Mittwoch, Juli 11

Wie es ist

Jemand, der wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, hat bezüglich dieses Textes unsere Wohngemeinschaft als Zweckgemeinschaft entlarvt und hinzugefügt, dass solche Institutionen ihrer Funktion nach Lebensabschnittspartnerschaften ähneln, bei denen das Hauptaugenmerk nicht darauf gelegt wird, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Der Mann hat Recht. Ich sage, so ein Zusammenleben erfordert eine bewusste Entscheidung, die darüber hinausgeht, das Manifest zu kennen und es jedem eifrig zu referieren, der sich über diese Gemeinschaft erkundigt. Das allein reicht nicht. Tatsächlich lebt man hier, um jetzt das Größtmögliche für einen selbst herauszuholen - für die Zukunft nämlich, die man dann nicht mehr gemeinsam teilt. Man holt sich Rüstzeug, aber keine Liebe/Freunde.

Das ist schockierend, aber schlau und rückt die Sache ins rechte Licht.

Ich komme mir vor, wie ein Hippie auf Woodstock, der dem Konzept insgeheim schon abschwört, während er noch nackt vor der Bühne tanzt (in Wirklichkeit war dort nämlich Regen, wusstet Ihr das?).
Niemand wird nackt getanzt haben, und Janis Joplin hatte den mutmaßlich schlechtesten Live-Auftritt ihres Lebens. Er war so mies, dass er nicht mal in den Film aufgenommen wurde.
Die Realität gehorcht keinem Manifest. Das hat sie noch nie getan.

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