Dienstag, Jänner 27

Zum ersten Mal im Leben mäßig erfolgreich Biskuit gebacken.

Montag, Jänner 26

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Nach vier Monaten das erste Mal von meiner Chefin gelobt worden, oder zumindest sowas, was man dafür halten könnte, um sich danach zu freuen.
Gleichzeitig erfahren, dass mein Job, so wie er jetzt ist, doch nicht wegrationalisiert wird, dh. für mich bis mind. Juli alles so bleibt, wie es endlich, endlich gut läuft.
Kerl plant zu Ostern einen Urlaub auf Zypern.
Wieder schwimmen gewesen.

Sonntag, Jänner 25

Gestern einen der schönsten Abende seit Wochen erlebt. Sieben Menschen, die sich jetzt schon seit geraumer Zeit ab und an treffen, auf Essenseinladungen, Geburtstagen, WG-Partys, manche sieht man mehr oder weniger oft, andere mit harmonischer Regelmäßigkeit, aber alle ticken ähnlich. Man spürt es gleich beim Reinkommen. Keine Hektik, nur Freude. Dazu ein Neugeborenes, das momentan die Attraktion schlechthin ist, ist es doch das erste im Freundeskreis. Und es ist eines der Babys, das einfach zu Abendgesellschaften mitgenommen wird und auf fremden Sofas inmitten des gemäßigten Trubels seinen Nachtschlaf hält. Das heißt, es wird jetzt im Nebenzimmer geraucht, aber sonst läuft alles wie immer.
Alle wieder ein bisschen besser kennengelernt, mit dem Nachtbus heimgefahren und froh gewesen, nur so.

Samstag, Jänner 24

Heute: dreieinhalb Jahre angestautes Zeug aus begehbarem Wandschrank räumen. Angst vor Erstickungstod durch Staubwuckerl oder Schock aufgrund ungeahnter Fünde. Achtung: Nicht in Trance versinken beim Anblick handgeschriebener Liebesbriefe aus dem Jahr 1995; derartiges blockiert die Aufräumarbeiten mind. 1,5 Stunden.
Danach: Schwimmen und einer Abendeinladung zum original Vorarlberger Spätzleessen folgen. Wir sind ja jetzt erwachsen, d.h. eine Handvoll über 25jährige, dazu ein Neugeborenes, gestillt.

Freitag, Jänner 23

Ein Schluck Bronchientee, ein Schluck Rotwein.
Dazu Amour fou auf 3sat, oder doch lieber Monk.

Donnerstag, Jänner 22

Und damit meinte ich nicht, dass ich an den Falten arbeiten muss, sondern daran, zu glauben, dass ich mit meinen blumigen 27 Jahren gegen meine hauchzarten Lachfältchen bereits Creme auftragen muss, um Anzeichen des Todes fernzuhalten.
Gestern übrigens schichtenweise den Berg abgearbeitet: Besitze nun 5 neue Pullis, 2 neue Hosen, 1 neue Brille, Monatslinsen, einen Regenschirm, neue Unterwäsche, eine neue Haube, einen neuen Schal und neue Haargummis. Niemals zuvor soviel an einem Tag gekauft. (Filed under: echtes Arbeitsleben und seine Vorteile.)

