Samstag, April 26

Heute den ganzen Tag in der Arbeit gestanden, dabei der Binsenweisheit auf die Schliche gekommen, dass man, um Mitarbeiter zu motivieren zu allererst selbst hochmotiviert sein muss, dödö! Fertigfisch und Kartoffelthaler im Ofen (Essen für 1 Person: Dinge, die sich ganz allein im Rohr garen), Salat, Topfendip, Schwedisch für Fortgeschrittene und danach Rezept zum Verlieben (an alle, die bishierhin dachten, ich sei souverän und ernstzunehmen, nicht doch!) ausgeliehen. Damit komme ich prima über den Abend hinein in die einsame Nacht.
Kerlchen lernt solang, wie man Fische seziert, echte, aus dem Lunzer See.
Gestern Nacht noch extra im Regen in die Videothek gelaufen und das Haus am Meer geholt, zur Strafe auf Englisch angesehen. Die ersten 10 Minuten ging gar nichts, am Ende alles prima verstanden. Dazu Rotwein, ganz allein. Nachts auf die Toilette gegangen, im Glauben, ganz allein in der Wohnung zu sein. Als ich rauskam, stand k direkt vor dem Klo und mein Schrecken hat sich sofort in Aggression und Abwehr ungewandelt, indem ich sie zusammengeschrieen habe, was zum Teufel sie zuhause (und vor allem direkt hinter der Klotür) zu suchen hätte. Ich schätze, die geht mir jetzt eine Weile ausm Weg, die Ärmste.
Leute, die immer allein wohnen, tun mir unsäglich leid, wirklich.

Freitag, April 25

Nachtrag: Alleinsein

Ganz allein - mit einem hinichen Fernseher, bei dem alle 5 Minuten entweder Ton oder Bild streiken, lebt es sich, um das nochmal zu wiederholen, sehr seltsam! Die Weddingplaner-Geschichte, die derzeit auf ATV läuft, kann mein Herz nicht darüber hinwegtrösten, dass niemand da ist, der sich genüsslich darüber lustig machen könnte, dass ich dümmlichen Mädchenfilmen irgendwie ausgeliefert bin, sobald sie meinen Weg kreuzen. Dasselbe gilt übrigens für dümmliche Mädchenbücher, denen ich schon als Kind verfallen war, die ich aber während meines Studiums - im Ringen um eine gewisse literaturwissenschaftliche Souveränität - konsequent gemieden habe, und die sich in letzter Zeit in Form von Gavalda und ganz schrecklich, Ahern erneut ihre Bahn schlagen.
Ich schweife ab, wollte das aber mal hier outen. Ich versuch dabei immer, zu ergründen, worin genau die Erfolgsgarantie solcher Bücher und Filme liegt. Die Filme funktionieren bei mir immer recht gut, da lass ich mich einwickeln, aber die, nennen wir es Einfachheit solch geschriebener Geschichten lässt mich am Ende meist ratlos zurück. Wem gefällt das? Bei jedem neuen Buch (derzeit Zusammen ist man weniger allein, wo ich noch am ehesten glauben will, dass die Übersetzung einfach oft danebengegriffen hat) hoffe ich jedoch erneut, dass ich was draus ziehen kann (bleibt jedesmal konsequent aus).
Sagte ich schon, dass alle weg sind. Vielleicht sollten sie öfter weg sein. Vielleicht möge ich sie dann lieber und ihre Macken störten mich weniger. Z.b. wie sie den Boden aufwischen, was sie einkaufen, wie sie atmen, all dies. Man kennt das ja. Ich kann es mir nicht vorstellen, alleine zu leben. Mein Weg geht vermutlich von der WG- direkt in eine Familiengründung über (keine Angst, Kerlchen weiß das und erschrickt nicht, wenn er das von seiner Exkursion aus liest).

Woche 2

Oh weh. Ich bin ganz allein zuhause. 121 Komma noch was Quadratmeter gähnende Leere. Alle sind sie weg, die Bewohner. Kerlchen auf Exkursion beim Elektrofischen im hinteren Niederösterreich (nach etlichen Schwüren, dem Elektroschocken nur vom Ufer aus, allerhöchstens protokollierend beizuwohnen, gehengelassen), vermutlich wieder ohne Handyempfang, wie beim letzten Mal (hallo one, mach ein Netz in das Loch um die Ybbs!). Das kleine Mädchen hat sich einen neuen Verehrer aufgetan, der sie wohl eine Weile auf Trab halten wird. Meine kleine Schwester, die ja nun auch schon wochenlang bei uns im Wohnzimmer haust, hat eine eigene Wohnung gefunden und managt ihren Umzug. j² ist aufs Land und v gleich ganz hinter den Ural gefahren, für mehrere Wochen.

Nur ich bin da. Und mit mir jede Menge Arbeit, die sich auf meinem Schreibtisch stapelt. Morgen und übermorgen wieder Dienst abstehen, im Brotjob. Brotjob - das neue Wort für meinen Brotjob. Gefällt mir ausnehmend gut, funktioniert prima als Rechtfertigung, warum ich noch nicht als international berühmte, sagen wir, Journalistin, Werbetexterin, Schriftstellerin fungiere, sondern mein Leben sorgfältig in ehrenamtliche Tätigkeit (Praktikum) und Brotjob teile.

