Die Gebete funktionierten allerdings nur in einer Sache: Ich hatte immer gute Noten, das klappte hervorragend. Einsen und Silbersternchen, wohin das Auge blickte. Ich Depp machte dafür ausschließlich Jesus verantwortlich und hielt ernsthaftes Lernen für Zeitverschwendung.
1991, als meinen Eltern dann überraschenderweise die Idee kam, sich zu trennen, erklärte ich die Beterei kurzerhand für beendet, aus und vorbei. Ich weiß es noch genau; im selben Jahr brachen auch meine Noten in Richtung Durchschnitt ein. Das war die Zeit, als man echte Schularbeiten schreiben musste. Mit Lernen.
Bis ich begreifen sollte, dass Jesus mich in keinster Weise im Stich gelassen hatte, vergingen Jahre und viele Religionslehrer zogen an meinem Leben vorbei, ohne mir im Geringsten erklärt zu haben, worum sich das Leben wirklich dreht. Es sind 16 Jahre vergangen, seit ich denken musste, dass man Kinder vom Knutschen kriegt* und es dem lieben Gott Probleme bereite, wenn ich saure Mostbirnen vom bösen Nachbarn klaue.
Weihnachten und Ostern musste ich stets Sünden erfinden, um mich bei der Beichte nicht ob meines Unfehls schämen zu müssen. Lieber Gott, ich habe meine Schwester kopfüber gehalten und fest geschüttelt... Moment mal, das war gar nicht gelogen. Aber sie hat mich so genervt; ein dickes, schreiendes Bündel! Und alle beim Holzhacken, nur ich und das Bündel im Wohnzimmer.
Ja verdammt, dort hat man Holz gehackt, Kinder zum Beichten gezwungen und ihnen erzählt, dass Tiere an Heiligabend sprechen können. Es gab Wald und Kirschbäume; Aber man will ja nicht romantisieren.
Das mit dem Nichtrauchen funktionierte jedenfalls von einem Tag auf den anderen. Danke,
*Und wenn ihr jetzt denkt, es gibt diese Kinder nicht, die das mit dem Küssen=Kinderkriegen-Quatsch geglaubt haben: Ich wars.
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