Donnerstag, Mai 31

Erziehung, Zufall & Zigaretten

Gestern meinem Vater eine in süffisantem Töchterleinton gehaltene Nachricht zukommen lassen: "Lieber Papi, mein neuester Plan ist es, mit dem Rauchen aufzuhören. Wie hast du es geschafft? Kannst du mir bitte ein paar Tipps geben?" Superdad's Antwort:
Heute ist weltnichtrauchertag Jährlich sterben in Österreich soviele Menschen wie in Bad Ischl leben - also eine ganze Stadt!!! ganz besonders viele Frauen haben den gefährlichen Lungenkrebs er führt schnell zum Tode. bitte nicht mehr rauchen!!! gr papa
"Bitte nicht mehr rauchen!!!" Ist das schon der ganze Tipp? Und ist es ein Zufall, dass grade heute Weltnichtrauchertag ist? Obwohl mir Bad Ischl nie sonderlich sympathisch war (das hat Gründe die hier nicht weiter ausgeführt werden sollen), habe ich mir gestern den hier bestellt. Helmut Schmidt ist zwar mit Kettenrauchen bereits 88 Jahre alt geworden, aber darauf kann sich unsereins ja nicht verlassen. Und man will ja seit gestern, wie Maude, 80 Jahre alt werden.
Der Kerl bekommt morgen früh um 8 eine neue Frisur. Kürzere Haare, mit Farbe drin. Als dies das letzte Mal passierte, musste ich erstmal vor Entsetzen weinen, kräftig schnäuzen und den Haarkummer mit 2 Ribiselschnaps vom letzten Sommer hinunterkippen. Diese verrückten In-Friseusen hatten ihm seine tollen, weichen, sonnenfarbenen Seidenhaare ratzfatz abgeschnitten, bis zu den Ohren.

Stellt schon mal die Schnapsflaschen bereit, morgen ist es wieder soweit.

Mittwoch, Mai 30

10° Außentemperatur

Der gute Janoschlöwe hat mich dazu gebracht, gestern tatsächlich 5 Vitamineinheiten zu mir zu nehmen; ich war so stolz, dass ich es überall ungefragt rumerzählt habe. Pumpernickel ist übrigens rabenschwarz & toll. Es war ein guter Tag, im Gegensatz zu heute, und abends gab es Harold & Maude, Tränen und TräumschönTee. Ersteres würde ich (auch in Verbindung mit zweiterem) jedem von Euch wärmsten Herzens empfehlen, von dritterem ist jedoch strengstens abzuraten. Die Träume, die ich heute hatte, möchte ich nichtmal im Traumbuch nachschlagen; ich lag bis 11.30 im Bett und konnte nicht früher aufstehen, weil ich so platt war vom vielen Kindermörder ertragen, Laptops in Badewannenertränken und der Verfolgungsjagd in dieser finsteren Rattenstadt. Der Kerl kam nach Hause und hat mich sanft aufgeweckt, meine Launen ertragen, zugehört, wie ich über den ekligen, verkrusteten Schaumrückstand unseres Hofer-Duschgel benutzenden Mitbewohners geschimpft habe, und mir danach erzählt, dass man im Kaffeehaus meiner Wahl nicht mehr rauchen darf und stattdessen Schlecker kredenzt bekommt. Jetzt bin ich wach, hab erst 1 Vitamineinheit bekommen & geh hernach zur Arbeit, wo ich die fehlenden 4 Vitamineinheiten niemals kriegen werde; nur dreckige Teller tragen, vitaminloses Buffetessen verabscheuen, im Hintertreppenhaus der Hofburg rauchen; hoffentlich treff ich jemand Nettes.

Dienstag, Mai 29

Pumpernickel-Türme

Morgen steh ich früh auf, kauf mir Pumpernickel und lese nochmal im tollsten Kinderkochbuch der Welt, das s mir mal geschenkt hat, als noch nichts klar war und noch alles vor uns lag; Ich glaube es war Weihnachten '04 '03. Ein Hauch Umschwung hing schon in der Luft, weil mein damaliger Freund es vorgezogen hatte, ohne mich mit dem Zug heimzufahren. Wir hatten gestritten, ich weiß nicht mehr worums ging, aber die Tatsache, dass wir uns an Weihnachten im Streit getrennt hatten, war sehr sehr bitter. Ich rief s an und bat ihn, stattdessen mit mir nach Hause zu fahren. Ich glaube, er ging danach extra zu Leporello und hat das LöwenBuch für mich gekauft. Und den kleinen Teddy mit Klebehänden, der an unserem neuen Kühlschrank hängt. Diese Dinge bleiben übrig; heute habe ich das Buch zum ersten Mal richtig gelesen und verstanden, was der Löwe uns sagen will. Dieses Buch ist unheimlich schlau. Es achtet auf Nachhaltigkeit, Gesundheit der Kinder, Geldtasche und Nerven der Eltern. Und es hat Witz!

