Sonntag, Dezember 23

Vorweihnacht I

Einen Freund treffen, bei dem 4 Stunden Redezeit gerade mal dazu ausreichen, sich das Notwendigste vom Notwendigsten andeutungsweise zu berichten, unterbrochen von Gelächter und Geschäker mit der neuen, rosahaarigen Kellnerin, die uns eine Schale Naps auf den Tisch gestellt hat, und danach im Auto, knapp vorm Aussteigen schnell noch erzählen, was man für die Zukunft plant. Denn er hat - anders als alle anderen - keineswegs als allererstes gefragt, was ich denn nun mache. Mit diesem Abschluss. Jetzta dann. - Nichts. Ich selbst musste ihn darauf aufmerksam machen und selbst dann hat es noch Stunden gedauert, bis wir im Gespräch soweit fortgeschritten waren, dass das Thema Zukunft drankommen konnte. Er selbst möchte nach der Krankenpflege- eine Massageschule besuchen. Ich wette, er wird Heilpraktiker. Meine Reikihände machen ihm noch etwas Angst, aber in ein zwei Jahren hat sich das gelegt, ich wette. Er hat aufgehört, immerzu Mineral zu bestellen. Heute sogar 'Kakao' und Ingwer-Zitrone-Tee.

Mein Papa übrigens hat heute erstmals festgestellt, dass ich kochen kann. Hat sage und schreibe 5 Stück Lasagne gegessen. Die Socken hat er sofort angezogen und ist damit am Parkett herumgerutscht.
Sie passen ihm wie angegossen, obwohl ich seine Schuhgröße nicht kannte.

Meine Mama zum Beispiel ist diese Woche meine Heldin: Ihr kann man einen Socken in die Hand drücken, bei dem 5 Maschen runtergefallen sind und sie holt sie geduldig zurück aufs Nadelspiel. Sie weiß auch, wie man Waffelmuster strickt und Sockenspitzen verstärkt. Das war ein verdammt gutes Gefühl, jemand zu haben, der einen aus der Misere rausholt. Gefühltes Alter: 5.
Das wird ein tolles Weihnachten.

Mittwoch, Dezember 19

Womit ich mein Geld verdiene

Wer einmal 1200 Chinesen in einem Raum versammelt erlebt hat, die sich leuchtenden Auges Sissi in chinesischer Übersetzung ansehen, der weiß Bescheid.

Samstag, Dezember 15

Wo zur Hölle ist Luke?

Soeben die schlechteste Gilmore-Folge aller Zeiten gesehen. Was ist passiert? Ich war doch bloß ein paar Wochen im Lernstress untergetaucht (bzw. Kerls Fußball hat mich daran gehindert) und plötzlich ist Lorelei wieder mit dem ollen Christopher zusammen, in Paris, wo sie heiraten. Pfui. Und am Ende dreht sie wieder so seltsam an dem Ring rum, wo man gleich weiß: o.O. Das geht nicht gut. Die Szene kam doch schon 1000 Mal :(

Samstag in Wien, letzter.

Mein Blog ist eher ein Blog, das über mich erzählen soll. Womit ich mich rumquäle, wie ich Quälereien aus dem Weg zu gehen versuche, wie ich überhaupt erstmal einen Weg, der sich zu gehen lohnt, suche. Ich schreibe keine Rezensionen, ich übe (fast) keine Medienkritik, ich verlinke (kaum) Zeugs. Aber ich lese Blogs solcher Art gerne. Meiner ist keins von denen. Aber er entwickelt sich, vielleicht kommt das noch. Ist ja erst ein Baby, das.

Heute: Emoparty, schwarzen Lidschatten kaufen, schwarzen auswaschbaren Haareinfärbespray auftreiben, die Idee vom Haareglätten vergessen, Wohnung putzen. Nicht über den Samstagseinkauf ärgern, wie jedes Mal. Diesmal nicht, bitte. Vornehmen, nur ein bissl Rotwein zu trinken, um morgen mit dem Kerl noch einen letzten schönen gemeinsamen Tag vor Weihnachten zu haben (am Ende mit Tequilarausch heimkommen und den morgigen Tag vergessen können). Heute morgens schon ein weiches Ei zum Frühstück, Toast, Orangensaft. Berichte über den Stammtisch meiner Studienkollegen gelesen. Überrascht, wie gewisse Emanzen ihr Liebesleben anlegen. Froh um mein eigenes Liebesleben. Und sein überaus superes Konzept.

