Grau und traurig geht es weiter ins neue Jahr.
Ich brauche ja immer jemand, der mir sagt, dass das alles ganz normal ist und ich mich nicht aufregen brauche. Darüber, was mir so passiert und wie es mir geht.
Dass es allen so geht. Dass mein Leben weder durchschnittlich traurig noch durchschnittlich schlimm verläuft. Dass die Leute nur nicht drüber reden, dass einem das keiner sagt.
Der Kerl hat also alle Hände voll zu tun, kann aber derzeit gar nicht. Wie immer schreibt er an Seminararbeiten oder lernt kroatisch, immer am Schreibtisch, immer mit einer Kanne Tee und voll konzentriert.
Ich beneide ihn darum, wie lang er das noch tun darf, bevor es richtig zur Sache geht.
Meine Studienzeit ist ja bekanntlich um. Aus oben genannten Gründen war es mir damals auch nicht möglich, die Bedeutung dieser Phase richtig einzuschätzen. Wie zu erwarten, hatte ich stets ein schlechtes Gewissen, weil ich zuwenig lernte und Angst davor, was danach kommen sollte.
Ein Irrsinn, im Nachhinein betrachtet.
Und jetzt?
Ehrlich gesagt habe ich ein bissl das Ziel aus den Augen verloren. Der Plan war ja eigentlich ganz anders. Den Job im Museum hatte ich vorallem, weil ich nebenbei Deutsch unterrichten wollte. Praxis sammeln, damit ich das Zusatzstudium starten kann, das Praxis unbedingt als Grundlage braucht. Nachdem ich dann glückselig ein halbes Jahr je 6 Stunden die Woche unterrichtet habe, wurde mein Museumsjob rationalisiert und ich arbeitslos. Nachdem Urlaub fing ich in derselben Kindertagesstätte wie meine Schwester zu arbeiten an.
Zeitlich und finanziell wäre es mir jetzt möglich gewesen, meine Zusatzausbildung als Deutschlehrerin zu beginnen, doch aus irgendeinem Grund nahm mich der Job sosehr in die Zange, dass es bis jetzt nicht dazu kam. Vielmehr habe ich im Oktober den Deutschkurs auf Eis gelegt, um mich in meiner neuen Arbeit engagiert einleben zu können. Die Gewichtigkeiten haben sich verzerrt und nun stecke ich inzwischen in einer ausgewachsenen Krise, weil die Bedingungen in meiner Arbeit derart schlecht sind, dass ich sogar wochenends betrübt auf dem Sofa sitze und weine.
Ich hatte vergessen, wie schlimm es sein kann, alteingesessenen, zermürbenden Hierarchien unterworfen zu sein, die nach Werten funktionieren, die mir während meiner Studienzeit völlig fremd geworden sind. Ich leide einfach zu sehr unter der offenbar völlig normalen Kabale eines Frauenberufstandes wie diesem. Ich steck das einfach nicht weg, nein.
Das alles ist aus dem Ruder geraten. Ich fühle mich wie ein Versager, dabei sollte dieser Job doch nur eine Stütze sein für mehr. Für Weiterbildung, für Wissen, für das Sprungbrett meiner zukünftigen Auslandsaufenthalte.
Ich muss mich besinnen, sonst segle ich auf sinkendem Schiff, während ich doch zum Flug ansetzen wollte.
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