Dienstag, März 31

"Sie stellen wohl Ihr Licht unter den Scheffel?!"
Supervision ist super.
Jetzt liegt dieser Brief endlich endlich auf dem Postamt. Jeder Brief läuft erstmal eine Woche mit mir in der Handtasche rum, wird zerknittert, zerbröselt und abgeschlonzt, bevor ich ihn wieder nach Hause trage, ob der Umstände umsackle, wiederverklebe und irgend, irgendwann dann endlich zur Post gehe. Das ist nur, weil die 2 Postämter, die ich Städtin zur Verfügung habe, nicht direkt neben meiner Haustür sind.
Jetzt ist er abgegeben, aber dann schon Priority. Das heißt eh nix. Weniger als priority wäre economy, was bedeutet, dass sich die Post sage und schreibe 10 Werktage Zeit lassen darf.
Ich bin jetzt also wieder Studentin, offiziell. Aber eh eine Abend-, Wochenend-, bzw. bei mir Vormittagsstudentin. Nachmittags ziehe ich weiterhin meinen Häschen die Löffel lang. Ist auch ein bissl fad mittlerweile, weil ich sie mir so brav hergezogen habe, dass man fast gar nix mehr rumerziehen muss. Jetzt wollen sie alle nur noch tolle Dinge machen, die ich aufwendig vorbereiten muss. Zb. Hasen aus Petflaschen oder Wasseruhren aus Petflaschen. Oder sich darüber unterhalten, wie süß und gleichzeitig urdoof Jungs doch sind. (Was soll ich dazu sagen?)

Montag, März 30

Wenn man kein twitter mehr hat, hat man morgens das Internet in fünf Minuten durch (plus E-Banking) und kann sich auf Wesentliches konzentrieren: Die alte, neue Kaffeemaschine nach dem Duschen nur in ein Handtuch gewickelt mit der hohen Stehleiter von ganz oben aus dem Wandschrank zu holen und hoffen, nicht just splitternackt runterzufallen; sich ausgibig die Augenbrauen zupfen und daran denken, in nicht mehr als 3 Wochen im zyprotischen Linksverkehr zu einem Campingplatz direkt am Meer zu fahren; Endlich die Anmeldung für das ewig hinausgezögerte Fernstudium abschicken. Dem Mann dafür danken, dass er alle Fenster blitzblank geputzt hat und der Frühling jetzt sogar zu uns reinsehen kann. Und wir raus; den guten Kaffee aus der schicken neuen, alten Kaffeemaschine genießen; Mich darüber freuen, dass in dieser Wohnung niemand mehr raucht. Danke.

Samstag, März 28




Und diesen Sommer werden wir 3 Monate lang nur so frühstücken. In Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Montenegro und Kroatien.
Der Mensch will sich nämlich einzigartig fühlen. Er will kein Steinchen im Kieselhaufen sein. Er will denken, dass seine Gedanken, sein Tun originär, neu, besonders sind.
Eine Nacht mit Sarah Kuttners Mängelexemplar verbracht haben, während der Mann nach 15 Wodka-Eis nachts heimkehrt. Die eigene Schwester plötzlich mit klaren Augen sehen; twitter gelöscht.
Auf einen Schlag bin ich wieder frei.

Samstag, März 14

Der Mann ist ausgegangen.

Ich bin allein daheim und liege mit einer Flasche Biozweigelt im Bett.
Der Mann hat mir eine Chipstüte aus der Küche gebracht, bevor er gegangen ist.
Er schreibt mir belustigte SMS aus dem Palais Eschenbach, wo eine wilde Erasmusparty tobt. Mir war ja gleich klar, dass wir inzwischen zur brunchenden Generation herangewachsen waren, die sich nicht mehr mit zweiundzwanzigjährigen Holländerinnen per Jägerschnaps ins Delirium kippt. Aber der Plan vom Mann ist nun mal eine lange, ausgedehnte Balkanreise im kleinen Corsa seines Bruders. Und er kennt ja jetzt diese kroatischen Unileute, und außerdem sind wir beim Couchsurfen angemeldet, was ja übrigens morgen startet. Ausgerechnet mit Franzosen! Wo ich grad noch weiß, was Ostern auf Französisch heißt. Aber nicht wie man es genau ausspricht, nur vielleicht schreiben kann ich es.

