Montag, November 26

Zwei gute 2er bekommen! Sekt in Gläsern auf den Universitätstreppen getrunken, zuhause extra von v gebackenen Kuchen gegessen, zum Chinesen gegangen und lecker in Fett herausgebackene Dinge verspeist. Den Gedanken gehabt, danach heimzugehen, um zu lernen. Aber nein! Was für ein Leben! Mit dem Kerl stattdessen ein switch-Video nach dem anderen angesehen. Einfach so!
Wenn ich heute abend nach Hause komme, ist alles gut.

Freitag, November 23

Kaum zu glauben, aber wahr
dieses kleine Blog wird heute ein Jahr!

Und alles, was ich heute zu sagen hätte, ist eine Schimpftirade über meine momentan schwierige WG, ihre Angewohnheit nachts Türen zu schlagen oder nachmittags kommentarlos ins Bett zu kraxeln und erst wieder zum Essen geweckt werden zu wollen; ihr politisch korrektes Dasitzen beim Essen, ihr verwahrloster Kloblog, ihre verschlonzte hässliche kleine Espressomaschine. Und dass ich derzeit nichts positives zu ihrer Stimmung beitragen kann.
Ich bin so müde. Versuche mir seit drei Stunden eine klitzekleine Theoriefrage einzutrichtern, quälendst und der einzige Lichtblick: Eine Zugfahrt, Dienstag Mittag gen Westen. Rotes Ziehköfferchen mit einem Kerl vorne dran, Ärzte mit Ohrstöpseln, Nichtsdenkenmüssen.
Alles Gute, kleines Blog. Vielleicht gibt's sogar irgendwann mal wieder Plot für dich.

Mittwoch, November 21

Sonntag ist Bondtag



'Geh raus, Schatz, Waffen machen dich ganz nervös!'

Dienstag, November 20

Lage: 6.

Der Kerl ist heute in Geschäfte gelaufen, um mir einen Schal und eine neue Mütze zu besorgen (meine sind im letzten Winter spurlos verschwunden), weil ich selbst zu derartigen Tätigkeiten seit Wochen keine Zeit finde und deshalb das Haus nicht mehr verlassen kann, weil ich inzwischen ohne Schal und Mütze draußen erfrieren würde. Er hat eine gute Wahl getroffen. Sich selbst hat er einen sherlockholmesartigen Morgenmantel 'für den Winter', aus reiner Wolle erstanden. Alles aus dem Humana, für kein Geld. Und dann noch den niegelnagelneuen Lochgott, schön festgecovert. Da ist allerdings eine Folie drüber, (ist ein Geburtstagsgeschenk), darf man nicht aufmachen. Hatter verboten. Und ich würd da so gern reinschauen. Nur kurz.

Montag, November 19

I'm still missing my liberty

Perversionen stellen sich ein: Heute Nacht von Johann Gottfried Herder geträumt. Dichtete ihm im Traum eine Rhetoriklehre an, die er nie geschrieben hat. Sie war äußerst schlüssig und feinsinnig, vielleicht könnte ich sie ja veröffentlichen. Immerhin bin ich ab Montag, 14.30 Uhr arbeitslos.



Weil heut morgen schon wieder alles schief gegangen ist, das kleine Mädchen und ich uns aber nicht unterkriegen lassen! Auch nicht von kaltem Kaffee, nachdem wir eine Stunde nach einer Installations-CD gesucht haben. Immerhin versteht sie den kompletten Anhalter auf Englisch und ich übersetze Parzival im Schlaf! Mieze, waz wirret dir?

Sonntag, November 18

Eine Woche noch.

In der Zeit wurde die Welt erschaffen.

