Donnerstag, Juli 12

was ich Sommer 2004 so getan habe

Die Germanistikbibliothek hat sich - nach meiner Anfrage - Blogs! angeschafft und ich konnte es nun endlich lesen, weil ich es mir nicht selbst kaufen wollte. In der Hauptbibliothek ist es ständig ausgeliehen, ich bin schätzungsweise der 17. Vormerker und bekäme das Buch im April 2012. Hab's gleich im Bus und danach genüsslich im Bett quergelesen. Es hat mir einige Fragen beantwortet; nicht sehr viele, aber wichtige. Schade, dass es schon völlig veraltet ist, 2004 ist hier drin schon hundert Jahre her. Flickr war damals noch ganz neu, und jetzt?

Ich war verwundert, was ich damals gemacht habe, dass das Thema so völlig an mir vorbeigezogen ist und erst das kleine Mädchen mich aufmerksam machen musste, was ich wieder verpasse. Was zu mir passt, als wäre ich prädestiniert dafür. Ich halte mich für einen furchtbaren Spätzünder, das ist wohl das Los der Erstgeborenen, die sich alles mühsam autodidaktisch beibringen müssen. Niemand setzt sich hin und erzählt munter drauflos, was zu tun ist. Ich habe das die letzten drei Tage ansatzweise bei der frischesten Maturantin meiner Familie versucht. Eine Gelegenheit, die ich nicht oft habe, weil sie in der oberösterr. Pampa wohnen muss will. Und für meine Cousine, die mich hernach ernsthaft gefragt hatte: "Bist du ein Bio- und Ökofreak?" Das war mir Hinweis genug, dass es nichts nützt, wenn jemand kommt und sagt, so, Burschen, so geht's. Macht mal. Auf solche Leute hab ich auch nie gehört. Aber sie schauen sich trotzdem viel ab. Die ganz Kleine hört z.B. Kerl's Musik, leidenschaftlich. Da ist die Einflussnahme unbegrenzt. Man braucht bloß wieder Mal ein, zwei Lieder schicken und schon ist die Gute angefixt und will mehr. Aber für Entwicklung gibt's keine Anleitung.

So, zurück zum Sommer 04: Ich weiß, was ich da gemacht habe. In diesem Sommer saß ich mit ma auf einem kleinen Balkon im 9. Bezirk, dessen offene Seite in einen hässlichen Hinterhof zeigte, was uns nicht davon abhielt, diesen Ort für wundervoll zu erachten und dort nebst Aschenbechern, Kaffee, Laptop und Falterprobeabo der Hinterhofhitze zu frönen. Ich tippte da grad eine aufregende Geschichte per Diktiergerät ab; nebendran noch 2 Jobs, die man ebenfalls vom weißgetünchten Balkon aus erledigen konnte. Zwischendrin an den Haidhofteich gefahren und am Steg gelegen, wohl ahnend, dass das folgende Jahr Neues, Unverhofftes bringen müsste.

ma schrieb an ihrer Abschlussarbeit, langsam, aber stetig, eine Zeile nach der anderen. Das war zu einer Zeit, als ihr 3000 Euro-mac noch nicht mal in Produktion gegangen war und sie an einem alten Pentium arbeitete. Mein alter Laptop hatte auf diesem Balkon nicht mal die Möglichkeit für Internet. Alles war langsam, alles war heiß. Unschuldig irgendwie und trotzdem aufregend. Da waren keine Männer, die uns behelligten, wir warteten auf etwas. Was Unbestimmtes. Auf dem Balkon, man konnte es spüren. Und im Falter stand garantiert nix von Blogs. Das hätte ich gelesen. Damals wurde das Sommerloch mit den ungustiösen P*rn*geschichten [Eingriff ins Dokument am 30.10.2007, da wiederholt Suchbefehle auf dieses Wort hierhergezeigt haben.] des St.Pöltner Priesterseminares gestopft. Und dann gab es da noch die 786 Wiener Banküberfälle. Haben wir da tatsächlich dran vorbeigelesen, wo es doch so ein Getöste gewesen sein muss?

Wir kannten noch nichtmal klm, j, den I. oder den Kerl.
Das bedeutet eigentlich, dass wir, am Balkon sitzend, ma las solang diesen da, ich trank mit Vorliebe Latella, was ich jetzt nicht mehr tun würde, weil ich die Gefahren der Milch kenne!, ähm, ja: Das bedeutet eigentlich, dass wir unsere Zukunft noch überhaupt nicht kannten. Nichts davon. Wir wussten nicht, wer kommen und uns in den Bann ziehen würde. Wir saßen gemeinsam im 6. Stock, verbündet, gewappnet, aufgeregt. Es waren dann allerdings zwei ganz unterschiedliche Bänne. ma ist, wie man weiß, hier rausgeworfen worden ausgezogen.

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