Freitag, Juli 13

Traumtänzertag

Literaturwissenschaftler sind oftmals sehr schlaue Menschen und ich mag es, wie sie denken. Das sind Allroundtalente, die einen zum Staunen bringen können. Sie wissen nicht nur über Grammatik, Textstrukturen, Gattungen und Epochen Bescheid. Sie wissen mehr. Sie sind Psychologen, Gesellschaftskritiker, Journalisten, Rhetoriker, Soziologen, Historiker, Rezensenten und Lehrer, manchmal sogar Dichter. Sie untersuchen Dinge, die gar nicht zu ihrem Fachgebiet gehören. Eine Ich-Spaltung zum Beispiel. Wo lernt der Literaturwissenschafter das? Bei Max Frisch, nicht Max Friedrich.

An Tagen wie heute möchte ich in Zeitlupe weiterstudieren, damit ich noch mehr Kluges aufsaugen kann, bevor ich in einem unterbezahlten, unversicherten Teilzeitjob, der nichts mit meiner Ausbildung zu tun hat, versumpfe. Da fragt man sich, warum man schnell fertig werden soll, wenn einen da draußen nichts erwartet, man vielmehr die Welt der Gedanken verlassen muss, um zur Tat zu schreiten: am Realitätspflaster aufschlagen, Geld verdienen, erfolgreich sein; Literaturwissenschaftler wird man nicht so einfach wie Kellnerin.
Mehr zum Überdruss unserer Generation: da. (ich bin hier drauf aufmerksam geworden.)

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