Ganz allein zu sein ist für jemanden wie mich, der immer mindestens fünf Mitbewohner und zwei Besucher gewohnt ist, der unlängst in Paris gelernt hat, wie es ist, zu viert in einem Zimmer zu schlafen und der mit drei Geschwistern aufgewachsen ist, seltsam. Ich geh dann immer etwas wirr herum und frage mich, wozu aufräumen? Wozu kämmen, Locken drapieren, anziehen, kochen, einkaufen. Heute k einkaufen geschickt, weil ich mir sonst mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Tiefkühlpizza mit Heim genommen hätte. Weil ich das immer mache, weil mir echtes Kochen und echtes Anziehen sinnlos erscheint, weil ich dann unentwegt sinnlose Sendungen ansehen würde, weil ich ohne Kerlchen nicht einschlafen kann. All das sind Dinge, die ich in Gesellschaft anprangere. Ich will keine Tiefkühlpizza, ich will nicht sinnlos fernsehen, ich will nicht völlig verwahrlost, mit zerrupften Haaren herumsitzen und stapelweise Arbeit abtragen. Ich will: gutes Essen, das jemand für alle kocht, allenfalls in Arbeitspausen zu Kerls southpark-Folgen auf Englisch hinüberschielen, von anderen bemitleidet werden aufgrund des hohen Arbeitsstapels, abends Volupta (macht ja allein so was von überhaupt keinen Spaß), nebst Kerlchen einschlafen, weil es da bloß 2 Minuten dauert.

Montag, April 21

Alles Gute und sehr viel Käse

Es hat sich schnell ein Schuldiger gefunden: Vollmond. Gestern um die Mittagszeit auf seinem rundesten Stand trug er das Seine dazu bei, uns das Leben zur Hölle zu machen. Diesmal hat es die komplette WG erwischt, das kleine k wurde sogar von einem Türsteher mit einem Hirn wie diesem (k zeigt eine winzige Einheit zw. ihrem Zeigefinger und Daumen) auf übelste beschimpft, genauso wie ich vom Kerlchen, das übrigens heute geburtstagt. Zum vierundzwanzigsten Mal. Eine sehr schöne Zahl, weil alles über 25 sowieso der Horror. Aber 24, optimal. Ich sag das nicht, weil mein 24. Lebensjahr das beste aller vorherigen war, aber schon gut, weil: Kerlchen kennengelernt, inmitten filterloser Wuzelzigaretten, Wodkaflaschen um 7 Uhr morgens und Küsse, Küsse, ich sag's Ihnen. Ansonsten passiert hier wieder was Gutes, endlich: Käsespätzle zu 35 Eier, 2 Kilo Käse, Schokokuchen, j²s Sahnetorte (das Geheimnis heißt Ricotta, Mascarpone und viel fetter Topfen, mhhhm!) und davor ein Luxusfrühstück, dass es sich gewaschen hat. Neben all dem ein Umschlag mit Premierekarten zum internationalen Filmstart des 4. Indiana Jones und eine Jungensseele ist glücklich, so einfach geht das.

Sonntag, April 20

Woche 1

Diese Woche einfach für die Katz'. Erwachsensein, mit richtig viel Arbeit, die zudem fast zu wenig Spaß macht, als dass man die großen Freiheitsverluste ohne Wehmut tolerieren könnte, ist nicht lustig, nein. Und dann noch Geschrei in der Wohnung, verletzte Seelen und Tränen. Gestern sind hier mal alle so richtig ausgerastet, (j² hat am Ende noch das seine Leid draufgesetzt) und man fragt sich: Tut das Not? -für die bissl Kohle, die am Ende unsäglich gekürzt ein Minimum zum Pensionsguthaben beiträgt. Ein Jammer, das. Wirklich.

Montag, April 14


Wir sind zurück und ich wünschte, ich hätte die Muse, die Reise im Detail zu beschreiben, aber das ist unmöglich. Es war einfach phantastisch, was wir vorallem unserer Reiseführerin D. zu verdanken haben, die uns durch ihr ganz eigenes Paris geschleppt hat und auf deren Matratze wir in einer winzig kleinen Thai-Wohnung schlafen durften, während wir im Gegenzug versprochen haben, dass sie - zurück in Wien - soviele Abende sie möchte zu uns zum Essen kommen darf. Wir hatten thailändisches, chinesisches, japanisches, indisches, türkisches und zuguterletzt französisches Essen. In Frankreich dreht sich ohnehin so gut wie alles nur ums Essen. Wo man geht und steht wird man verlockt, sich Baguettes, Crêpes, Pannini und Ähnlichem hinzugeben.
Diese Woche startet die neue Arbeit. Bis jetzt läuft es gut, es ist nah, nett bezahlt, mit etwas Verantwortung und trotzdem genug Freiraum. Meine Deutschkurse sind wegen eines Masernfalls abgesagt, keine Ahnung, wann sich der arme Kerl erholt. Morgen wieder: cours de francais. Dazu habe ich in Paris ein tolles buntes französisches Kinderbuch gekauft, mit dem ich Vokabeln lerne.
Im Übrigen fand ich den Tour d'Eifel voll pipi.

Dienstag, April 1

à l'aéroport d'Orly

Heute: Vokabeln gelernt; über Umwege (Einsiedlerplatz) durch den 5. Bezirk zum Polizeikommissariat geschlendert, um einen so genannten Stafregisterbescheid (früher auch polizeiliches Führungszeugnis genannt) zu beschaffen: Polizisten verkehren allerdings nur zw. 8 und 14 Uhr parteilich, dh. morgen alles nocheinmal von vorn (diesmal hoffentlich geradstreckiger); Hühnchen und Gemüse eingekauft, Kerl bäckt gerade Fladenbrot, danach den übrigen Rotwein auftrinken, aufräumen, Wäsche zusammenlegen, Riesenrücksäcke aus dem Wandschrank zerren, Zeug reinpacken, Pässe herrichten, Parisführer und los. Route: Paris - Heidelberg - Stuttgart.
Machts gut, bis 12.