ich mir heute beim Duschen überlegt.)
Das führt dazu, dass niemand von uns beiden mehr etwas machen möchte, was getan werden muss. Wir denken an Bettwäsche überziehen, Wäsche waschen, abstauben, Frühstück zubereiten, Zahnpasta kaufen, füreinander Tee kochen, ganz zu schweigen von Massage oder sagen wir EsEIx.
Wir tun das alles natürlich trotzdem, aber gefrustet und immer mit dem Gefühl, der andere täte nichts und ich sage euch, das sieht dem Kerl und mir überhaupt nicht ähnlich, weil wir seit eh und je mit dem Motto gut gefahren sind, das Wohl des anderen über das eigene zu stellen.
Funktioniert momentan aber überhaupt gar nicht. Um unsere Laune zu heben, hat der Kerl sündteuren Elektroschrott bestellt: Wir sind nun stolze Besitzer einer Tageslichtlampe. Setzt man sich morgens um halb 7 eine halbe Stunde davor, zum Kaffeetrinken und Schminken oder einfach nur so zum Reinschauen, geht es einem prompt besser, heißt es. Es ist hell, aber es blendet nicht. Und das alles um schlanke 70 Watt. Der Kerl hat ausgerechnet, dass man die Lampe um 20 Euro im Jahr jeden einzelnen Tag viereinhalb Stunden aufdrehen könnte. (Jetzt ist sogar j beruhigt, dabei braucht der gar nicht reden, weil er winters den ganzen Tag das Fenster aufreißt, damit sein Hochbett gelüftet wird.)
Ich hoffe, die Wirkung kommt schnell und zuverlässig, sonst ist das kein Aushalten mehr. Seit 6 Wochen herrscht ein Getrenze und ein Gezetere und das gute, pralle Leben (das hier sonst so oft beschrieben wurde, dass man sich fast schämen muss) hat sich verflüchtigt, lieber Gott, mach, dass es schnell zurückkehrt.
PS: Kerl hat sich heute eine neue Lebensmittelunverträglichkeit zugelegt. Diesmal: Kräuter, vermutlich Oregano. Ist das zu fassen. Das kann nicht gut sein, bitte Jahr am Strand komme bald und heile.
Dienstag, November 11
Samstag, November 8
Mittwoch, November 5
Der Mann sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch und füllt kleine Vokabelheftchen auf kroatisch, während ich mit den Zwutschgis Fledermäuse aus alten, schwarzen Socken bastle, incl. Glitzerflügel. Die Zwutschgis mögen das und ich mag es, wenn sie es mögen. Basteln ist überhaupt so ein Unwort, aber man tut es in meinem neuen Beruf, immer. Man liest Bastelzeitschriften, klappert Bastelgeschäfte ab, in denen man Bildungsrabatt kriegt, faltet, schneidet, klebt, malt, beglitzert.
Zwischen Basteleien, Mittagessen, Hausaufgaben und Turnstunden versucht man das Leid der Gesellschaft, für die man da angestellt ist, zu ertragen, es sich zurechtzubiegen, anfangs nicht jeden Abend weinend nach Hause gehen, den Mann nicht tagtäglich damit zuzumüllen, denn ändern, ändern kann man daran überhaupt gar nichts.
Man geht jeden Tag trotzdem hin, man kündigt nicht, wie jeden Abend erneut beschlossen, man hält durch, kommt heim, textet den Mann zu, der Mann sitzt da, erstickt schier inmitten seiner neuen Vokabeln, mit denen er von seiner burgenlandkroatischen Lehrerin jede Woche eingemailt wird und sagt: Halte durch, nächstes Jahr, am Strand.
Und man hält durch, man versucht doch, die kleine Gesellschaft in der winzigen Gruppe für die man soviel Verantwortung trägt (warum hatte mir das niemand vorher gesagt?) erträglicher zu machen. Dazwischen Toast zum Frühstück, Rechenketten, Grenadiermarsch, Elternhefte, Laternen, Gemüsepizza, Matheschularbeit, Spielplatz, Händewaschen, Jause, hopphopp.
Und irgendwann, Weihnachtsgeld.
Sonntag, Oktober 26
Ansonsten übe ich derzeit Sesselkreise mit den Zwergen, in denen ich ihnen in erbärmlichen Versuchen, nach 10 Jahren zum ersten Mal Gitarre zu spielen, beibringe, dass es schön ist, dass wir alle geboren sind. Funktioniert ganz gut, verlernt man nicht, ist wie Schwimmen. Dass sie alle nur deswegen mitsingen, weil ich ihnen androhe, sie vom Turnsaaljägerballochsambergspiel auszuschließen, gehört zum normalen Erzieherton und ich sage es ehrlich: Das war mir nicht klar, mir Naivling.
Dienstag, Oktober 21
Dienstag, Oktober 14
Ende der Neunzigerjahre und wiederum im Wahlkampf dieses Sommers kanalisierte er erfolgreich den Unmut über Erstarrung und Unfähigkeit der jeweiligen großen Koalitionen. Er beherrschte die Kunst, voll auf sein Gegenüber einzugehen, egal, ob dies ein Politiker oder eine Marktfrau war. Haider wurde zur Identifikationsfigur der kleinen Leute, der Zukurzgekommenen. Sie dankten es ihm, indem sie ihn zu Lebzeiten wie einen Erlöser huldigten. Nach seinem Tod verehren sie ihn nun wie einen Märtyrer..."
(aus der NZZ, zitiert nach dem heutigen Standard, S. 34.)
Sonntag, Oktober 12
Samstag, Oktober 11
Ich bin müde und überlege, ob Weihnachts- und Urlaubsgeld wirklich lebensnotwendig und verstehe langsam, wieso Männer in Sozialberufen eine Rarität sind.
Mittwoch, Oktober 8
Donnerstag, September 25
100 Euro. Kerl sieht das Glitzern in meinen Augen, ich sehe Kerls Skepsis. Er findet 120-Euro Bergschuhe, die 10 Jahre halten werden, sinnvoller. Denk an die Kinder und an die nassen Wiesen, wo du bald arbeiten wirst! In die Nieten regnet es rein! - Aber ich kann dicke, selbstgestrickte Socken anziehen! Superwarm wird das. Schau mal das Karomuster! Und echtes Leder!
