Mittwoch, Dezember 31

Das Neffenkind hat sich gefreut, zum ersten Mal seit 6 Jahren. Die Lösung war ein Elektronikbaukasten, der Blinker und Batterietester bauen kann.
Durch die neue angeheiratete Familie meiner Mutter war Weihnachten diesmal bayerisch und doppelt so groß wie sonst. Schweinsbraten und rote Grütze, dazu Panna Cotta und jede Menge Schnaps. Da lacht das Herz, zumindest bis zum nächsten Morgen, wenn die Schwiegereltern Punkt 8 vor der Tür stehen und einen abholen kommen. Nie war ein Kater peinlicher, ich konnte mich am Frühstückstisch kaum gerade halten, danach dreieinhalb Stunden Autofahrt Richtung Bodensee. Gottseidank waren bei diesem Frühstück so viele Leute anwesend, dass ich kaum auffiel. Meine Mutter liebt familiäre Personenanhäufungen, das ist spätestens seit ihrer Hochzeit klar. Dazu lädt sie, ganz christlicher Grundgedanke, stets Freunde, die niemand sonst haben. Der Küchentisch meines neuen Stiefvaters ist aber dazu geeignet, nicht wie die kleine Piepsi-Wohnung meiner Mutter. Da sitzen locker 20 Leute drumrum und man muss aufstehen und sich komplett ausstrecken, um ein Stück Käse aus der Mitte des Tisches zu erwischen.

Sonntag, Dezember 21

Warum der Dezember immer eine Katastrophe sein muss?
Man weiß es nicht, aber ich habe nicht alle Geschenke beisammen und bei denen, die ich habe, ist ihre Sinnhaftigkeit fragwürdig und am Ende bin ich vielleicht wieder enttäuscht, weil das Neffenkind sich nicht freuen kann. Aber das liegt nicht an meinem Geschenk, das liegt daran, dass das Neffenkind alles hat, nichts mehr braucht, bzw. sich Dinge erwartet von denen ich erstens keine Ahnung habe und die zweitens über meinem finanziellen Rahmen liegen (heute wünscht er sich eine Playstation - wenn er seit ca. seinem 1. Lebensjahr nicht längst eine besäße - und mit 12 eine Raumstation). Und der Kerl hat auch alles, nur in einem anderen Sinn. Der mag nichts mehr, der braucht nichts, weil er von der anderen Richtung her antimaterialistisch eingestellt ist.
Meine Arbeit ist auch eine Katastrophe, aber das ist eine andere Geschichte.
Und darum ist der Dezember gaksi.

Donnerstag, Dezember 4

Morgen, Kinder, wirds was geben.
(Filed under: Wenn man die Brautjungfer der eigenen Mutter ist, ist das etwas verwirrend.)

Dienstag, Dezember 2

Das kleine Mädchen kommt nur noch viertelstundenweise nach Hause, seis um schnell den Kleinenputzpartner zu spielen, einen Milchkaffee zu trinken, aber meist nur, um etwas abzuholen. So scheint es jedenfalls.
Der Abrechnungsbetrag steht seit zwei Wochen offen, egal. Das Irrenhaus steht brach; muss man sich Sorgen machen oder ist es eine gesunde Entwicklung, von der es tatsächlich kein Zurück gibt?
Wir sind ja abgebrüht, nachdem wir damals nicht davor zurückgeschreckt sind, das zweite, scheinbar unzertrennliche m, von uns zu scheiden. Nach 5 Jahren Studentenheim- und dreieinhalb Jahren WG-Erfahrung sind wir ehrlich abgehärtet und denken, dass die Dinge ihren Lauf gehen, ob man sich wehrt oder nicht.
Loslassen, das haben wir gelernt, weil wer gehen muss, muss gehen.
Wir sind sogar so abgebrüht, daran zu denken, dass die nächste Gasrechnung um 22m² billiger ausfallen wird, so.
Ist das gemein oder einfach nur realistisch?