Inzwischen weicht die pure Panik der freudigen Erwartung.
Wenn man einen Gutteil auswendig kann, fühlt man sich besser. Zudem hat mir meine Zauberschwiegermutter Schüßlersalze 'verschrieben', die ich mir morgen aus der Apotheke holen gehe. Jedenfalls gestern Aufklärung und heute Sturm und Drang auswendig gelernt. Was ist es, wo kommt es her, wo geht es hin. Sowas halt. Dazu noch Tagebuch: was ist es, wie sieht es aus, wozu ist es gut. Pures Auswendiglernen geht richtig an die Substanz.
Dazwischen freudig eines meiner Geschwister angerufen, das jetzt im selben Handynetz weilt wie ich. Das ist unsere Zeit, wo man soziale Kontakte danach intensiviert, wie sich die Mobilfunknetze vertragen.
Mir ist jetzt alles egal. Ich will nur noch in meinen Urlaub.
Nächsten Montag, ab 14.30 Uhr bin ich frei.

Samstag, November 17

Wohn-Gemeinschaft

Manchmal wohnen Menschen ganz nah beieinander und ihre Lebensinhalte berühren sich doch kaum. Und obwohl ihr Mekka in ganz unterschiedliche Richtungen zeigt, kochen sie sich abends gegenseitig Dampfnudeln und echte Kürbiscremesuppe.

Freitag, November 16

Kerl klopft und hantiert in der Küche. Er bäckt kleine Weckerl. Aus Dinkelmehl, Haferflocken, vielerlei Körndln und so Zeugs. Er war offenbar gestern auf einer Party, die ihm außerordentlich gut gefallen hat. Er will nun einem asylbeantragenden Nigerianer Nachhilfestunden in Mathematik geben, damit dieser die HTL besuchen kann. Für diese Dinge liebt man den Kerl.
Ich sitz am Thema Tagebuch. Das ist ein schönes Thema. Es geht wieder.
10 Tage noch.

Donnerstag, November 15

Prüfungsangst und ihre Folgen

Der Kerl hat es mir immer schon gesagt. Sagt er.
Ich war heute beim Arzt. Diagnose: stressbedingte Grippe.
Der Arzt fragte mich außerdem, was denn Großartiges passieren würde, wenn ich durch die Prüfung fiele. Eben. Denn jeder Tag hat seinen Abend, egal was zuvor passiert, sagte er. " Manchmal sterben sogar Leute, aber für alle anderen geht es munter weiter." Und falls ich tatsächlich durchfiele, müsse ich das ja niemand erzählen.
"Oder sind Sie so ein ehrlicher Kerl?" (Neinnein, hab nur meinem Blog und allen Menschen, die ich kenne, erzählt wann diese Prüfung stattfindet.)
Dann hat er mir allerhand schleimlösende Dinge verschrieben und mir erzählt, wie gern er sich in Buchhandlungen aufhielte, wohingegen seine Frau eher auf diese Modegeschäfte stünde.

Für diese Diagnose durfte ich eine Stunde und 14 Minuten in einem Warteraum sitzen, der seit den 50er-Jahren nicht mehr renoviert worden war.

Ich hätte es mir sparen können, weil der Kerl mir dasselbe jeden Tag sagt. Als ich nach Hause kam, meint er: "Schade, dass ich nicht zwanzig Jahre älter bin, sonst würdest du mich als Autorität akzeptieren und gleich auf mich hören."
Nein, Kerlchen, der Doktor ist mindestens siebzig.
Da hast du noch eine Weile hin, zusammen mit mir. Und wenn wir Glück haben, gibt es zu jedem Tag einen Abend.

Dienstag, November 13

Ich habe mich gestern abend während Desperate Housewives so stark verkühlt, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Meine Seele schreit um Hilfe. Kann zuviel lernen wirklich krank machen?
Als Gegenprogramm bin ich heute mittag in die Videothek gelaufen, habe 2 wirklich krasse Mädchenfilme ausgeliehen, Tiefkühlpizza gebacken, Chips besorgt, Tee gekocht. Der erste Film ist jetzt um. Mein Kopf tut so weh.