Kerl und ich sitzen auf den roten Quadraten, nebeneinander, ich in den Schuhe, halte die Beine hoch und versuche den Kerl durch Liebesbekundungen zu ihm und den Schuhen dazu zu bewegen, diesen Irrsinnskauf zu goutieren.
Wir sitzen und spüren, das kann nicht gut enden. Entweder ich kaufe die Schuhe und habe ein schlechtes Gewissen, weil Kerl sie zwar gut, aber maßlos teuer findet. Oder aber ich lasse sie mir ausreden und bin zwei Wochen (den kompletten Winter) jedesmal angefressen, wenn ich meine anderen neuen Schuhe (die erst zu finden sein werden), die ich niemals genauso lieben könnte wie jene, ansehe und denke: Mein Gott, wie cool wäre das gewesen!
Ich ziehe die Teile aus, packe sie enttäuscht zurück in den Riesenkarton und habe fast abgeschlossen mit der Idee, diesen Winter wirklich coole Schuhe rumzutragen, da kommt der Engel von Verkäuferin aus dem roten Schuhgeschäft weit unten auf jener Straße, zeigt auf das braunlederne Traumpaar an meinen Füßen und sagt: "Diese Schuhe sind übrigens reduziert auf 49.95. Nur, dass Sies wissen."
Sonntag, September 21
Nichtsdestotrotz für mich kaum mehr auszuhalten, ehrlich.
Ich will Licht, Liebe, Frohsinn.
Mittwoch, September 17
Chuzpe an meinen pechschwarzen Vater
ich hätte da eine frage. ich würde gerne den grünen beitreten, extra vor der wahl noch, und ich dachte, wenn ich mein nachträgliches geburstagsgeschenk von dir bekäme, könnte ich dieses geld sinnvoll investieren, um ganz offen ein zeichen zu setzen, dass man etwas tun muss!
das wäre schön und würde mich sehr freuen,
lg m
Anfängerfehler, klassisch
Sollte man jedoch nicht, wie ich feststelle. Das habe ich ja alles schon x-mal hervorgehoben, wie toll meine Bewerbungsschreibdienste bei anderen Menschen funktionieren, wie alle, denen ich je buchstabiert habe, wie gut sie für diese oder jene Stelle geeignet sind, auch prompt genommen wurden, jetzt Urlaubsgeld verdienen, sich ihre Wohnungen neu einrichten, einen VW-Campingbus kaufen oder Sprachkurse besuchen können. All das. Als Lohn habe ich sogar einmal sieben Euro für eine Pizza bekommen, immerhin. Ein Danke reicht mir da, wirklich.
Ich bin ein Profi, ich weiß das. Ich tippe schnell, ich liebe Buchstaben, Layout und das Gesamtergebnis einer schlüssigen Argumentation, auch Motivationsschreiben genannt. Und es wäre schade um so viele Menschen, die Buchstaben nicht so gut im Griff haben, wenn sie deshalb keine Chance in ihrem spezifischen Branchengebiet bekommen würde. Es ist einfach schön zu sehen, wie eine gute Arbeit die Menschen glücklich macht.
Aber bei mir ist das alles ganz anders.
Gestern tatsächlich eine entzückende, logische, wundervoll ausgetüfftelte Bewerbung geschrieben, einen Lebenslauf und ein lieblich rothaariges Foto angehängt, abgeschickt; so zufrieden gewesen, dass sich hinterher in all der Euphorie auch noch eine Wandschrank-Sommergewandaussortier-Aufräum-, eine Schreibtischblockierzettelwegwerfaktion und ein Spinatcreme-Cannelloni-Auflauf ausgegangen ist. Das war gut, soweit.
Bis ich bemerkte, dass sich in der Datei ganz unten, auf einer extra Seite, unter dem schön einfachklar designten Lebenslauf eine alte Bewerbung, die sich auf eine komplett andere Berufssparte bezieht, befindet, in der ich ebenso schlüssig und engagiert beschreibe, wie gut ich gerade dafür und für nichts anderes geeignet bin.
Wenn diese Personalchefin schlau ist, erkennt sie darin Genie in Form von Vielfältigkeit.
Oder aber sie denkt, ich bin völlig übergeschnappt.
*okay, das mit dem VW-Bus ist, was ich tun würde.
Montag, September 15
Ich bin nur der Zuseher und meine (deshalb verschobene) Arbeitssuche stellt sich als kleinstes aller Probleme heraus, das sich neben Kollaps, Magen-Darmspiegelung, einem höchst misslungenen Wahrsagerinnenbesuch, kurzfristigen Hochzeitsterminen, einem allerersten Schultag und einer gefährlichen Donaubrücke überaus vernachlässigenswert ausmacht. Wird noch dauern, das.
Ich sitze solang und schaue zu, was passiert. Dazu Regen und Ochsenzungentee mit Safrankandis am Stäbchen.
Dienstag, September 9
Ich hatte die Ehre, einmal eine mündliche Prüfung, zu der ich mich in qualvoller Selbstkasteiung genötigt hatte, um mich danach endlich als echte Studentin fühlen zu können, bei ihm abzulegen und zugesehen zu haben, wie er während einem meiner miserabelsten Referate zu Schillers Maria Stuart ungerührt eingenickt war.
Mein Germanistenherz trauert um jeden seiner Buchstaben, der nicht mehr geschrieben werden kann.
Samstag, September 6
Freitag, August 15
Euer liebevoll beschriftetes Paket mit dem Kroatisch-Lernbuch und meiner Schwimmbrille hat uns heute mittag beim Frühstück erreicht. Mein Reisepass, den ich aus Fahrlässigkeit und Schlamperei daheim vergessen habe und ohne den sie mich in Kroatien, das übrigens überhaupt gar nicht zur EU gehört und auch keinen Euro hat, einfach nicht hineinlassen, ist laut dhl-Sendeverfolgung bereits in Ulm angekommen. 54 Euro hat der Spaß gekostet.
Geschieht mir recht, sag ich.