Dabei hat alles damit begonnen, dass ich eines Tages mit dem Studium fertig war.

Und was soll man machen nach so einem Studium? Und außerdem hatte ich nie richtig eine Fremdsprache gelernt. Und nie weg gewesen war ich auch nicht, nicht wirklich.
In dieser Nacht ging es um Perspektiven. Was will ich überhaupt und wo gehe ich noch kurz hin, bevor ich 3 Kinder gebäre und ein hölzernes Haus abbezahlte, mit Katzen drumrum.
Und ihr lacht da darüber, aber für mich war das ernst.
Ich konnte davon nicht schlafen (der Mann lag babyesk neben mir).
Und irgendwann schäle ich mich aus der neuen Kamelhaardecke, damals, es war ein Jänner. Mittennachts war mir klar, dass ich weggehen muss.
Und dann wurde der Plan immer perfekter. Und jetzt kommt dann bald mal der Anfang.
Irgendwie deshalb ist der Mann jetzt im Palais Eschenbach und irgendwie deshalb habe ich heute Osternester gebastelt.

Die waren übrigens sehr hübsch. Prächtige Gockel in grünem Ostergras.

Donnerstag, März 12

Dabei würde ich grad jetzt so gerne erzählen, dass es jemand gibt, den ich kenne, der jemand kennt, der weggeworfene Lebensmittel aus Supermarktmüllcountainern sammelt, nach Hause trägt und dort zu Obstsäften oder sehr brauchbaren Abendessen verarbeitet; oder dass es jemand gibt, den ich kenne der jemand kennt, der offenbar gerade sein Interesse am anderen Geschlecht wiederentdeckt und deshalb durch ständige Abwesenheit oder laute, nächtliche Telefongespräche glänzt; oder dass das Projekt Couchsurfing in einer WG, die ich kenne, die jemand kennt, gerade startet. Alles höchst aufregend, aber ich darf ja nix mehr sagen, hier!

Mittwoch, März 11

Wartet nur, es kommt bald der Tag, an dem ich euch hierher wieder eine schöne Geschichte schreibe. Zurzeit etwas gehemmt wegen twitter (Erkennen und Begreifen) und Mitbewohnern, die sich gehäuft weigern, weiterhin als Contentlieferanten zu dienen.

Dienstag, März 3

Das Wochenende war eine Katastrophe, mit einigen netten Einzelheiten. Entsetzt über mein Neffenkind und seine ihm zuteil werdende Erziehung, auch entsetzt über das sehr sanierungsbedürftige, zugemüllte Haus, das meine Mutter sich für kein Geld gekauft, aber für viel Geld und mit noch mehr Energie erstmal wohntauglich machen muss. Beides hat mich zu dem Entschluss gebracht, erstmal wieder für eine Weile in Wien unterzutauchen und mich nicht so schnell wieder heimwärtszubewegen. Nicht so leicht bei einer Schwester in Wien, die über einen überaus ausgeprägten Familiensinn verfügt und mich regelmäßig zwingt, heimzufahren. Ich erleide aber jedes, wirklich jedesmal einen Kulturschock und freue mich dann umso mehr über meine Wohnung und mein eigenes Leben, auch über meine eigenen Kinder und wie sie einmal erzogen sein werden.
Sag ich jetzt mal so.
Vermutlich aus Rache für meine Überheblichkeit oder einfach aufgrund des Erschrockenseins über die Lebensentwürfe anderer Menschen liege ich wieder krank im Bett, kann kaum atmen, habe Bauchschmerzen und bin wieder im Krankenstand.
Das ist ja etwas, was ich überhaupt nicht mag, weil ich weiß, dass sie mich in der Arbeit dringend brauchen (obwohl sie ja offenbar auch ganz gut ohne mich zurecht kommen, zumindest für die paar Tage, wo ich fehle). Jetzt mit schlechtem Gewissen dort angerufen und mich krank gemeldet, vom Arzt Antibiotika verschrieben bekommen, damit gekämpft, zuhause bleiben zu müssen, irgendwie resigniert, DVDs geschaut und ein bissl das gelesen.
Der Mann ist inzwischen ein Goldhäschen und macht Gemüsesuppe, Schupfnudeln und jede Menge Tee für mich.