Samstag, Mai 26

Heute morgen

eingekauft, 3 feine Abendessen ausgedacht, 3,6% Joghurt in den Kühlschrank geschlichtet, grünen Salat gestapelt, Kaffee getrunken. Dem Mann einen Kuss mit zur Arbeit gegeben, zurückgeblieben; nach langer Zeit die Wohnung ganz für mich allein, erst mal zu Manu Chao durchs Wohnzimmer gehüpft. Wäsche aufgehängt, aufgeräumt. Abrechnung gemacht, beinah 1 kg Marillen gegessen. Fernseher aufgedreht, Formel 1, Fernseher abgedreht; dann lieber doch am Wörterbuch gearbeitet.

Beim Sprichwort: etw. liegt auf jmds. Brust wie ein großer schwerer Stein eine Freundschaftseinladung von einer an sich netten Person bekommen, dazugehörige Erinnerungen verdrängt, eine Nachricht an ma wegen der zerkratzten Tür geschickt, über Veränderungen und den Lauf der Zeit nachgedacht. Über den Text zu "Über mich" sinniert, gelöscht, geschrieben, gelöscht. Wörterbucharbeit, gegrübelt, Wörterbucharbeit, gegrübelt, dazwischen über den Schokofilm geärgert und darüber, dass ich dazu keine ordentliche Kritik hinbekomme. Überdies sollte ich aufhören, j²s Laptop auf meinem Schoß zu platzieren, ich glaube, meine Füße werden auf Dauer davon gelähmt.

Gelesen, dass man zum Frühstück getoasteten Pumpernickel essen könnte, mit Estragonsenf bestrichen und Schnittkäse drauf. Jetzt haben leider die Geschäfte schon zu.

Heiße Nächte, 3. Stock mit Mezzanin, Südseite

Die unerträgliche Hitze hat uns gestern Nacht dazu getrieben, Ice Age II als Abkühlung zu konsumieren und als wir noch nicht richtig müde waren, direkt danach Charlie und die Schokoladenfabrik.

Zwischendurch musste ich mal kurz weggehen, so geärgert hat mich der zweite Film. Das dumme Blaubeerenkind, die versklavten Umpa-Lumpas, das zugeschminkte Johnny-Depp-Gesicht, das Gesinge - ohMann. k und mc fanden das alles super und ich war eine einzige Randgruppe, weil ich unrealistische, bunte, singende Plastilin-Filme nicht mag.

Aber das schiefe Haus und der Großvater waren toll. Auch der Papa aus der Zahnpastafabrik! Und als plötzlich riesige gebratene Hähnchen im kleinen armen Haus gegessen werden, wo die 4 Großelternteile stets gemeinsam im Bettchen liegen, mitten im Raum. Aber die Umpa-Lumpas und Willy Wonka, pfui. BÄH. Eh, ich mochte Roald Dahl noch nie sonderlich.

In Wahrheit ist diese Wunderfamilie von Charlie wohl das unrealistischste am ganzen Film. Dazu gabs Zitronenwasser und eine Tafel Schokolade.

Freitag, Mai 25

Impressum

briefe, betrunken & blau Ein Experiment. ist ein privates Weblog, das ausschließlich zu meiner* und der Unterhaltung geneigter Leser geführt wird. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt, jedoch oft unvermeidbar. Der Counter zählt Eure Lesebesuche seit Anfang April 2007. Kritik wird von mir persönlich per Mail gerne entgegen- und bestenfalls angenommen. Ich freue mich jedoch auch über Kommentare. Angenehmen Aufenthalt!

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Wien, 2007.


* geboren 1981 in Oberösterreich.

Donnerstag, Mai 24

Nach einer Nacht wie dieser

Aufwachen, Baustelle über mir beim Klopfen & Hämmern zuhören, eine Weile starr daliegen, Schwindel; Ohropax suchen, zustopseln, Übelkeit, weiterschlafen. 5 Minuten später aufwachen, Durst, aufstehen, Schwindel, trinken, 5 Fruchtzwerge im Vorbeigehen löffeln, Schwindel. Weiterschlafen, 5 Minuten später aufwachen, Übelkeit, Gameboy suchen (liegt bei k im Zimmer, k schläft tief und fest), mich stattdessen für Thomas Manns Biographie entscheiden, 1-2 Seiten lesen, Schwindel; Aufstehen, Duschen wollen, Schwindel, Duschen auf später verschieben; Aufräumen wollen, Schwindel, Aufräumen auf später verschieben; Kaffee. Kaffee hilft. Kebab holen, Kebabmann kennenlernen, der diese Döner mit soviel Hingabe zubereitet, dass es zwar 35 Minunten dauert, 3 kleine und ein großes Döner zu bekommen, aber die Sauce hat Liebe drin und der Döner extra viel scharf drauf.