Denn es tut mir aufrichtig leid, dass ich euch inmitten meines Urlaubes anrufe, anstatt Ruhe zu geben und mich einfach mal nicht damit zu beschäftigen, was zuhause passiert, Verantwortung abzugeben, zu vertrauen, stattdessen ins Telefon brülle, schreie, wüte, euch beschimpfe, schwöre, keinen Groschen dafür zu bezahlen, dass Ihr die Therme reparieren lassen habt, um wieder warm duschen zu können, dass mir aufgelegt wird und ich noch nicht mal da merke, hey, das passt nicht.
Das kannst du nicht machen, die Leute so anzumaulen, weil mal ein Fehler, eine kleine Schlamperei passiert.
Ich weiß, wieviel Ihr mir ständig wortlos verzeiht, während ich der Intoleranz fröne, wo es nur geht.
Ein paar Karmapluspunkte durch Fremdbadezimmerputz versucht aufzubuchen. Und ich lerne auch noch mal, wie man sich anständig entschuldigt, ehreschwöre.
Freitag, August 1
happy august
Mittwoch, Juli 30
Vier Jahre auf der Küchenbank gesessen, geraucht und einen angelacht, der mich nicht richtig lieben konnte.
Tatsächlich wie auf jener längst abgerissenen Küchenbank wie angewachsen dagesessen, jahrelang, dazwischen zur Trafik. Wege, die länger währten als zehn Minuten gemieden, einfach nur sitzen wollen. Und rauchen. Nicht nett gewesen, viel getratscht, gerichtet, verurteilt, gesucht, nach irgendeinem Inhalt. Dazu hundert neue Reclams.
Vier Jahre lang, unermüdlich.
Keine gerade Geschichte geschrieben, ein paar verwackelte Gedichte über Sehnsucht, aber wonach? Ich wusste gar nicht, was ich mag. Ich wusste nicht, dass ich das kann, was ich jetzt einfach tue. Einmal ist mein Weg sogar in diese Richtung gegangen, das war 2004. Bis die Professorin in die Runde fragt: „Wie viele Fremdsprachen sprechen Sie?“ Dabei zeigt sie mit den Fingern vor, wie viele das sein könnten. Eine ganze Hand rechts, zwei Finger links.
Das war die letzte Stunde, die ich besucht habe. Sie hatte meine Ehre gekränkt. Ich sprach gerade mal Englisch. Heute sage ich, ich gehe hinter den Ural und lerne russisch. Damals hätte ich nicht für möglich gehalten, jemals aus dem 9. Bezirk wegzuziehen, weg aus dieser studentischen Seifenblase, in der nichts existierte als ich selbst, die nächste Zigarette, blutroter Nagellack und jemand, der mich nie richtig liebte.
Ich dachte nicht, dass etwas aus mir würde. Dass ich bereits etwas war, wenn ich einfach darauf Acht gäbe, was es sein könnte.
Und währenddessen sind nur vier Jahre vergangen.
Und heute verurteile ich wieder Menschen, die jünger sind als ich damals und dennoch viel besser wissen, wer sie sind, was sie wollen und dass Nettsein vielleicht doch kein Arschloch ist.
Dienstag, Juli 29
Meine Wörter II
Montag, Juli 28
Also bitte, wenn ihr alle in meiner Wohnung wohnen wollt, zu dezenten Preisen, manche ganz umsonst, immer schön gesellig, ordentlich, mit 3sat und Abendbrot, immer Milch und Kaffee im Haus, und manchmal gibts sogar Vanilleeis mit Erdbeeren, ich koche euch meine gute Lasagne mit gewellten Blättern, leihe euch gerne meine abgestempelten Tickets, gehe samstags für euch einkaufen, wenn ihr vergesst, Milch & Brot fürs Frühstück (für 4 Personen) zu kaufen, all das gerne und mit Liebe und der richtigen politischen Einstellung, wirklich.
Also wenn ihr all das haben wollt, dann bitte haltet euch an die minimalen Regeln. Wer hier wohnt, muss nunmal die Wohnung putzen, muss einkaufen, abwaschen, zumindest beim Sonntagsputz (wenn er schon Montag abends gemacht werden muss) den Küchenboden putzen und den Biomüllkübel säubern, sollte mit triefend nasser Wäsche nicht das Vorhaus überfluten und wenn ihr mein Ticket leiht, dann zahlt bitte auch die Hälfte, nicht 1 Euro.
Danke, verbindlichst.
Freitag, Juli 25
Aber bis dahin: Besuch, Besuch, Arbeit, Lernen und ständig ein Essen für 8 Personen kochen, von denen drei nicht da sind, oder krank oder eine Küchenschabe finden, währen sie nachts nach Hause kommen und mich kreischend wecken. Dazwischen Unruhe und stapelweise Wäsche von Mädchen, die sich 10 Tage eingemietet haben, einfach so.
Und eines dieser Mädchen wird jetzt diesen Blog lesen wollen, weil der kleine Mann alles verraten hat, auch dass wir sowas überhaupt haben und dann fragt wieder jemand: Wer soll das eigentlich lesen und wozu überhaupt?
Langsam atmen, meine Liebe.
Während wir 27 werden, ihr Häuser baut und ich Reisen nach Russland plane, gibt es Nachwuchs, der mit 16 seine erste alleinige Großstadtreise unternimmt.
Das ist gut so.
Im meinem sechzehnten Sommer lag ich auf Rhodos, mit meinem ersten Freund, ja, das war der, der jetzt den Zivi nachholen muss. Damals war er knackige 20 Jahre alt, Pauschalreise, Verdacht auf Schwangerschaft wegen aufgeregter Zyklusverschiebung, 500 Schilling für einen überteuerten Schwangerschaftstest in einer griechischen Apotheke und zwei Urlaubstage wegen Krise verschwendet, danach wieder fleißig am Pool, weil wir zu blöd waren, um eine anständige Stelle Strand zu finden (fragen haben wir uns nix getraut). Der eine Kerl am Straßenrand in Richtung Altstadt ist mir noch im Ohr, der uns jeden Abend mit tiefer Stimme "Hello! Portrait?" nachrief.
Als ich so alt war oder damals, als wir noch auf Hausdächern pures Gras geraucht haben, das sagt man dann, mit 27 immer öfter und meint eigentlich: Gott sei dank bin ich erwachsen, god bless me.