Freitag, Dezember 14

Warten auf den Installateur

Heute morgen um dreiviertel acht erschrocken aufgewacht und bemerkt, dass ich vergessen hatte, die Installateurbetreuung zu deligieren, weil ich mich selbst nicht dazu in der Lage fühle. Gestern bis nachts 2 riesige Lehrlingstische einer großen Wärmezufuhrfirma bedient, die sich mit Colarot zugekippt haben (gemixt aus dem guten Flaschenwein, der am Tisch eingestellt war). Ich hatte diese Woche schon den Fliesenleger hereingelassen, ein äußerst herziger kleiner Mann, der bei jedem Schritt, den er gemacht hat, seine Chefin per Telefon um Erlaubnis fragen musste. Kurz rübergegangen, bei v geklopft, sie aufgeweckt, ihr den unangenehmen Dienst raufgedrückt, wieder schlafen gegangen. Installateur 2 Stunden zu spät gekommen, v umsonst aufgeweckt. Schließlich selbst darum gekümmert. k mit neuen roten Haaren und roten Zehennägel, krank, im Gang getroffen, über j² gelästert, der sich spontan nie um die Nahrungszufuhr seiner Mitbewohner kümmern kann/will. Dem Installateuer* den Staubsauger zum Aussaugen der Therme hingestellt (überlegt, ob man die Therme nicht auch selbst aussaugen könnte, schließlich kostet das Saubermachen der Therme schlappe 100 Euro!). Den Tischler angerufen, der unsere Fenster repariert. Die Tischlersfrau meinte allerdings, dass der Tischler sich seine Termine selbst ausmacht. Beeindruckt. v grad erneut aufgestanden. Gibt an, die Augen vor Müdigkeit nicht mehr öffnen zu können. Das tut mir jetzt wirklich leid.

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* interessanter Vertipper.

Mittwoch, Dezember 12

Halleluja

Der erste Socken ist fertig. Und er passt! Zumindest dem Kerl. Wobei ich davon ausgehe, dass mein Kerl und mein Papa dieselben Latscher haben. Einfach so. Ich hab nämlich keine Ahnung, auf wie großen Füßen mein Vater durchs Leben stapft.
Mein Zeugnis abgeholt. Offiziell Mag. phil. geworden. Einen Zweinullerdurchschnitt bekommen. Überlegt, was ein Alumni-Verband bringen könnte. Das letzte Buch zurückgebracht.
Jetzt: Punsch und Abendessen außer Haus.

Montag, Dezember 10

Tage in Freiheit II

Heute jemand ausgesprochen Nettes zum Kaffeetrinken und Überdiezukunftreden getroffen. Im Café Sperl, weil das Phil Montag nachmittags zu hat. Ins Sperl geht man ja ungern, hab ich mir schon von erlesenen Kreisen sagen lassen. Da säßen nur Schriftstellerfutzis mit ihren Notizbüchern rum, oder Werbefritzen von nebenan.
Unsere Kellnerin war hingegen allerliebst. Sie hat gelacht, als ich vor dem Spiegel (der an unserem Tischlein, über dem rosagemusterten Bänklein) siebenmal meine neue Mütze rumgedreht und wieder anprobiert habe. Sie passt irgendwie nur, wenn man weiß, wie man sie drehen muss. Ist aber rund und sieht für mich von jeder Seite gleich aus. Ich komm nicht drauf, wies funktioniert.
Haben beide 6Kräutertee und nix Zweites bestellt. Zwei fertige Germanistinnen, ohne Job. Sehr tröstlich. Sie machts genau wie ich. Richtung Bibliothek, Buchhandel, Medienbeobachtung. Ab Mitte des Monats kriegt sie eine Fixanstellung, Warte- und Suchzeit bis dahin: 6 Monate. Da kann ich mich wohl auf was gefasst machen. Bruttogehalt 1600. Aber unsereins freut sich darüber, weil wir sind 300 Euro gewohnt.
Es ist schön, mal jemand zu haben, der einen Tick älter und erfahrener ist, als man selbst. Den man um Rat fragen kann, der einem ein paar Schritte voraus ist, von dem man sich was abschauen kann.
Sonst bin immer ich diejenige.

Ansonsten: Auf der Mariahilferstraße rumgelaufen und geschaut. Und gefunden. Meine Mama und meine Oma sind jetzt versorgt, mein Wichtelkind auch. Es ist unglaublich, wenn man mal einen Tag Zeit hat. Zum Kaffeetrinken, Einkaufen, Weggehen. Heute Abend: Ethnofest. Volupta steht bereit.

Freitag, Dezember 7

Und wie du wieder aussiehst!


Die Hände könnt ihr gleich oben lassen und die Brüste draußen.