Der Döner war die Rettung; jetzt gehts wieder. Aber den Gilmoregirls kann ich heute kaum folgen; denn wie schon der Kebabmann sagte: "Mein Kopf ist zwar groß, aber leer."

Mittwoch, Mai 23

23. Mai 2007

Sahnekuchen, ultra-cremig, von j².
MoleskineKalender mit etw. blauäugiger Miezekatze von k.
Blumen und selbstgebackene Dinkel-SonnenblumenkernBrötchen von mc,
plus 10 Mal Schwimmen, mit Kästchen.
Der verrückte Looping Louie, auf Gin.

Dienstag, Mai 22

23:58

Sitzen im Wohnzimmer, gemeinsam mit Looping Louie, Super Marios Cousin, und kippen uns Honigschnaps hinter die Birne trinken ein Gläschen Wein. Wenzel singt uns nette Liedchen aus dem Pott; wir warten auf mein 27. Lebensjahr.

Blogsphäre

Ja, ich lese diese Frau. Ja, ich hab das Blog-Buch gelesen, ja ich bin begeistert. Ja, ich nehme mir ein Beispiel. Ja, ich bin so eine Art Schülerin, ja, ich hole mir Inspiration. Ich wollte die gute Frau nie nicht verlinken, es kommt mir ganz furchtbar anbiedernd vor. Aber heute schreibt sie dies hier und lässt mir keine Wahl.

Oh, Mann, seht ihr das Foto rechts? Von mir? Ja? Sie macht mich fertig. Vor allem das Wort "einfach" ist extrem fies; und dass ich morgen Geburstag habe. Ein Geburtstag ohne Zigarette? Ein Glas Rotwein ohne Zigarette? Gut, ich bin noch jünger. Die entsprechenden Phasen kommen noch; aber "einfach" wird das sicher nicht.

"Nur der vernünftige Mensch,

...welcher Kaffee trinkt, kennt die Wahrheit."

Gregor Retti: Der grobe Verlauf. S. 11.

Danke, Peter

Unlängst sind Looping Louie und das Fellchenspiel in unser Wohnzimmer eingezogen, mo² ist vom Etna herabgestiegen & aus Sizilien zurückgekehrt; sie kann nun zu k's Freude auch wieder zum Inventar unseres Wohnzimmers gezählt werden.

Aus aktuellem Anlass möchte ich hier mal fragen, was man tun kann, wenn ein Professor plötzlich so nett ist, dass er sich schon mit dem Vornamen in Emails verabschiedet? Ist dieser Typ so klug, dh. auch verwirrt, dass er da gar nicht dran denkt und in seinem Kopf keine Konventionen mehr Platz haben, oder liegt es an diesem speziellem Fall, wo dieser Prof Studentinnen sucht, die ihm unentgeltlich bei einer wichtigen Arbeit helfen & er nett sein MUSS. Jedenfalls hat er sich mit "Ja, Datei kommt sofort! Danke, Peter" verabschiedet. Aber man darf sich ja über nichts mehr wundern, k wäscht ihre Unterwäsche ja auch bei ihrem Bacc-Betreuer (der sich auch schon mal lang und breit über meine Oberweite ausgelassen hat). Die Welt steht Kopf und der neue Typ, ein Sklave der Praktikantenausbeuter, nervt mich mit seinem Zigaretten-Geschnorre, das k ihm vielzuoft durchgehen lässt.

Nachtrag. Neuestes Email vom Prof: "JAAAAAA, wunderbar, danke!"*

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*Formierung im Original belassen.

Samstag, Mai 19

Die Schlangen aus dem Nest werfen

Heute Nacht waren da drei Schlangen, die ich im Traum in einen Topf mit kochendem Wasser gesteckt habe. Mit Kartoffeln; und es ekelte mir nicht davor, ich hatte nicht mal Angst vor den Dingern. Nein, ich wollte Essen machen, für mich und meine Geschwister.

Freitag, Mai 18

Zeitzeugin in der Straßenbahnlinie D

Heute meine Arbeit abgegeben, auf dickem Papier gedruckt*, Spiralen an der Seite, Folie obenauf, tipptopp. Blöde neue Sekretärin "kennengelernt", dringend auf Toilette gemusst, Helgekarten zurückzugeben vergessen, Bim gefahren.