Donnerstag, Juli 24
Meine WG erinnert mich, gottseidank und lautstark: Musik, wie damals, am Küchentisch, morgens, 16 Uhr, Kaffee, Glycerine & Zigaretten.
All das
Beginnen wir mal damit, einfach so, brutal.
Mittwoch, Juli 23
Jobsuche in Irkutsk und Umgebung
Donnerstag, Juli 17
Sonntag, Juli 13
gestern nacht geschlagene 5 Stunden einen Urlaub nach schlussendlich Kroatien geplant und versucht (!) online zu buchen, nach ewigem hin- und her, ob nun per Rail&Fly noch eine Stadt mitgerissen wird, sich für Hamburg entschieden, versehentlich Dortmund gebucht, sich dem Schicksal ergeben (ich im Pott, ha), Dortmund wird schon wissen, warum es uns ruft.
Heute bis mittags im Bett geblieben, Mann macht Frühstück: Kaffee, Eierspeis, Lachs, Melonen, Erdbeeren, Ananassaft; danach Wohnung aufgeteilt: Mann putzt (wie immer) Küche, für mich bleibt Klo, Bad, Wohnzimmer, Vorhaus. Ich bin natürlich viel schneller, Mann beschwert sich, dass ich schon diesen Eintrag schreiben kann, während er noch den Müll runterträgt, Küche wischt, Spülbecken schrubbt.
Danach ein SMS von einem meiner hartnäckigst englischsprechenden Schüler: in deutsch. Erfolgserlebnis abgebucht unter: all der Stress zahlt sich aus, es lohnt!
Abends: Mann kocht Cannelloni, gefüllt mit Brokkoli.
Für all das gerne dem Mann ein ganzes Monat lang beim Fußballschauen beigesessen.
Donnerstag, Juli 10
heute mit der schwangeren T., die natürlich wie eine der Schwangeren aussieht, die wir alle beneiden, weil man von hinten gar nichts sieht und sich erst im Profil ein entzückender Bauch nebst wunderschönem Busen abzeichnet, auf dem Naschmarkt bei Mr. Lee (der übrigens vier Stände und 5 Gehminuten weiter eine Toilette besitzt, für die man einen Extraschlüssel braucht) Chicken Satay gegessen. Dazu schwangerensolidarisch Soda.
Dienstag, Juli 8
Jetzt einen Monat Verantwortung für alles, dazu 6 Stunden Deutschkurs die Woche, eine halbleere, neu bevölkerte, frisch großgeputzte Wohnung, einen schlaftrunkenen Mann im Bett, eine ellenlange 2doListe angefertigt (darunter Wäscheflicken, was nie passieren wird), meine WG zu Sozialarbeit verdonnern wollen, und alles nur, weil mir grad einfällt, Sozialarbeit, freiwillige gut zu finden.
Das ist so, als ob man plötzlich rausfindet, man mag Müsli mit Joghurt zum Frühstück, oder Lachs und Ei, und es allen Honigbrotessern reindrücken will, dass das wundervoll sei.
Funktioniert nicht, is blöd.
Freitag, Juni 27
Montag, Juni 23
first night without football, welches mein hirn zerballert
Heute abend Übersichtstabellen zu den Herkunftsländern meiner Schüler erstellt. Fläche, Einwohner, Amtssprachen, und so weiter. Und Nachbarländer. Systematisch für China, Peru, Iran, Afghanistan, Moldau, Indien. Und Sri Lanka.
Gerade 5 Minuten den srilankischen Wikiartikel nach Nachbarstaaten durchforstet.
Bitte liefert mich ein, hier bin ich.
Samstag, Juni 21
Da sitz mal ruhig 90 Minuten plus Verlängerung und hoffe, er kommt nicht. (File under: gehe niemals auf Wg-Partys, bei denen du nicht sicher bist, wer alles dort wohnt.)
Und ich dachte ja, ich hätte am Donnerstag mit dem portugiesischen Trainer schon die traurigste Szene aller Zeiten gesehen. Nichts gegen die armen Kroaten.
Aber der Corso der Türken in Wien auf der Äußeren Mariahilferstraße und am Gürtel war unübertroffen. Glückwunsch, Türkiye!
Mittwoch, Juni 18
Familie & wozu sie gut ist
Ich bin aufgestanden, habe sie angerufen, sie ist einkaufen gegangen, ich habe solang geputzt und danach hat sie mir beim Kuchenbacken zugesehen.
Mehr musste sie gar nicht tun.
Dienstag, Juni 17
Was Fußball mit mir macht
Meine Schwestern schimpfen mich deshalb. Zurecht.
Und obwohl ich gestern in dem albanischen Lokal an der Währingerstraße, indem selbst die (albanischen) Kellnerinnen Österreichtrickots getragen haben, schönfeil mit meinem glitzernden Österreich-Leiberl und rotweißrotwangiger Schminke im Gesicht erwartungsvoll dagesessen bin, neben meinem Mann, der vor sich eine Deutschlandfahne als Tischtuch ausgebreitet hatte, freute ich mich aus ganze Seele, als Ballack in unser Tor traf.
Das musste seltsam wirken, ein rotweißrotbemaltes Mädchen, das jubelt, wenn die gegnerische Mannschaft siegt. Aber ich sage, es ist Liebe. Wir sind diese eine Werbung, ihr wisst schon.
Denn ich freue mich einfach mehr, wenn Deutschland Europameister wird, anstatt einem Österreich angehören zu müssen, das sich von einem Zusammentreffen im Viertelfinale mit Portugal jahrelang nicht mehr erholt. Deutschland war diesbezüglich ein zuvorkommender Gegner, dem erst gegen Ende die Geduld riss.
Der Mann hingegen ist glücklich, dass Österreich sich gut geschlagen hat und die Österreicher deshalb keinen Grund haben, ihm persönlich die nächsten 30 Jahre tag für tag ihr Unglück nachzutragen. Als Deutscher hat man es in Österreich ja nicht gerade einfach.
Aber immer noch einfacher als meine Deutschschüler, allesamt keine Europäer, die ich heute morgen per sms auf nächste Woche vertrösten musste. 3 Stunden Unterricht ausgefallen, wegen Halsschmerzen meinerseits. Und ich liege nun im Bett rum, lese Lola und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich krank bin.
