Sonntag, Oktober 26

Die Gästeliste der Hochzeit meiner Mutter ist inzwischen auf 163 gestiegen, ich passend dazu gestern in der Vidoethek das letzte Stück SATC ergattert, in dem es genau darum geht, dass man eben heiratet um einen selbst Willen und hab Acht, wenn sich die Vorbereitungen verselbständigen. Aber sie wollen es offenbar so, beide. Sollen sie haben. Falls es bei mir soweit ist, sage ich euch womöglich erst hinterher Bescheid und die Gästeliste beherbergt tatsächlich wahrlich nur Menschen, die ich aus ganzem Herzen dabeihaben möchte und niemand sonst. Amen.
Ansonsten übe ich derzeit Sesselkreise mit den Zwergen, in denen ich ihnen in erbärmlichen Versuchen, nach 10 Jahren zum ersten Mal Gitarre zu spielen, beibringe, dass es schön ist, dass wir alle geboren sind. Funktioniert ganz gut, verlernt man nicht, ist wie Schwimmen. Dass sie alle nur deswegen mitsingen, weil ich ihnen androhe, sie vom Turnsaaljägerballochsambergspiel auszuschließen, gehört zum normalen Erzieherton und ich sage es ehrlich: Das war mir nicht klar, mir Naivling.

Dienstag, Oktober 21

Meine Mutter heiratet, in ganz kleinem Rahmen.
Dieses Wochenende war ich daheim und habe vernommen, dass 144 Gäste geladen sind.
Mich trifft der Schlag.

Dienstag, Oktober 14

"Haider war ein skrupelloser, aggressiver Populist, der die österreichische Seele zielsicher erfasste, den moralischen Zwiespalt der Kriegsgeneration, das wehleidige Sichverschanzen in der Opferrolle, den tief verwurzelten Antisemitismus, die Furcht vor dem Fremden, die Ressentiments der Provinz gegen das ferne, mächtige Wien.
Ende der Neunzigerjahre und wiederum im Wahlkampf dieses Sommers kanalisierte er erfolgreich den Unmut über Erstarrung und Unfähigkeit der jeweiligen großen Koalitionen. Er beherrschte die Kunst, voll auf sein Gegenüber einzugehen, egal, ob dies ein Politiker oder eine Marktfrau war. Haider wurde zur Identifikationsfigur der kleinen Leute, der Zukurzgekommenen. Sie dankten es ihm, indem sie ihn zu Lebzeiten wie einen Erlöser huldigten. Nach seinem Tod verehren sie ihn nun wie einen Märtyrer..."


(aus der NZZ, zitiert nach dem heutigen Standard, S. 34.)

Sonntag, Oktober 12

Heute WG-Sitzung, sowas ist ja immer ein Spaß. 5 Leute sitzen unten im roten Pub und reden aufeinander ein, während sich nebendran bereits Leute in Kinopose begegeben, um dem Spektakel besser folgen zu können. Alle versuchen ihre selbsteigenen Bedürfnisse durchzudrücken, außer eine. Die sitzt immer stillschweigend da und wenn man Pech hat, hat sie als Unterstützung ihre beste Freundin eingeladen, wie einen Schutzwall. Naja, vielleicht bringt sie heute P mit und der bellt dann unterm Tisch hervor. Wobei V meinte, es wäre besser, wenn K zu P zöge, weil sie ohnehin so gut wie bei ihm wohne. Ausgerechnet V, von deren Zimmer unlängst jemand glaubte, sie wäre erst diesen Monat eingezogen, so unbewohnt sähe es aus. Dabei wohnt V offiziell ein komplettes Jahr bei uns. Und nein, P ist kein Hund.

Samstag, Oktober 11

Ich bin derzeit so zerstört, dass ich mir nicht mal ein lecker Essen für Samstagabend überlegen kann. Ich vegetiere im Bett nebst Tilschweigerliebesknatsch und Halswehtabletten, lasse meinen Tee kalt werden, bin genervt von Mitbewohnern, blicke den unvorhersehbaren politischen Ereignissen skeptisch, fast ängstlich entgegen und versuche, Montag bis Freitag eine Herde ärmster Ghettokinder zu bändigen, die es im letzten Jahr gewohnt war, in anarchischen Zuständen die Nachmittagsbetreuung in regelmäßige Krankenstände zu treiben.
Ich bin müde und überlege, ob Weihnachts- und Urlaubsgeld wirklich lebensnotwendig und verstehe langsam, wieso Männer in Sozialberufen eine Rarität sind.

Mittwoch, Oktober 8

Armes, brachliegendes Blog. Sobald ich meine Ghettokinder im Griff habe, komme ich hierher zurück und fege den Boden, versprochen.
Bis dahin kann ich nur sagen: Augen zu und durch! Es ist nicht leicht in dieser Welt an Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu kommen, neinnein.