Ursachen eines chronischen Bandscheibenleidens

Ein junge Frau bietet einer älteren Dame nach alter Sitte ihren Platz an. "Nein, danke, ich habs mit den Bandscheiben, ich stehe lieber, sonst komm ich nicht auf."
Pause, dann stolz:
"Ich bin ja schon 99."
Pause, jetzt vorwurfsvoll:
"Und ich war fünf Jahre im KZ!"

Kollektiver Schock im Waggon.
Ausnahmslos alle halten den Atem an. Klassisches Stecknadel-Phänomen. Ich verkrieche mich intuitiv in meinem Ellenbogen und lausche gespannt.

"Heute will ja niemand Schuld sein! Die Österreicher erst recht nicht! Dabei haben sie damals den Boden geküsst, vorm Parlament."

(Waggon D fährt gerade am Parlament vorbei.)

Ich stehe im toten Winkel der Dame und kann die Frau nicht sehen, sie spricht weiter:

"Fast hätten sie mir die Hände amputiert, so abgefroren waren die! Kann sich ja niemand mehr vorstellen."

Ich lehne mich vornüber gegen einen Pfosten, versuche ums Eck zu schielen, um diese Dame zu Gesicht zu kriegen, von der ich bis jetzt nur die warme, angenehme Stimme vernehmen konnte, sehe aber nichts und bin sehr froh, dass sie nicht mit mir spricht.

Atem anhalten, Augen schließen.

Der netten, jungen Dame (in deren Haut in dem Moment wohl keiner im Waggon der Straßenbahnlinie D stecken will) fällt dazu folgender Satz ein:
"Aber jetzt gehts ihnen wieder gut?"Sie sagt es mit Mitgefühl, sie trägt dieses Gespräch tatsächlich mit Fassung. Mit diesem kleinen Satz beruhigt sie die Lage und die ältere Dame ist zufrieden.

Als beide aussteigen erhasche ich endlich einen Blick.
Die ältere Dame sieht aus wie 75, schönes straffes Gesicht, weiße Haare, fein nach hinten gesteckt, Mantel. Sie trägt sogar Stöckelschuhe mit Absatz. Eine edle, vornehme Dame mit freundlichen Zügen.

Und mein Leben?

Nach Hause gekommen, Schlüssel vergessen, zehnmal geklingelt, raufgelaufen, Toilette, Tretris, Zigarette, Pläuschchen mit k und j², chaotische Wohnung, b motivieren, gemeinsames Aufräumen, Apfelkuchen, Kaffee. Hiersitzen und denken, das Leben geht einfach weiter, nie bleibt es stehen und hält solche Momente fest.

Danach passiert vielleicht noch einkaufen, kochen, essen, Helgekarten umtauschen, Lesen, Gilmoregirls. Siedler, Rotwein.

So geht mein Leben, während ich so alt bin, wie sie damals war.
____________
*Danke, j².

Donnerstag, Mai 17

Helge, 40° Fieber


Ich bin um 10 aufgewacht, topfit (abgesehen von meinen wunden Füßen), bereit für den Tag, an dem mein Werk zuende gebracht wird, koche Kaffee, schalte den Rechner an. Und dann das! Man denkt ja gleich, da ist was im Busch, jemand hat uns verwunschen, weil in dieser WG grad gar nichts mehr klappt. Früher war es ja eher so, dass das Organisatorische immer wundervoll hingehauen hat (super Wohnung, sofort gefunden, alle Möbel gratis, nie echt Probleme) - immer nur emotionale Dinge, die im Argen waren. Und jetzt ist es eben umgekehrt. Der Auszug von ma hat einfach wahnsinnig viel Geld gefressen, ein neuer Mitbewohner, neue Bedingungen, kein Termin für diese Party gefunden, Probleme mit der Waschmaschine, etc. Und jetzt ist auch noch Helge Schneider krank. Wenn das nicht auf Weltuntergang hindeutet! Wir haben erstmal eine Runde geheult, weil uns plötzlich alles zuviel wurde. Jetzt geht's aber wieder & vielleicht kann man die Karten sogar umtauschen. Morgen!