So ist es nämlich, als Erwachsener kann man nicht einfach krank sein wie früher, in der Schule. Wo man bei Stress einfach mal einen Tag zuhause geblieben ist und danach gings wieder.
Als Erwachsener hat man diese Art von Verantwortung, die einen auffrisst.
Aber ich lerne ja nicht daraus, heute abend wieder Fußball. Dazu wie immer ein Essen des (von Deutschland) besiegten Landes. In diesem Fall: Kalbschnitzel mit Kartoffelsalat. Zugegeben, während der WM waren das exotischere Gerichte, zb. Costa Ricanisches Tomatensalsa.
Und am Freitag gibt es dann hoffentlich portugiesische Teigtaschen mit Krabbenfüllung.
Mittwoch, Juni 11
Mittendrin
Währenddessen vergärt der gute Rotwein, weil Rotwein und Fußball vertragen sich nicht.
Sonntag, Juni 8
Donnerstag, Juni 5
Samstag, Mai 31
Jelenec - Tag 1
Anreise: Morgens um 7.39 Uhr aufgewacht, verschlafen, zum Deutschkurs gehetzt, 3 Stunden Unterricht geduldig und aufgeregt runtergerissen, hochmotivierte Schüler die mit hochmotivierten Fortgeschrittenenfragen den Anfängerunterricht aus den Angeln heben, während sie den Unterschied zw. bestimmtem und unbestimmtem Artikel noch nicht 100%ig...
[die ehrliche wahrheit, setz dich:]
ich war im Urlaub, ich sag es grad heraus und habe an zwei wunderschönen Nachmittagen in der Sonne halbnackt auf einer Bierbank sitzend, nachdem ich den Schock überwunden hatte, zum ersten mal in meinem Leben eine Schlange gesehen zu haben, die die Größe einer Blindschleiche (welche ich bis dahin für ernstzunehmende Schlangen gehalten habe) ums sechzehnfache übersteigt, einen 7 Seiten langen Reisebericht, in acht verschiedenen Stabilofarben, ganz eng auf Karopapier (obwohl ich Karo überhaupt nicht ausstehen kann, weil 1 Kastl zu klein und 2 volksschulartig groß sind) geschrieben habe, der verdeutlichen soll, dass Kerl und ich an Städtekoller leiden und aufs Land ziehen müssen! Und was für eine heilende Wirkung ein kleines slowakisches Dorf jenseits aller Restaurants, Pizzerien, Supermärkte, diesseits von Grillstellen, Vogelgesang und Schlangen auf Seelen wie unsere haben kann.
Und was ist daraus geworden?
Alltag, Arbeit, ein Berg Nähwäsche, ein ausgemistetes Zimmer, ein Fengshui-Buch, ein halbabgebrochener Französischkurs und übrig allein der unabgetippte, feinsäuberlich verfasste Text, der zeigt, wie eine grüne Wiese mit Bäumen rundherum uns Stadtmenschen in den Arsch tritt, uns zwingt, mal einfach nicht zu duschen (weil die Receptia einfach mal zwei Tage stressfrei geschlossen war, ohne dass irgendwie die Welt unterging), einfach mal in Alufolie gepackte Fleischstückchen ins Feuer zu werfen, weil es einfach mal keine Möglichkeit gibt, essen zu gehen, sondern ein 35minütiger Fußmarsch vonnöten ist, ein kleines Lebensmittelgeschäft mit seinen 3 für unsere Verhältnisse halbvollen Regalen zu erreichen.
Das alles so simple, wie schön.
Die Posturlaubsdepression von Kerl und mir, verschweige ich hier mal, einfach so.
Dienstag, Mai 20
Nicht für mich, danke.
Diese Woche wird das allerdings schwierig. Der 27. Geburtstag und 5 Schwaben im Haus. Da hilft nur viel Wasser, dazwischen wenigstens und die Tanten zum Heurigen schleppen, da gibts nur Wein, den vertrag ich besser und kann versuchen, mit ihnen mitzuhalten. Mithilfe von dickgeschmierten Schmalzbroten, vielleicht.
Freitag, Mai 16
Aber jetzt, wo ich tageintagaus eigentlich dasselbe, anstregende mache, und zwar nicht die geistig anregendsten Dinge, sitzen die Sätze tief drinnen und wollen nicht mehr raus. Wenn ich sie extra rauspresse, wehren sie sich, versperren sich und würgen sich bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt den Weg hierrein, wenn sie es überhaupt soweit schaffen.
Schade, das.
Ich sage euch, heute ist der Tag gekommen. Jetzt sitze ich hier, mit einem niegelnagelneuen Laptop. Geschenkt.
Und wie fühlt sich das an? Zuerst musste ich mir mal die Nägel kürzen, weil lange Nägel und Laptoptasten vertragen sich nicht. Und wo ist eigentlich die Entf-Taste?
Daran gewöhnt sich mal einer.
Überhaupt ist in dieser Wohnung die Laptopzeit ausgebrochen, das kleine Mädchen hat jetzt auch so ein Ding. Etwas kleiner als meiner hier, und wehe man lädt ein Programm drauf, aber schick, mit selbstgenähtem Plüschschutz drumrum. Der Plüschschutz gefällt dem kleinen Mädchen am ganzen Teil wohl am allerbesten, schätze ich.
(feilt einen weiteren Nagel zurecht)
Es hat sich vieles gebessert, hier, in letzter Zeit.
Kerlchen und ich haben uns Anfang des Jahres echtes Bettzeug geleistet. Aus Kamelhaar. (Und ja, mit Bettzeug meine ich das innen, nicht das drumrum und nein, Kamel musste dafür keines sterben.) Dazu ein geschenkter Laptop, eine Weltkarte, glänzende Schuhe, die atmen und ein Zelt, mit dem demnächst in die Slowakei gereist wird. (Slowakei ist übrigens ein Land, das touristisch unerschlossen, wunderschön, nah und dazu sehr günstig ist. Niemand reist dahin, deshalb kosten die Campingplätze auch zw. 1 - 3 Euro die Nacht. Möglicherweise aber ohne Klo.)