Sonntag, November 11

Lage 14,5

Gestern Nacht, als ich um 2.23 Uhr ins Bett gekrochen kam, gab's mächtig Ärger.
Der Kerl will sich keine Vernachlässigungen mehr gefallen lassen. Dabei hatte ich doch bloß noch ein bisschen gelernt, nachdem er schon um zehn eingepennt war. (Er war ja um 6 Uhr früh aufgestanden, um diesen Fluss auszumessen.)
Bereits um 1.38 Uhr war ich ins Bad gegangen, um Zähne zu putzen, als ich bemerkte, dass neben der Waschmaschine ein nasser Korb mit meinen Leiberl, Pullovern und Kerls gestrickten Wintersocken stand. Also bin ich noch mal zurückgegangen, rein in den Wandschrank, Wäscheständer raus, aufhängen, zurück ins Bad, Zähneputzen, Katzenwäsche, Bett.
Als ich mich an den bettwarmen Kerl schmiegen wollte und der Gute bemerkte, dass ich ihn ganze vier Stunden allein im Bett liegen lassen hatte, wars um.
Ich verstehe ihn. Ich hatte einfach die Zeit übersehen.
Es entspricht nicht unserer Beziehungskultur, dass einer schläft, während der andere weiter arbeitet. Wir gehen gemeinsam ins Bett, unterhalten uns, machen Blödsinn und manchmal quietschen wir so laut vor Lachen, dass j² im Nebenzimmer denkt, ich misshandle den Kerl. Er denkt nie, ich könnte misshandelt werden.

Zwei Wochen noch, dann hat der Spuk ein Ende.
Erstens wird der Wein schlecht, zweitens träume ich von Pferden (während das Traumbuch sagt, dass mit dem Aufkommen des Automobils auch das gemeine Pferd aus den Träumen verschwunden ist), ich schreie unwissende Menschen an, weil sie mir falsche Nahrungsmittel nach Hause bringen, ich träume von toten Tauben, habe kaum noch soziale Kontakte, lege kaum Wert auf eine tiptop geputzte Wohnung (!), war seit Wochen in keinem Drogeriemarkt mehr und werde vom Kerl aufgezogen, wegen meinen desaströsen Augenbrauen. Unlängst musste ich sogar einen Friseurtermin absagen, (einen von diesen Gratisterminen, wo junge hübsche Friseusen mir tiefrote Strähnen in die Locken machen.) Tauben stehen übrigens für die Seele, sagt das Traumbuch.

Samstag, November 10

Die Lasagne ist im Ofen. Es war gar nicht so einfach, sie in diesem Zustand dahineinzubringen. (Andere Leute einkaufen zu schicken habe ich immer schon für absurd gehalten.) Drin is drin.
Der Kerl steht solang unter der Dusche und versucht, seinen völlig unterkühlten, süßen Popo aufzutauen. Er hat einen echten Kerlstag hinter sich. Bei Minus 3 Grad einen niederösterreichischen Fluss ausgemessen. Ich hab ihm vorsichtshalber gutes Bier gekauft.
Bis das kleine Mädchen nachhausekommt und ich die Lasagne aus dem Ofen holen darf, sitze ich hier und habe mir eine Flasche Bardolino aufgemacht. Nur für mich. Ich und die Flasche, wir versuchen Herder, Hamann und den Streithansl Nicolai, den wir heute gelernt haben, mittels 11% Alkohol in die Hirnrinde einzubrennen.

Freitag, November 9

Bei uns wird inzwischen schon der Wein schlecht.

Donnerstag, November 8

(Geträumt: auf einem Begräbnis gewesen. Mit regenbogenfarbenen Kleidern. Und regenbogenfarbenen Jacken darüber. Ich sag jetzt nicht, wer der Tote war.)

