Mittwoch, November 5

Endlich, es fließt ein bisschen.
Der Mann sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch und füllt kleine Vokabelheftchen auf kroatisch, während ich mit den Zwutschgis Fledermäuse aus alten, schwarzen Socken bastle, incl. Glitzerflügel. Die Zwutschgis mögen das und ich mag es, wenn sie es mögen. Basteln ist überhaupt so ein Unwort, aber man tut es in meinem neuen Beruf, immer. Man liest Bastelzeitschriften, klappert Bastelgeschäfte ab, in denen man Bildungsrabatt kriegt, faltet, schneidet, klebt, malt, beglitzert.
Zwischen Basteleien, Mittagessen, Hausaufgaben und Turnstunden versucht man das Leid der Gesellschaft, für die man da angestellt ist, zu ertragen, es sich zurechtzubiegen, anfangs nicht jeden Abend weinend nach Hause gehen, den Mann nicht tagtäglich damit zuzumüllen, denn ändern, ändern kann man daran überhaupt gar nichts.
Man geht jeden Tag trotzdem hin, man kündigt nicht, wie jeden Abend erneut beschlossen, man hält durch, kommt heim, textet den Mann zu, der Mann sitzt da, erstickt schier inmitten seiner neuen Vokabeln, mit denen er von seiner burgenlandkroatischen Lehrerin jede Woche eingemailt wird und sagt: Halte durch, nächstes Jahr, am Strand.
Und man hält durch, man versucht doch, die kleine Gesellschaft in der winzigen Gruppe für die man soviel Verantwortung trägt (warum hatte mir das niemand vorher gesagt?) erträglicher zu machen. Dazwischen Toast zum Frühstück, Rechenketten, Grenadiermarsch, Elternhefte, Laternen, Gemüsepizza, Matheschularbeit, Spielplatz, Händewaschen, Jause, hopphopp.
Und irgendwann, Weihnachtsgeld.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

basteln ist besser als vorm computer zu sitzen und stundenlang in dieses kasterl zu stieren. leider kann ich nix anderes ...

LG kipet

m. hat gesagt…

wenn sie basteln mögen und sie mögen doch auch katzen, dann sind sie hierfür bestens geeignet! die stadt wien bildet jetzt wie verrückt kleinkindpädagogen aus, weil ein notstand besteht, noch und nöcher.