Das alles sind Neuerungen, aus Gründen eines fertigen Studiums, das jetzt endlich Früchte trägt. Es gibt plötzlich Arbeit, Lohn und dazu Freizeit, in der man den Lohn wieder ausgeben kann. So funktioniert Erwachsenenleben. Unlängst hat mir jemand erklärt, freie Tage seien ein Teufelswerk, von der Wirtschaft erfunden, die nur darauf aus ist, dass man den hart verdienten Lohn gleich wieder ausgibt.
Ich arbeite daran, all den Erwachsenenkram verstehen zu lernen. Man wächst da rein, schätze ich und plötzlich trägt man Seidenstrumpfhosen, dazu atmende Schuhe und muss darauf achten, dass man nicht vor sich selbst erschrickt.
Dienstag, Mai 6
Wenn ich alles vergessen habe, woran ich glaube, weil der Alltag mich hat und nicht wieder ausspucken mag. Alles viel zu schnell, viel zu hastig abgespult, nicht eins nach dem anderen, alles gleichzeitig und querüber, ungeduldig, halbgar, ungenossen. Mehrere Tage vergehen, wo mir das Abendessen egal, ich bemerke gar nicht, was ich esse, schnell runter geschlungen, währenddessen den anderen, die selbst genug zu tun haben, vom übervollen Tag erzählt,...
Soll so das Leben sein? Das wird schon wieder, wenn ich dies und jenes hinter mich gebracht habe, ja?
Weiß ich noch, wer mir heute mein Abendessen, meinen Kaffee gekocht,
weiß ich schon noch, wer mich gestern angerufen und nach meinem Befinden gefragt,
weiß ich schon noch, dass ich mich um meinen Freund auch kümmern muss
und dass der nicht einfach neben dran läuft und sich alles anhört,
was ich allein nicht verarbeiten kann.
Und dieses Blog? Verwahrlost, weil ich über meine beiden Arbeiten hier drin nicht reden kann und sie zurzeit alles sind, was ich denken kann?
Keine Zeit mehr für Nagellack, Bücher, Rezepte, Leute, Vokabeln, Sätze formen, Nettsein, endlich mal die Interviews für die Großeltern zusammenstellen.
Stöhnen, schnaufen, hecheln, im Gedankenrad rennen, nicht mehr schlafen können.
Und immerzu denken: Das eine noch, wenn ich das erledigt habe, dann geht es wieder, dann wird alles gut.
Und dann kommt das Kerlchen und sagt einem, dass man nicht glauben muss, dass das irgendwann aufhört, wenn man es geschafft hätte. Wenn man einen besseren Job, eine andere Wohnung, französisch gelernt, neue Freunde, einen Garten, Tolstoi gelesen hätte.
Es hört nicht auf.
Es läuft genauso so weiter, für immer, wenn man es zulässt.
Montag, Mai 5
Sonntag, Mai 4
Arbeitsrecht. Arbeitsrechtsprobleme.
Und jetzt? Honorarnoten, Dienstverträge, Diskussionsrunden, Gewerkschaft! Und das Einerlei der Arbeit, von der man nicht weiß, ob sie je bezahlt wird. Mit echtem Geld, über dem Mindestlohn. Ist ja nichts selbstverständlich heutzutage, nichts!
Ich mag eigentlich nur mehr ins Bett liegen, unter die Decke und niemanden mehr sehen.
Das allgemeine Essen in dieser Wohnung wurde kurzfristig von mir abgeschafft, weil mein echtes Leben mich sosehr quält, dass ich nicht mal mehr die Muse finde, meine Mitbewohner am Esstisch durchzufüttern. Dabei mag ich das, also früher. Als ich noch mit Muttern versichert war.
Verhältnisse sind das.
Und all das so aus der Fassung bringend, dass ich sogar vergessen habe, Bib-Bücher zurückzutragen. Das vergesse ich nie.
Die kleine Schwester ist auch ausgezogen, endgültig. Aber nur 100 Schritte weiter, in die dunkle Ecke der Gegend. Nunja, aber innen hell, trotz Teppich.
Ich mag nicht mehr, ich will klein sein. Wo man sich beschweren kann, dass man kein Kirschjoghurt abbekommen hätte und die Bettwäsche mit dem Schmetterling bereits vergeben ist. Oder zurück, dahin, wo man für Zigaretten und Alkohol arbeiten gegangen ist.
Weil man jemand hatte, der Miete, Strom, Gas, Gis bezahlt hat. Einfach so.
Und eine Putzfrau, die alle 2 Wochen das Heimzimmer aufgesperrt und nass rausgewischt hat.
Oder: Wo man noch Zeit für Nagellack hatte, dahin will ich.
Freitag, Mai 2
Samstag, April 26
Kerlchen lernt solang, wie man Fische seziert, echte, aus dem Lunzer See.
Gestern Nacht noch extra im Regen in die Videothek gelaufen und das Haus am Meer geholt, zur Strafe auf Englisch angesehen. Die ersten 10 Minuten ging gar nichts, am Ende alles prima verstanden. Dazu Rotwein, ganz allein. Nachts auf die Toilette gegangen, im Glauben, ganz allein in der Wohnung zu sein. Als ich rauskam, stand k direkt vor dem Klo und mein Schrecken hat sich sofort in Aggression und Abwehr ungewandelt, indem ich sie zusammengeschrieen habe, was zum Teufel sie zuhause (und vor allem direkt hinter der Klotür) zu suchen hätte. Ich schätze, die geht mir jetzt eine Weile ausm Weg, die Ärmste.
Leute, die immer allein wohnen, tun mir unsäglich leid, wirklich.
Freitag, April 25
Nachtrag: Alleinsein
Ich schweife ab, wollte das aber mal hier outen. Ich versuch dabei immer, zu ergründen, worin genau die Erfolgsgarantie solcher Bücher und Filme liegt. Die Filme funktionieren bei mir immer recht gut, da lass ich mich einwickeln, aber die, nennen wir es Einfachheit solch geschriebener Geschichten lässt mich am Ende meist ratlos zurück. Wem gefällt das? Bei jedem neuen Buch (derzeit Zusammen ist man weniger allein, wo ich noch am ehesten glauben will, dass die Übersetzung einfach oft danebengegriffen hat) hoffe ich jedoch erneut, dass ich was draus ziehen kann (bleibt jedesmal konsequent aus).