Es gibt Prüfungen, auf die lernt man nicht. Geht hin. Klappt.
Es gibt Prüfungen, auf die lernt man nicht, geht hin. Klappt nicht.
Aber es gibt auch Prüfungen, auf die lernt man wie ein Idiot (ja, buchstäblich) und man weiß nicht: Klappt's? Oder klappt's nicht?
Am liebsten sind mir Prüfungen, wo man viel lernt und man ist ganz sicher, das klappt. Auf jeden Fall, zur Not mitm 3er.
Was ist, wenn ich hier groß die Lage auf die große Leinwand schmiere, jeden Tag und dann klappt's nicht?
Danach ist schon ein Urlaub mit zwei Aufenthaltsorten, ein Geburtstagsessen, ein Koma geplant. Was, wenn's nicht klappt? Gar nicht erst dran denken. Hilfehilfehilfe. Noch 18 Tage.

Dienstag, November 6

Lage: 20. Keinen Vorsitzenden aufgetrieben, bisher. Es wird knapp.
Emo-Lage: stabil, aber Kopfschmerzen. Wahnsinnige Kopfschmerzen.
Träume: von toten Tauben, die Weisheit symbolisieren und Pferderitten am Ring. Ich konnte plötzlich reiten, ohne Sattel. Das alles im absolutistischen Ambiente, um 1730.
Angst, nie mehr normal zu werden.

Sonntag, November 4

Lage: 22.

22 mal 8 Stunden - 3 Pausentage = 152 Stunden Zeit, um das Wichtigste aus mehr als 2000 Seiten auswendig zu lernen.

Noch optimistisch, dass sich alles ausgehen wird. Manchmal sogar ein flüchtiger Gedanke an das Danach. Rauskommen, grinsend nichts fassen können, Sekt, polternde Alpen aus dem Herzen brechen hören. Heimfahren mit derselben Bim, mit der man hingefahren ist. Abends in demselben Bett einschlafen, indem man nachts zuvor fast wahnsinnig geworden war vor Aufregnung.

Wissen, dass es nichts bedeutet. Hingehen und ein bisschen was erzählen. Über Kafkas Tagebücher, Goethes Zeit in Straßburg. Krankheiten, Tod, Krieg. Und immer wieder Parzival und seine Sünden. Denn die Menschen ziehen den Wagen der Sündhaftigkeit, von Generation zu Generation, immer weiter. Seit Eva.

Danach: Freude. Aber die Liebe und ihre spatzenhaften Sonntagvormittage werden immer da sein. Heute genauso wie in 22 Tagen. Wissen, dass es nichts bedeutet. Dem Hinterherjagen von Perspektiven danach abschwören. Aber jetzt: Noch 22 Tage.

Samstag, November 3

Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich mal einen Mittag im Schrank verbringen dürfte, um zu überlegen, was ich mit dem Tag, dem Leben, mir und allen anderen eigentlich anfangen will.
Meine Tage gehen immer gleich, derzeit Kafka:

'Ich bin [...] ein verschlossener, schweigsamer ungeselliger unzufriedener Mensch, ohne dies aber für mich als ein Unglück bezeichnen zu können, denn es ist nur der Wiederschein meines Zieles. [...] Nun ich lebe in meiner Familie, unter den besten und liebevollsten Menschen, fremder als ein Fremder. Mit meiner Mutter habe ich in den letzten Jahren durchschnittlich nicht zwanzig Worte täglich gesprochen, mit meinem Vater kaum jemals mehr als Grußworte gewechselt. Mit meinen verheirateten Schwestern und den Schwägern, spreche ich gar nicht, ohne etwa mit ihnen böse zu sein. Der Grund dessen ist einfach der, daß ich mit ihnen nicht das aller Geringste zu sprechen habe. Alles was nicht Litteratur ist, langweilt mich und ich hasse es, denn es stört mich oder hält mich auf, wenn auch nur vermeintlich. [...] Verwandtengefühl habe ich keines, in Besuchen sehe ich förmlich gegen mich gerichtete Bosheit.'

aus dem Achten Heft Franz Kafkas Tagebücher, 21 VIII [19]13.

Donnerstag, November 1

‚27 und noch immer mein Freund. Gratuliere!’