Montag, Mai 14

Muttertag II


Diese Babykatze wurde Freitag nacht auf den Bahngleisen eines winzigen Ortes in der Nähe der deutschen Grenze leise miauend gefunden. Und von einem betrunkenen 16jährigen zu mir getragen. Worauf ich ein Wochenende damit zubringen durfte, dieses kleine Knäuel mit einem Fläschchen aufzuziehen, es in meinem Bett schlafen zu lassen (in mc's Achselhöhlen), morgens um 6 von seinem Mauzen aufzuwachen, um mit ihm zu spielen (mc musste um halb 8 übernehmen, weil ich einfach zu müde war, um noch ein Fläschen zu machen), und meinen neuen Mitbewohner zu verwünschen, der an einer ganz schlimmen Katzenhaarallergie leidet. Dr. Hofrat Popelge wohnt jetzt bei meiner Schwester. Sie hütet ihn. Und ich trauere.

Kongresse & andere furchtbare Dinge

Okay, ich nehme zur Kenntnis, dass ihr schweigt. Aber eines sei euch gewiss: ihr werdet gezählt - und zwar NUR ihr, ich nicht. Ich bin da völlig außen vor. Allein schon, weil ich ja jeden Tag hierhin schaue, obwohl eigentlich immer nur ich neue Sachen sage, also nie was Neues dastehen kann, wo ich nicht selbst dabei war, als es geschrieben wurde. So wirr ist die Web2.0-Welt. Da macht man diese Dinge, die völlig sinnlosen. Wie eine Seite wie diese zu unterhalten.

Auch die Welt da draußen ist wirr. Ich heute, verschlafen, müde, gelangweilt, zwischen einem LowBudget-Buffet und etlichen verrückten Messeständen, deren Inhalt & Sinn ich auch nach oftmaligem
im Kreis daran vorbeigehen nicht nachvollziehen konnte, blicke so über 5000 geschäftige Wirtschaftsköpfe mit all ihren Palms, Laptops und sündteuren Superhandys, wie sie so nebeneinander sitzend fast nichts miteinander reden können, weil sie mit WirtschaftsköpfchensindieLaptopsstecken beschäftigt sind - das alles ergibt ein witziges, trauriges Bild, vorallem inmitten des Messehallenklimas, als ich - völlig naiv - der Buffetkraft neben mir berichte, wie abscheulich ich Wirtschaftsköpfe finde, wie jämmerlich sie mir erscheinen, und wie ich stets bemüht bin, mich von ihnen abzugrenzen.
Sie regiert irgendwie eigenartig, aber noch merke ich nichts. Als ich sie später frage, womit sie ihre Vorlesungen füllt, schmeißt sie so das Wort Betriebswirtschaft in den Raum. Bamm. Ich am Boden, plattgetreten, von der Buffetfrau, die mit Sicherheit selbst mal an diesem Kongress teilnehmen wird.

Das war ja so klar. Klar war auch, dass ich trotz des Vorsatz', dies nicht mehr zu tun, weil sich davon unverschämt viel um die Hüften legt, im Halbestundentakt ekliges Buffetessen in mich hineingestopft habe. Ein Nusseckchen hier, zwei Bissen Obstsalat (klingt bloß gesund)
da, ein Wecklein in Salatsoße getaucht, pickiges Cola, die Mandelapfeltasche, ein Tortellini, etc. Alles gemischt, ohne Maß, Ziel oder Sessel unterm Arsch, immer bissenweise, immer schön im Stehen, immer schön schlingend. Und danach Schluckauf.

Donnerstag, Mai 10

Lieber Leser

Ich hätte so gern, dass du mal was sagt. Deine Meinung
zu meinen wirren Texten hier drin zum Beispiel.

Zum Beispiel Verpiss dich, du Schlampe. Oder auch
nur eine nette Geschichte aus deiner perfekten WG,
die zudem eine funktionierende WaMa besitzt, nie
jemanden rauswirft, alle 2 Wochen riesige Partys
schmeißt, immer Pizza bestellt & davon nie dick wird.
Das wär ein
schöner Anfang. Irgendwann hat mal
jemand gemeint,
vielleicht d, er freue sich,
wenn "das Buch" rauskommt.

Es wird zwar niemals "das Buch" (das Buch wovon?)
rauskommen, aber der Gedanke ist so furchtbar rom-
antisch und erinnert mich an den typisch-mamaesken Opti-
mismus meiner eigenen Mutter, die immer denkt,
ihre Kinder werden mal durch Zufall Model oder auch
nur Präsidentin (Zitat: "Liab schaust aus", was immer
man ihr auch vorzeigt).

Lieber Leser, soll ich tatsächlich mal einen betrunkenen
Brief schreiben? Total besoffen, wo ich auf alle Leute
spucke, die mir je was angetan haben? Stehst du
darauf? Woher kommst du eigentlich und was willst
du hier? Ich weiß nämlich dass du da bist. Ich hab
einen tollen Zähler, der zählt langsam, aber er be-
wegt sich.