Sagte ich schon, dass alle weg sind. Vielleicht sollten sie öfter weg sein. Vielleicht möge ich sie dann lieber und ihre Macken störten mich weniger. Z.b. wie sie den Boden aufwischen, was sie einkaufen, wie sie atmen, all dies. Man kennt das ja. Ich kann es mir nicht vorstellen, alleine zu leben. Mein Weg geht vermutlich von der WG- direkt in eine Familiengründung über (keine Angst, Kerlchen weiß das und erschrickt nicht, wenn er das von seiner Exkursion aus liest).
Woche 2
Oh weh. Ich bin ganz allein zuhause. 121 Komma noch was Quadratmeter gähnende Leere. Alle sind sie weg, die Bewohner. Kerlchen auf Exkursion beim Elektrofischen im hinteren Niederösterreich (nach etlichen Schwüren, dem Elektroschocken nur vom Ufer aus, allerhöchstens protokollierend beizuwohnen, gehengelassen), vermutlich wieder ohne Handyempfang, wie beim letzten Mal (hallo one, mach ein Netz in das Loch um die Ybbs!). Das kleine Mädchen hat sich einen neuen Verehrer aufgetan, der sie wohl eine Weile auf Trab halten wird. Meine kleine Schwester, die ja nun auch schon wochenlang bei uns im Wohnzimmer haust, hat eine eigene Wohnung gefunden und managt ihren Umzug. j² ist aufs Land und v gleich ganz hinter den Ural gefahren, für mehrere Wochen.
Nur ich bin da. Und mit mir jede Menge Arbeit, die sich auf meinem Schreibtisch stapelt. Morgen und übermorgen wieder Dienst abstehen, im Brotjob. Brotjob - das neue Wort für meinen Brotjob. Gefällt mir ausnehmend gut, funktioniert prima als Rechtfertigung, warum ich noch nicht als international berühmte, sagen wir, Journalistin, Werbetexterin, Schriftstellerin fungiere, sondern mein Leben sorgfältig in ehrenamtliche Tätigkeit (Praktikum) und Brotjob teile.
Ganz allein zu sein ist für jemanden wie mich, der immer mindestens fünf Mitbewohner und zwei Besucher gewohnt ist, der unlängst in Paris gelernt hat, wie es ist, zu viert in einem Zimmer zu schlafen und der mit drei Geschwistern aufgewachsen ist, seltsam. Ich geh dann immer etwas wirr herum und frage mich, wozu aufräumen? Wozu kämmen, Locken drapieren, anziehen, kochen, einkaufen. Heute k einkaufen geschickt, weil ich mir sonst mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Tiefkühlpizza mit Heim genommen hätte. Weil ich das immer mache, weil mir echtes Kochen und echtes Anziehen sinnlos erscheint, weil ich dann unentwegt sinnlose Sendungen ansehen würde, weil ich ohne Kerlchen nicht einschlafen kann. All das sind Dinge, die ich in Gesellschaft anprangere. Ich will keine Tiefkühlpizza, ich will nicht sinnlos fernsehen, ich will nicht völlig verwahrlost, mit zerrupften Haaren herumsitzen und stapelweise Arbeit abtragen. Ich will: gutes Essen, das jemand für alle kocht, allenfalls in Arbeitspausen zu Kerls southpark-Folgen auf Englisch hinüberschielen, von anderen bemitleidet werden aufgrund des hohen Arbeitsstapels, abends Volupta (macht ja allein so was von überhaupt keinen Spaß), nebst Kerlchen einschlafen, weil es da bloß 2 Minuten dauert.
Montag, April 21
Alles Gute und sehr viel Käse
Sonntag, April 20
Woche 1
Montag, April 14
Wir sind zurück und ich wünschte, ich hätte die Muse, die Reise im Detail zu beschreiben, aber das ist unmöglich. Es war einfach phantastisch, was wir vorallem unserer Reiseführerin D. zu verdanken haben, die uns durch ihr ganz eigenes Paris geschleppt hat und auf deren Matratze wir in einer winzig kleinen Thai-Wohnung schlafen durften, während wir im Gegenzug versprochen haben, dass sie - zurück in Wien - soviele Abende sie möchte zu uns zum Essen kommen darf. Wir hatten thailändisches, chinesisches, japanisches, indisches, türkisches und zuguterletzt französisches Essen. In Frankreich dreht sich ohnehin so gut wie alles nur ums Essen. Wo man geht und steht wird man verlockt, sich Baguettes, Crêpes, Pannini und Ähnlichem hinzugeben.
Diese Woche startet die neue Arbeit. Bis jetzt läuft es gut, es ist nah, nett bezahlt, mit etwas Verantwortung und trotzdem genug Freiraum. Meine Deutschkurse sind wegen eines Masernfalls abgesagt, keine Ahnung, wann sich der arme Kerl erholt. Morgen wieder: cours de francais. Dazu habe ich in Paris ein tolles buntes französisches Kinderbuch gekauft, mit dem ich Vokabeln lerne.
Im Übrigen fand ich den Tour d'Eifel voll pipi.
Dienstag, April 1
à l'aéroport d'Orly
Machts gut, bis 12.
Montag, März 31
Das Amazonpaket ist da.
1. der ärmste Briefträger muss 3 Stockwerke plus ein Mezzanin rauflaufen
2. der Briefträger kommt mit Paketen immer um Punkt 7 Uhr morgens, wo bei uns noch alles in Traumgefilden schwebt und dieses nervige Klingelgeräusch mich, mich allein aus dem Schlaf reißt (alle anderen schlafen im hörmäßigen Abseits).
Supervorteil: Das Paket ist da und ich habe keinen Finger dafür rühren müssen. Nicht mal das 700seitenschwere Buch die Treppen rauftragen. Vermutlich bin ich die letzte aller lesenden oder dvdsüchtigen Personen, die es geschafft hat, diesen Superservice bis zum heutigen Tage zu meiden. Es ist nämlich schon cool, ganz irgendwie.