Mittwoch, Jänner 21

Der Übergang in die Arbeitswelt und seine Kinder

Seit 4 Monaten arbeite ich nun richtig. Also so, dass auch mein Papa glaubt, es sei 'richtige' Arbeit. Und seit genau diesen 4 Monaten häuft sich ein Riesenberg von großteils privaten Dingen an, die ich mit feinsäuberlicher Prokrastination vor mir herschiebe.
Darunter mindestens 4 Artztermine, ein Besuch beim Optiker, der schon seit 21. November neue Kontaktlinsen für mich bereit hält, die ich aber nie in der Lage war, abzuholen (Kontaktlinsen anpassen dauert 2 Stunden), während meine Augen immer jämmerlicher versuchen, den Teletext zu lesen (meine Mama hat meine Brille erledigt, - höchstwahrscheinlich mit dem Auto überfahren, aber sicher ist sie sich nicht).
Der Dezemeber ist sowieso immer ein Wahnsinn, weil man keine Zeit zum Atmen findet, obwohl Advent, Besinnung, Zurruhekommen, Ferien. Bei uns war das alles nichts, weil wir zwischen 23.12. und 6.1. wie die Irren zwischen zig Familien und Freunden hin- und hergereist sind, um an den einzig freien Tagen (ein weiterer Nachteil echter Arbeit) möglichst alle sehen zu können, die eben unterm Jahr nicht zu Gesicht zu bekommen sind.
Für Jänner steht also an: Haut- und Zahn- und Hausarzt, Bürokratie für die Arbeit erledigen, den Wandschrank, der in 3,5 Jahren zum Bersten vollgeworden ist, auszusortieren, um für neues Klumpat Platz zu schaffen (seit Weihnachten besitzt unsere Wohnung 2 Tortenstürze). Das Zimmer gehört geputzt, Regale lackiert, der Lohnsteuerausgleich gemacht, ich bräuchte neue Kleider und jemand müsste zum Ikea fahren.

In den letzten 4 Monate habe ich einfach nichts anderes gemacht, als mich an meine neue Arbeit zu gewöhnen. Was es bedeutet, Verantwortung für 13 kleine Lebewesen zu haben, 13 Kerlchen zufrieden zu machen, ihnen Mahlzeiten, Zuwendung, Hilfe, ein schönes 'Zweitzuhause' zu bereiten, ihnen (vorallem ihren wunderwitzigen Phantasiegeschichten) zuzuhören, sie jeden Tag pünktlich von der Schule zu holen, mit ihnen täglich unbeschadet die Triesterstraße zu überwinden, eine Grippe zu übertauchen, um ein Halloweenfest mit ihnen feiern zu können, ihnen beizubringen, dass Wassertrinken gut und dickflüssigen Safttrinken weniger gut, dass Händewaschen mit Seife einfach mehr, und sich währenddessen im Klo zu 'zerschlagen' weniger Sinn hat, dass 'Guten Appetit' zu sagen gar nicht so schlimm und mal bei einem Spiel zu verlieren einen nicht veranlassen muss, mit dem Kopf auf den Tisch zu schlagen.
4 Monate in denen ich lernen musste, was eine typische 'Weiberwirtschaft' am Arbeitsplatz überhaupt bedeutet und wie man damit klar kommt. 4 Monate in denen ich versucht habe, berufliche Hierarchiesysteme zu begreifen und in ihnen nicht unterzugehen, mich zu behaupteten, auf meine Fähigkeiten zu vertrauen und nicht den Mut zu verlieren, dass all das ohnehin keinen Sinn hat, weil der Einfluss, den man auf diese 13 kleinen Wesen hat, ohnehin von der restlichen Umgebung zunichte gemacht würde (spätestens wenn sie aus der Grundschulzeit raus sind).

Ein Erfolgserlebnis kann allerdings berichtet werden: Ich war schwimmen. Und zwar nicht nur einmal, sondern bereits 3 Mal dieses Jahr, je eine Stunde. Der Kerl ist grün vor Neid. Das ist ein Vorteil der Arbeit. Man muss sich keine Gedanken mehr machen, dass eine Hallenbadkarte um 5,20 Euro für kurzmal Schwimmen einfach nicht leistbar ist, das Bimticket dahin gar nicht mit eingerechnet. Man schiebt Summen auf Sparkonten von denen man früher monatelang hätte studieren können, weil man anfangs wohl noch gar nicht so genau weiß, was man mit dem verdienten Geld genau machen sollte. Der Lebensaufwand ist ja nachwievor derjenige finanzgebeutelter Studenten.
Ich leiste mir jetzt auch Faltencreme; das ist ein weiterer Punkt, woran ich dringend arbeiten muss.

Dienstag, Jänner 13

!