Dies alles und andere Phasen kommen daher,
dass ich einen Blog von einer BoBo-Dame aus
Hamburg lese. Ein Prachtweib mit Prachtge-
danken. Sie liebt Rotwein, Häagen Dazs-Eiscreme,
das Meer, ihre Miezekatzen, sie renoviert eigenständig
ihre neue tolle Wohnung mit Spachtelmasse,
sie kann selbst über Spachtelmassen einen tollen
Text verfassen, man sieht Fotos davon.
Sie hat einen tollen, coolen, stillen
Mann mit Nestwärme, arbeitet zuhause, ist
tolerant, klug, offen, hat viele Freunde, einen sehr
interessanten Job, kann gut kochen, isst gerne
und tausende Menschen folgen ihren Gedanken.



Das macht mich ganz blöd & neidisch.

In Liebe,
dein Waldbrand.

PS: Ihr Leben hat bestimmt auch Hintergrundmusik,
ganz von allein, ohne IPod.

Großmutters Erbe

Dienstag, Mai 8

WaschmaschinenHorror, II.

Was mir seit zwei Tagen immer MORGENS, frohenmutes, den Tag verdirbt, ist diese Waschmaschine. Ich finds ja echt toll, dass wir sie bekommen haben und ja, es ist ein Schaf drauf abgebildet (und ja, das heißt wie bei Siedler: Wolle), aber mir reicht's jetzt endgültig. Ich bin so sauer, dass ich jetzt alles hierhinschreibe, egal, was ihr dazu meint. Alle sind aus dem Haus oder schlafen noch. Ich sitz ganz alleine da und kann mich an niemandem abreagieren. Meine Mitbewohner handeln fahrlässig und total wahnsinnig, unsere Nachbarin denkt wohl, ich sei ein Volltrottel und dies alles ertrage ich, nachdem mich der Malermeister aus der Dusche (eingeschäumt und eingeseift) geholt hat, um unseren riesigen Schimmelfleck, der seit sage und schreibe August von oben kommt, anzusehen. Frau F., unsere Nachbarin ist eine sehr nette Dame, sie hat uns schon mal einen Klopapierturm mit einem Osternestchen drunter geschenkt und beschwert sich äußerst selten. Sie steht jeden morgen um halb 6 (oder vielleicht sogar früher) auf, das bedeutet natürlich auch, dass sie um halb 10 schlafen geht, weil ein Wundermensch ist sie noch lange nicht. Meine tollen Mitbewohner hingegen waschen nachts um 10 Wäsche, was ja an und für sich okay ist, "wenn die Waschmaschine wie eine Katze schnurren" würde. Die Waschmaschine des Unheils ist aber KAPUTT! Sie holpert so laut, als würde jemand während des Waschvorgangs daneben stehen und im Takt mit einem großen Hammer draufschlagen. Jawohl, wie k's Mutter befürchtet hat! Der Waschmaschinenteufel holt uns! Ist das unser ma-Karma? Ich bin sooo sauer, ich sags euch. Die Affen lassen nachts die Waschmaschine poltern, ohne sie auszumachen. Und ich rede der netten Dame von nebenan noch ein, dass die Maschine viel leiser ist als ihre Vorgängerin.

Weil ich mich zu der Zeit - gestern - nämlich im Museum für Kunsthistorie befand. Was da passierte, will ich gar nicht erzählen. Nur soviel, ein älterer Herr namens Sonderwunsch nannte mich ständig "Madeleine, wenn Sie mir bitte dies und das bringen könnten" (obwohl ich ein Namensschild mit meinem wahren-echten Namen trug), ich ein Bild umgeschmissen habe, wonach Marmorsplitter zur Seite sprühten, man mir 5 Euro Trinkgeld geklaut hatte, und beim Nachhauseweg schrie mir noch ein besoffenes Automobilchen nach: "Wos schaustn so deppad!". Also wer nach so einem Tag nicht deppad schaut, gratuliere! Du Wundermensch. (Einzig frohe Botschaft - oder sollte ich an so einem Tag auch vorsichtig demgegenüber sein? - s ist mein Freund. Ich hab das jetzt schwarz auf weiß. Und das an dem Tag, als ich fast seine Telefonnummer gelöscht hätte. Loslassen, Fräulein. Loslassen. Also die Festnetznummer hab ich gelöscht.)

Und Mitbewohner: Geht zu Frau F. und entschuldigt Euch, aber dalli. Ich bin nämlich wirklich böse. In echt.

Sonntag, Mai 6

Traurige Erkenntnis einer nunmehr fast 17-Jährigen.