Edit: das derzeit im Wohnzimmer hausende, mit mir stark verwandte Mädchen (erkennt man an etlichen Anzeichen, zB. leicht getarnte Anfälle von Tobsucht) sucht immer noch eine Bleibe, genauer gesagt ein WG-Zimmer in einer größeren WG um die 300 Euro Gesamtkosten im Süden Wiens wäre ihr das allerliebste. Da denkt man, dass das nicht so schwer wäre. Ist es aber: Letzte Woche eine Zusage von einem netten Mädchen aus dem 12., die eine Wohnung samt Garten besitzt. Hat sie mal behauptet, in Wirklichkeit gehört alles ihrer Mutter, die ein Schnitzelhaus in einem Urlaubsland am Strand besitzt, aus irgendwelchen Gründen aber jetzt für 4 Monate nach Wien zurückkehrt und ihr erratet es schon: In genau jenem Zimmer einziehen wird, welches meiner Schwester versprochen wurde. Die wollte schon Möbel und einen Holzboden kaufen, da kam die Absage, zwei Stunden vor dem Termin, gemeinsam auszumalen. (Hier den Tobsuchtsanfall einfügen). Nach einigem Zureden und etlichen Tränen trägt sie es mit Fassung. Kerl und ich fliegen in zwei Tagen nach Paris, solange kann sie unser Zimmer haben. Aber danach wirds wirklich eng.
Donnerstag, März 27
Buchhändler, aus Fleisch und Blut
Mittwoch, März 26
Pfui
Zuerst ein völlig versautes Vorstellungsgespräch, bei dem das Ambiente das einzige war, das (mich, genau wie die anderen) überzeugt hat. Selten einen so miesen Dialog über etwas geführt, das ich ansonsten ganz gut beherrsche: mein Leben. Hallo ich bins, diejenige, die von ihrer Schwester erst unlängst den Vorwurf zu hören bekam, nur über sich selbst zu reden. Upsi.
Jetzt sitz ich da, ich und mein Kohlrabi, mein Matjesfilet, mein Emmentaler (ja, mir schmeckt kein richtiger Käse) und mein Salzstangerl. Und mein Zigeurneraufstrich. Aufstriche sind übrigens was österreichisches. Ich wusste das nicht, aber Deutsche finden die Auswahl von Aufstrichens hier im Supermarkt enorm. Vorallem Wojnar sind sehr beliebt, ja. Wo war ich? Ach ja, alles scheiße heute.
Und das obwohl ich immer meine Streifenkarte abstemple, nienienie schwarzfahre und allein von daher schon soviel Pluskarma haben müsste, dass mir einfach alles gelingt.
Nein, so einfach ist das nicht. Aber witzig: In den Ubahnstationen heute deutsche, englische und sogar holländische Durchsagen punkto beste Route zum Stadion. Österreich-Niederlande. Vielleicht, aber nur ganz vielleicht reißt das, neben Bier und Chips, den Tag heute raus?
Samstag, März 22
Proll-City
Aus diesem Grund ließ sich unser Deutschlandbesuch nicht von einem Aufenthalt in der Lugner-City abbringen, welche wir Freitag abend gemeinsam besuchten, um dort ins Kino zu gehen. Das Kino, da kann man echt nichts sagen, ist toll. Die Sitze lassen sich nach hinten klappen und jede Reihe hat fußfrei, manche könnten sich in der fußfreien Zone sogar horizontal auf den Boden legen, soviel Platz ist da. Die Dame an der Kasse machte uns sogar auf den Studentenpreis aufmerksam, ohne den wir 1,5 Euro pro Karte zuviel bezahlt hätten. Auch der Film war wirklich sehenswert. Allein die 25 Minuten, die wir vor Filmbeginn damit zubrachten, durch das anhängende Einkaufszentrum zu schlendern, das freitags bis 21 Uhr geöffnet hat: Selten so eine schmuddelige, unappetitliche Shoppigmall gesehen, in dem so viele Menschen ihre Freizeit offenbar gerne zubringen.
Ich weiß nicht, was in mich fahren müsste, um da drin Sushi zu bestellen, während Herden von Gangsterkindern mit Orsay-Sackerln in der einen und Tschick in der anderen Hand direkt an meinem Esstisch vorbei'krochen'.
Mittwoch, März 19
Dies ist keine Übung
Heute treffen mich die Herren von Vacano und Beck wieder mitten ins Herz.
Wer einsam ist, sich schlecht oder nutzlos fühlt, der gehe hierhin und lächle.
Kann man nicht oft genug empfehlen, die.
Dienstag, März 18
Sie sind weg.
Die Französischlehrerin schreibt mir eine message électronique und wünscht mir Joyeuses Pâques! (da wir noch nicht soweit sind, schreibt sie gleich dazu: = frohe Ostern). Ich wusste das schon, weil das auch auf meiner eiförmigen Merci Crocant-Packung steht. Zurzeit enerviere ich meine Umgebung mit Sätzen wie: "Ich weiß, was (beliebiges, sinnloses Wort einsetzen) auf französisch heißt!" und plane, die komplette Wohnung mit französischen Kärtchen zu tapezieren: la salle de bains (Badezimmer), la poubelle (Mülleimer), le réfrigérateur (Kühlschrank), la télé (Fernseher).
Die Blumen von meiner Sponsionsfeier sind auch schön langsam welk und warten darauf, unliebsam in den Biomüll gestopft zu werden (einer der Gründe, warum Blumenbekommen ein stets ambivalentes Gefühl in mir auslöst, Kerl weghören bitte!)
Apropos Kerlchen. Der Süße laboriert ja derzeit an so vielen Infektionen, Frühjahrsdepressionen und Lebensmittelunverträglichkeiten, dass es für die komplette WG reichen würde und ich mir langsam richtig Sorgen mache.
Ich versuche ihn gesund zu streicheln, ihm Palatschinken mit laktosefreier Milch zu backen und ihn soviel Fußballschauen zu lassen, wie er möchte. Und Computerspielen. Aber nicht einmal das scheint ihm richtig Spaß zu machen.
Ein kränkelndes, stilles, leidendes Kerlchen zu haben, wenn man einen lustigen, frechen, lebensbejahenden Kerl gewohnt ist, zerreißt einem richtiggehend das Herz.
Wer Lösungen für solche Probleme kennt, bitte bei mir melden (Johanniskraut, EM-Karten?).