Es hat uns gefreut, eure Brüste gesehen zu haben!

Der Kerl behauptet, die Wienerinnen wären speziell freizügig unterwegs gewesen, während ich vermute, das BH-Gewerfe und die Leiberlauszieherei gibts bei jedem Konzert. Zum ersten mal die Wall of Death von oben gesehen und insgeheim froh gewesen, da nicht drin gesteckt zu haben. Es waren drei riesige Löcher in der Menge, welche bei Und wie du wieder aussiehst! auf Kommando in die Mitte sprang und begann, sich im Kreis hüpfend gegenseitig die Rippen zu brechen. Selten einen so entspannten Abend erlebt.

Stricken ist übrigens schwerer als Mittelhochdeutsch. Gestern abend einen ganzen Film lang am Bündchen gestrickt. Zwei glatt, zwei verkehrt. Schon beim gleichmäßigen Aufteilen auf 4 Nadeln sind Schwierigkeiten aufgetreten. Nach 2 Stunden hatte ich gerade mal anderthalb Zentimeter gestrickt, mitunter 3 glatt, 2 verkehrt. Heute Nachmittag entsetzt alles aufgetrennt und von vorne begonnen.

Donnerstag, Dezember 6

Sockenstrickkurs

Heute auf die Mariahilfer gelaufen, irgendwie verwinkelt in einem Hinterhof ein Wollgeschäft gefunden, wo mir eine zuvorkommende Wollverkäuferin Sockenwolle und ein Nadelspiel verkauft hat: 'Locker oder fest?'
'Wissen Sie, ich bin totaler Anfänger', sage ich. Aber ich habe schon Mittelhochdeutsch auf eigene Faust gelernt, also kann ich auch Sockenstricken nach Anleitung lernen, denke ich.
'Anfänger stricken immer zu fest, also locker.' - Wenn sie meint. Sie sieht aus, als wüsste sie, wovon sie redet. Ich stricke nun Socken. Ursprünglich war die Idee, meinen beiden spinnefeinden Elternteilen mit derselben Wolle Patscherl zu stricken, ohne dass sie es wissen. Und den Gedanken auszukosten, dass beide auf gleichgestrickten Füßen rumlaufen. Wiedervereinigung, nur für mich allein.
Am Ende aber doch 2 verschiedene Farben gekauft: Schwarzbuntsprenkel, Rosabuntsprenkel.
Danach in das riesige Buchgeschäft gegangen, wo man Tage verbringen kann, das aber eigentlich böse ist und von uns allen gemieden werden sollte! und Paul Austers Moon Palace und eine kleine Englischgrammatik gekauft, das lerne ich bis nächste Woche Mittwoch.

Mittwoch, Dezember 5

Tage in Freiheit

Kerl geht zum Naschmarkt und erbeutet Büffelmozarella, getrocknete Tomaten, frische Tomaten und Ruccola, um daraus gemeinsam mit Spaghetti und ein bisschen Knoblauch ein hervorragendes Abendessen zu fabrizieren. Ich selbst bleibe inzwischen daheim, wasche Berge von Wäsche, entrümple die Medizin-Schuhschachtel (und vergesse dabei, aufs Verfalldatum zu achten; j² erklärt mir abends, dass sei wichtig), sortiere die beiden jeweils 60 cm hohen Lernstapel und entsorge daraus einen ganzen Karton voll Zettelwerks. Alle Lernbücher vom Schreibtisch runter, neuen Adventkalender drauf: Jeder Tag ein Edelstein, beschriftet. Heute: Tigereisen, bei dem ich eine gewagte Übersetzung vermute. Er ist goldbraun und sieht einem Tigerauge verblüffend ähnlich. Dazwischen elf oder zwölf Emails verschickt, die mir Informationen zu den Möglichkeiten meiner beruflichen Zukunft einbringen sollen. Bis dahin einige Kellnerinnentermine vereinbart, um Trinkgeld zu scheffeln und dem Kerl und meinen vielen Schwestern ein anständiges Weihnachtsgeschenk machen zu können. Für das Germanistenforum heimlich Lobbyistin geworden, aber wie gesagt, alles geheim und ausgeplauert wird nur live, nebst Kaffee.
Kerl sitzt seit Stunden reglos vorm PC und frönt einem Fußballspiel aus dem Jahre 1994. Ist nicht wegzukriegen, auch nicht mit Hüftschwüngen und sexy Geflüster. Werds gleich nochmal versuchen, ansonsten gehe ich mit dem Gameboy ins Bett. Ich bin nämlich jetzt frei und tue nur noch, was ich will.

Montag, Dezember 3