Hierarchien, Regeln und billige Mietpreise

"Heute unterscheidet man umgangssprachlich die „Zweck-WG“, deren Bewohner und Bewohnerinnen nur aus Gründen der Kostenersparnis zusammenleben, Gemeinschaftsleben aber eine untergeordnete Rolle spielt. Das Gegenteil ist die „Nicht-Zweck-WG“, in der oft Freunde und Freundinnen zusammenleben wollen und viel miteinander unternehmen. Jede soziale Beziehung zwischen Menschen fordert gewisse Regeln.

Die Hierarchie in WGs ist aufgrund der eher progressiven Nutzergruppe meistens flach, obwohl natürlich Alter, WG-Zugehörigkeit und vor allem der Charakter jedes Mitglieds eine Hierarchie erzeugen. So können in Nicht-Zweck-WGs, aufgrund der neuen Pflichten (Sauberkeit, Besitzverhältnisse im Kühlschrank) Spannungen zwischen Freunden entstehen; andererseits können in sogenannten Zweck-WGs durch die Akzeptanz und das Kennenlernen in einem alltäglichen Umfeld Freundschaften entstehen." (sagt Wiki)

Ich sage, unsere WG ist toll. b sagt: "Ich bin echt froh, hier gelandet zu sein, trotz der vielen Regeln. Ich brauch das auch." b hatte 3 Möglichkeiten, in Wien zu wohnen, aber wir waren die billigste. Er hat wohl Bedenken, ob er mit unserem Regelwerk zurecht kommt, weil er bisher nur in Gemeinschaften "kunterbunten Chaos'" gelebt hat. Wir werden sehen.


Wien ist ...

Phettberg wohnt genau diagonal von uns. Heute habe ich im Falter seine Kolumne gelesen, in dem er unser Grätzel als "Klein New York" bezeichnet und die 6 Geschäfte um sein Wohnhaus als seine schöne Welt lobpreist. Z.b. Onkel Mario mit dem Hund vor der Haustür. Oder das Jedermann mit seinen wohlansehnlichen Friseuren. Ich weiß, was Hermes meint. Wir wohnen schließlich auch diagonal dazu. Manchmal sehe ich ihn mit einem 6erTragerl Mineralwasser und einen riesigen Papiertüte vom Anker durch die Straße schlurfen. Da weiß ich, warum ich hiergekommen bin. An den Puls der Zeit, in dieses kleine NewYorkchen, da hat er Recht der gute Kerl. Egal woher, am Westbahnhof angekommen, während ich die Treppe runterrolle, pflege ich zu flüstern: "Willkommen zu Hause". Ich denke, ich hab früher auch schon hier gewohnt. In einem Haus mit bestuckten Stiegenhausdecken.

Freitag, Mai 4

Neues von der Front

Wie viel neue Mitbewohner wir innerhalb des letzten halben Jahres gekriegt haben, hat jeder aufmerksame Leser und WG-Besucher wohl sehr anschaulich mitbekommen. Vermutlich auch, um wie viel sich das Klima in unserem Altbautraum verbessert hat & dass man jetzt sogar frohen Mutes und laut glücklich sein kann. Man kann reden wie man will - auch hochdeutsch, und es juckt niemand. Ich kann sogar ein bisschen schwäbisch, allerdings mehr schlecht als recht. Wir besitzen nun ein völlig neues Bade- und Wohnzimmer und auch die Küche ist um einen Schatz reicher. mc hat gelernt, Apfelkuchen zu backen und verziert die Stückchen mit Namensschildchen, sodass für jeden was übrig bleibt. k züchtet Basilikum auf der Fensterbank und ich habe wie immer Angst, aber das vergeht. Mich ängstigt so vieles, aber ich hab das im Griff; Der Wetterumschwung tut das seine dazu, aber eine gute Nachricht kommt stets aus dem Kosovo. Was will man mehr? Als hätte sich die WG gehäutet. Wie eine Schlange, igitt.

Ich versuche einstweilen, zu Ende zu studieren, kann es aber nicht sehr gut*. Parzival ist wirklich ein harter Brocken, doch ein Lob an den alten Bumke, der macht das toll. Ich verstehe ihn. Er erklärt es mir wundervoll. Aber das Thema ist so riesig, dass man nicht weiß, wo anfangen. 7 cm Reclam. Himmelherrgott.

