Oh weh. Ich bin ganz allein zuhause. 121 Komma noch was Quadratmeter gähnende Leere. Alle sind sie weg, die Bewohner. Kerlchen auf Exkursion beim Elektrofischen im hinteren Niederösterreich (nach etlichen Schwüren, dem Elektroschocken nur vom Ufer aus, allerhöchstens protokollierend beizuwohnen, gehengelassen), vermutlich wieder ohne Handyempfang, wie beim letzten Mal (hallo one, mach ein Netz in das Loch um die Ybbs!). Das kleine Mädchen hat sich einen neuen Verehrer aufgetan, der sie wohl eine Weile auf Trab halten wird. Meine kleine Schwester, die ja nun auch schon wochenlang bei uns im Wohnzimmer haust, hat eine eigene Wohnung gefunden und managt ihren Umzug. j² ist aufs Land und v gleich ganz hinter den Ural gefahren, für mehrere Wochen.
Nur ich bin da. Und mit mir jede Menge Arbeit, die sich auf meinem Schreibtisch stapelt. Morgen und übermorgen wieder Dienst abstehen, im Brotjob. Brotjob - das neue Wort für meinen Brotjob. Gefällt mir ausnehmend gut, funktioniert prima als Rechtfertigung, warum ich noch nicht als international berühmte, sagen wir, Journalistin, Werbetexterin, Schriftstellerin fungiere, sondern mein Leben sorgfältig in ehrenamtliche Tätigkeit (Praktikum) und Brotjob teile.
Ganz allein zu sein ist für jemanden wie mich, der immer mindestens fünf Mitbewohner und zwei Besucher gewohnt ist, der unlängst in Paris gelernt hat, wie es ist, zu viert in einem Zimmer zu schlafen und der mit drei Geschwistern aufgewachsen ist, seltsam. Ich geh dann immer etwas wirr herum und frage mich, wozu aufräumen? Wozu kämmen, Locken drapieren, anziehen, kochen, einkaufen. Heute k einkaufen geschickt, weil ich mir sonst mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Tiefkühlpizza mit Heim genommen hätte. Weil ich das immer mache, weil mir echtes Kochen und echtes Anziehen sinnlos erscheint, weil ich dann unentwegt sinnlose Sendungen ansehen würde, weil ich ohne Kerlchen nicht einschlafen kann. All das sind Dinge, die ich in Gesellschaft anprangere. Ich will keine Tiefkühlpizza, ich will nicht sinnlos fernsehen, ich will nicht völlig verwahrlost, mit zerrupften Haaren herumsitzen und stapelweise Arbeit abtragen. Ich will: gutes Essen, das jemand für alle kocht, allenfalls in Arbeitspausen zu Kerls southpark-Folgen auf Englisch hinüberschielen, von anderen bemitleidet werden aufgrund des hohen Arbeitsstapels, abends Volupta (macht ja allein so was von überhaupt keinen Spaß), nebst Kerlchen einschlafen, weil es da bloß 2 Minuten dauert.
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