Dienstag, Juni 17

Was Fußball mit mir macht

Das ganze Fußball tut nicht gut. Zumindest mir. Ich bin nämlich derart treulos, dass ich nicht an eine Teilnahme der Österreicher an der ko-Runde geglaubt habe. Keine Sekunde lang. Das rächt sich jetzt. Ich fiebere lieber mit Jogi, Schweinsteiger und Schönling Ballack, dem Kapitän der Kapitäne. (Und trauere insgeheim um Klinsi.)

Meine Schwestern schimpfen mich deshalb. Zurecht.

Und obwohl ich gestern in dem albanischen Lokal an der Währingerstraße, indem selbst die (albanischen) Kellnerinnen Österreichtrickots getragen haben, schönfeil mit meinem glitzernden Österreich-Leiberl und rotweißrotwangiger Schminke im Gesicht erwartungsvoll dagesessen bin, neben meinem Mann, der vor sich eine Deutschlandfahne als Tischtuch ausgebreitet hatte, freute ich mich aus ganze Seele, als Ballack in unser Tor traf.

Das musste seltsam wirken, ein rotweißrotbemaltes Mädchen, das jubelt, wenn die gegnerische Mannschaft siegt. Aber ich sage, es ist Liebe. Wir sind diese eine Werbung, ihr wisst schon.
Denn ich freue mich einfach mehr, wenn Deutschland Europameister wird, anstatt einem Österreich angehören zu müssen, das sich von einem Zusammentreffen im Viertelfinale mit Portugal jahrelang nicht mehr erholt. Deutschland war diesbezüglich ein zuvorkommender Gegner, dem erst gegen Ende die Geduld riss.

Der Mann hingegen ist glücklich, dass Österreich sich gut geschlagen hat und die Österreicher deshalb keinen Grund haben, ihm persönlich die nächsten 30 Jahre tag für tag ihr Unglück nachzutragen. Als Deutscher hat man es in Österreich ja nicht gerade einfach.

Aber immer noch einfacher als meine Deutschschüler, allesamt keine Europäer, die ich heute morgen per sms auf nächste Woche vertrösten musste. 3 Stunden Unterricht ausgefallen, wegen Halsschmerzen meinerseits. Und ich liege nun im Bett rum, lese Lola und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich krank bin.

So ist es nämlich, als Erwachsener kann man nicht einfach krank sein wie früher, in der Schule. Wo man bei Stress einfach mal einen Tag zuhause geblieben ist und danach gings wieder.
Als Erwachsener hat man diese Art von Verantwortung, die einen auffrisst.

Aber ich lerne ja nicht daraus, heute abend wieder Fußball. Dazu wie immer ein Essen des (von Deutschland) besiegten Landes. In diesem Fall: Kalbschnitzel mit Kartoffelsalat. Zugegeben, während der WM waren das exotischere Gerichte, zb. Costa Ricanisches Tomatensalsa.

Und am Freitag gibt es dann hoffentlich portugiesische Teigtaschen mit Krabbenfüllung.

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