Sonntag, November 16

Die Winterdepression ist nun vollends hereingebrochen. Ein Jammer, Tag für Tag. Niemand von uns beiden hat zur Zeit Lust zu kochen, oder sich auch nur ein Rezept auszudenken, überhaupt einkaufen zu gehen, miteinander zu telefonieren, um derlei Dinge zu arrangieren, geschweige denn irgendwie nett zu einander zu sein.

Der Kerl lernt den ganzen Tag, den halben Abend, das komplette Wochenende und ist dauergestresst, während ich mich jeden Tag von der Arbeit heimschleppe, allerhöchstens im Wohnzimmer auf dem Heizkörper vor dem Fernseher dahinvegetiere und den größten Spaß darin sehe, zur Videothek zu latschen und mir Liebesfilme auszuleihen, um meinen Stress in der Arbeit für immerhin 100 Minuten vergessen zu dürfen und stattdessen einem völlig vertrottelten Handlungsstrang zu folgen, wo es einfach nur darum geht, wie er sie am Ende doch noch kriegt. (Eine andere Methode, die immerkreisenden Gedanken an die Arbeit zum Schweigen zu bringen, wäre sie einfach mit Heavy Metal zu übertönen, habe ich mir heute beim Duschen überlegt.)

Das führt dazu, dass niemand von uns beiden mehr etwas machen möchte, was getan werden muss. Wir denken an Bettwäsche überziehen, Wäsche waschen, abstauben, Frühstück zubereiten, Zahnpasta kaufen, füreinander Tee kochen, ganz zu schweigen von Massage oder sagen wir EsEIx.
Wir tun das alles natürlich trotzdem, aber gefrustet und immer mit dem Gefühl, der andere täte nichts und ich sage euch, das sieht dem Kerl und mir überhaupt nicht ähnlich, weil wir seit eh und je mit dem Motto gut gefahren sind, das Wohl des anderen über das eigene zu stellen.
Funktioniert momentan aber überhaupt gar nicht. Um unsere Laune zu heben, hat der Kerl sündteuren Elektroschrott bestellt: Wir sind nun stolze Besitzer einer Tageslichtlampe. Setzt man sich morgens um halb 7 eine halbe Stunde davor, zum Kaffeetrinken und Schminken oder einfach nur so zum Reinschauen, geht es einem prompt besser, heißt es. Es ist hell, aber es blendet nicht. Und das alles um schlanke 70 Watt. Der Kerl hat ausgerechnet, dass man die Lampe um 20 Euro im Jahr jeden einzelnen Tag viereinhalb Stunden aufdrehen könnte. (Jetzt ist sogar j beruhigt, dabei braucht der gar nicht reden, weil er winters den ganzen Tag das Fenster aufreißt, damit sein Hochbett gelüftet wird.)

Ich hoffe, die Wirkung kommt schnell und zuverlässig, sonst ist das kein Aushalten mehr. Seit 6 Wochen herrscht ein Getrenze und ein Gezetere und das gute, pralle Leben (das hier sonst so oft beschrieben wurde, dass man sich fast schämen muss) hat sich verflüchtigt, lieber Gott, mach, dass es schnell zurückkehrt.

PS: Kerl hat sich heute eine neue Lebensmittelunverträglichkeit zugelegt. Diesmal: Kräuter, vermutlich Oregano. Ist das zu fassen. Das kann nicht gut sein, bitte Jahr am Strand komme bald und heile.

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