Es ist schon interessant mit anzusehen, wie überfordert ich schlichtweg bin, wenn was Neues passiert - und das tut es ja in letzter Zeit im Wochentakt. Ich sitz’ da wie gelähmt und schau traurig zu, was passiert. Auch erfreuliche Dinge jagen mir diese Lähmung ein, die hält dann ein, zwei Tage an und ich kann nichts dagegen tun - nur hinliegen & zaubern. Warten, bis die Traurigkeit vorüber geht und ich der Lage wieder Herr werden kann. Was passiert da mit mir? Sicher ist auch das böse Wetter schuld. Aber nein, ich weiß nicht, wie ich mich jemals an was gewöhnen soll. Alles verändert sich ständig, so rasant & schnell, dass man es gar nicht mal richtig mitkriegt. Im März z.B. haben wir uns an j² gewöhnt. Das ging ziemlich schnell, weil j² ein anschmiegsamer Mensch ist, der es sich gefallen lässt, wie wir mit ihm umgehen. k und ich hüpfen auf seinem jackblack-Köpfchen herum und irgendwie mag er das, glaub ich. Er isst mit uns, es schmeckt ihm alles & er lässt sich sogar im Siedeln besiegen. Er läuft sogar 6 Stunden lang mit mir im Ikea rum, um Mülltonnen auszuwählen und beschwert sich kaum. Nein, eigentlich gar nicht. Witzigerweise wollte er genau dieselben Sachen kaufen wie ich, z.b. diese tolle Reibe mit Plastikbox unten dran, damit man keinen popligen Teller mehr unterstellen muss. Ikea ist toll. Trotzdem war ich in der ersten Woche, als er kam, total aus dem Häuschen, überall die Schachteln und Kisten – wir erinnern uns.

Diesmal sind gar keine Schachteln da. Der Typ kam mit einer Kiste CDs und einer Kiste Klamotten, fertig. Aber das Gefühl kommt prompt wieder. Eigentlich erstaunlich. Früher, als sich mein Leben in einem kleinen, vergammelten Häuschen am Waldrand abgespielt hat und die einzige Abwechslung die Kaffeekränzchen und Tupperpartys meiner Mutter waren, lechzte ich nach jedweder Veränderung. Auch schlechte Neuigkeiten machten mir Spaß, einfach dass etwas passierte, egal WAS. Wir sind nicht die Menschen, die wir früher waren. Es sieht so aus, als würden wir täglich neu geboren und müssten uns behaupten. Wir wissen nicht was passiert. Was ist, wenn ein Pazifist plötzlich alle Mauern einbricht und keine drei Wochen später schon militärische Paketchen ins Haus flattern, die nach allen Regeln der Kunst um uns werben? Hätte uns das jemand vor zwei Monaten gesagt? – Absurd! Was passiert als nächstes?

Als ich die Tristan-Arbeit geschrieben habe, war ich knapp 22, hatte keine Ahnung, saß mit der Sekundärliteratur und dem alten thinkpad600 im Studentenheimbett und schrieb zusammen, was mir einfiel. Ich mochte Isolde und ich mochte König Marke, den Ärmsten. Aber ein Idiot war er doch, dass er sich das alles gefallen lassen hat. Der Text wurde mit sehrgut benotet und ich glaubte damals an Zufall. Glück gehabt. Als ich ihn neulich las, war ich überrascht, wie unschuldig ich damals noch schreiben konnte. Der Text floss mir aus der Hand und ich wusste nicht mal, dass er gut ist. Die reine, naive Liebe ist die schönste Liebe.

*k


Donnerstag, Mai 3

Ich bin ein betrunkener Hahn, gebt mir meinen Kakao!

Mittwoch, Mai 2

Wie ich hörte, schleppten sie sich an den Rand des Kampfplatzes zu den Hasenherzen.



Parzival 73,9

Dienstag, Mai 1

Geteiltes Netz

mc und ich sind wohl für immer dazu verdammt, mit einem einzigen PC auszukommen. Seit September geht das so, und es nimmt kein Ende! Zuerst ist sein Rechner krepiert, dann meiner, umgekehrt & immer wieder im Kreis. Nach langem Herumscheißen (und ich sage dies böse Wort nicht zum Spaß!) gehen beide wieder ----- und was ist nun passiert?

Seit zwei Wochen sind alle unsere Lan-Stick-Dinger kaputt gegangen, so dass nur noch ein funktionierender übrig ist. Dieses kleine blaublinkende Silberteilchen wandert jetzt jeden Tag von mir zu ihm, von ihm zu mir - wobei mc sich unverständlicherweise mehr Vorrecht rausnimmt, weil er denkt, sein Runterladedingens sei wichtiger als das, was auch immer ich hier tun will, (z.B. bloggen). Er lädt Pumuckl! Jawohl.

Irgendjemand will wohl, dass wir beide weniger am Netz rumsitzen & nicht soviel Unsinn machen. LOL²A sagt ja, das sei das LEBEN, das solch kluge Spielchen mit uns treibt.