Und dann passiert das, wovor der Kerl manchmal richtig Angst kriegt: extremes Stimmungshoch nach extremem Stimmungstief, ohne erkennbaren Grund. Das ist ihm richtig, richtig suspekt. Das traue ich mich dann gar nicht richtig rauslassen, dass es mir besser geht und ich mich plötzlich wieder fühle wie eine Sommerwiese. Das hat irgendeinen Grund, nennen wir es PMS oder wie letzten Samstag, den größten Vollmond im Jahr.
Zuletzt übrigens im Neon gelesen: Der deprimierendste Tag im Jahr ist offenbar der letzte Montag im Jänner. Also der liegt ja offenbar noch vor uns, aber dann!
Dann liegt ein komplettes Jahr der Freude und des Glückes vor uns, wetten.

Sonntag, Jänner 11

Die neuen Nichtfarben hier drin, der gestrige Text und das heulende Entlein rechts, das alles zusammen ist so erbärmlich, so bitter, so schrecklich, dass es mich fast wieder erheitert und so doch noch seinen Sinn bekommt.

Samstag, Jänner 10

Grau und traurig geht es weiter ins neue Jahr.
Ich brauche ja immer jemand, der mir sagt, dass das alles ganz normal ist und ich mich nicht aufregen brauche. Darüber, was mir so passiert und wie es mir geht.
Dass es allen so geht. Dass mein Leben weder durchschnittlich traurig noch durchschnittlich schlimm verläuft. Dass die Leute nur nicht drüber reden, dass einem das keiner sagt.
Der Kerl hat also alle Hände voll zu tun, kann aber derzeit gar nicht. Wie immer schreibt er an Seminararbeiten oder lernt kroatisch, immer am Schreibtisch, immer mit einer Kanne Tee und voll konzentriert.
Ich beneide ihn darum, wie lang er das noch tun darf, bevor es richtig zur Sache geht.
Meine Studienzeit ist ja bekanntlich um. Aus oben genannten Gründen war es mir damals auch nicht möglich, die Bedeutung dieser Phase richtig einzuschätzen. Wie zu erwarten, hatte ich stets ein schlechtes Gewissen, weil ich zuwenig lernte und Angst davor, was danach kommen sollte.
Ein Irrsinn, im Nachhinein betrachtet.
Und jetzt?
Ehrlich gesagt habe ich ein bissl das Ziel aus den Augen verloren. Der Plan war ja eigentlich ganz anders. Den Job im Museum hatte ich vorallem, weil ich nebenbei Deutsch unterrichten wollte. Praxis sammeln, damit ich das Zusatzstudium starten kann, das Praxis unbedingt als Grundlage braucht. Nachdem ich dann glückselig ein halbes Jahr je 6 Stunden die Woche unterrichtet habe, wurde mein Museumsjob rationalisiert und ich arbeitslos. Nachdem Urlaub fing ich in derselben Kindertagesstätte wie meine Schwester zu arbeiten an.
Zeitlich und finanziell wäre es mir jetzt möglich gewesen, meine Zusatzausbildung als Deutschlehrerin zu beginnen, doch aus irgendeinem Grund nahm mich der Job sosehr in die Zange, dass es bis jetzt nicht dazu kam. Vielmehr habe ich im Oktober den Deutschkurs auf Eis gelegt, um mich in meiner neuen Arbeit engagiert einleben zu können. Die Gewichtigkeiten haben sich verzerrt und nun stecke ich inzwischen in einer ausgewachsenen Krise, weil die Bedingungen in meiner Arbeit derart schlecht sind, dass ich sogar wochenends betrübt auf dem Sofa sitze und weine.
Ich hatte vergessen, wie schlimm es sein kann, alteingesessenen, zermürbenden Hierarchien unterworfen zu sein, die nach Werten funktionieren, die mir während meiner Studienzeit völlig fremd geworden sind. Ich leide einfach zu sehr unter der offenbar völlig normalen Kabale eines Frauenberufstandes wie diesem. Ich steck das einfach nicht weg, nein.
Das alles ist aus dem Ruder geraten. Ich fühle mich wie ein Versager, dabei sollte dieser Job doch nur eine Stütze sein für mehr. Für Weiterbildung, für Wissen, für das Sprungbrett meiner zukünftigen Auslandsaufenthalte.
Ich muss mich besinnen, sonst segle ich auf sinkendem Schiff, während ich doch zum Flug ansetzen wollte.