Freitag, Mai 16

Immer von einem eigenen Laptop geträumt, den man - inmitten von weißer Bettwäsche - volltippen kann, hierdrin ein paar Sätze für die Ewigkeit formlieren, wie etwa im Juli, der Juli war echt gut, da habe ich auch den ganzen Tag über Goethe und Herder und dem Häschen gebrütet, da sprullern die ausgereiften Sätze automatisch aus einem heraus, ob man will oder nicht.
Aber jetzt, wo ich tageintagaus eigentlich dasselbe, anstregende mache, und zwar nicht die geistig anregendsten Dinge, sitzen die Sätze tief drinnen und wollen nicht mehr raus. Wenn ich sie extra rauspresse, wehren sie sich, versperren sich und würgen sich bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt den Weg hierrein, wenn sie es überhaupt soweit schaffen.
Schade, das.
Ich sage euch, heute ist der Tag gekommen. Jetzt sitze ich hier, mit einem niegelnagelneuen Laptop. Geschenkt.
Und wie fühlt sich das an? Zuerst musste ich mir mal die Nägel kürzen, weil lange Nägel und Laptoptasten vertragen sich nicht. Und wo ist eigentlich die Entf-Taste?
Daran gewöhnt sich mal einer.
Überhaupt ist in dieser Wohnung die Laptopzeit ausgebrochen, das kleine Mädchen hat jetzt auch so ein Ding. Etwas kleiner als meiner hier, und wehe man lädt ein Programm drauf, aber schick, mit selbstgenähtem Plüschschutz drumrum. Der Plüschschutz gefällt dem kleinen Mädchen am ganzen Teil wohl am allerbesten, schätze ich.
(feilt einen weiteren Nagel zurecht)
Es hat sich vieles gebessert, hier, in letzter Zeit.
Kerlchen und ich haben uns Anfang des Jahres echtes Bettzeug geleistet. Aus Kamelhaar. (Und ja, mit Bettzeug meine ich das innen, nicht das drumrum und nein, Kamel musste dafür keines sterben.) Dazu ein geschenkter Laptop, eine Weltkarte, glänzende Schuhe, die atmen und ein Zelt, mit dem demnächst in die Slowakei gereist wird. (Slowakei ist übrigens ein Land, das touristisch unerschlossen, wunderschön, nah und dazu sehr günstig ist. Niemand reist dahin, deshalb kosten die Campingplätze auch zw. 1 - 3 Euro die Nacht. Möglicherweise aber ohne Klo.)

Das alles sind Neuerungen, aus Gründen eines fertigen Studiums, das jetzt endlich Früchte trägt. Es gibt plötzlich Arbeit, Lohn und dazu Freizeit, in der man den Lohn wieder ausgeben kann. So funktioniert Erwachsenenleben. Unlängst hat mir jemand erklärt, freie Tage seien ein Teufelswerk, von der Wirtschaft erfunden, die nur darauf aus ist, dass man den hart verdienten Lohn gleich wieder ausgibt.
Ich arbeite daran, all den Erwachsenenkram verstehen zu lernen. Man wächst da rein, schätze ich und plötzlich trägt man Seidenstrumpfhosen, dazu atmende Schuhe und muss darauf achten, dass man nicht vor sich selbst erschrickt.

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