Dienstag, Juli 24

Achung! Der Mann im Karohemd geht um

Die Nachtschicht hat was gebracht, 4 Stunden Mehrarbeit, die am Ende der Woche bestimmt fehlen würden. Aber der heutige Tag hat trotzdem nicht gut begonnen. Zuerst war die Kaffeekanne schon leer, als ich in die Küche kam, kein Brot, nur ein bisschen Milch im Kühlschrank, kein Obst, kein Gemüse mehr. Kaffee aufgestellt, PC an, hingesetzt, Mails gelesen. Es klingelt. Ich denke sofort an den Installateurmann, freue mich, dass er schon früher kommen konnte, um meinen Warmwasserhahn zu reparieren und eile zur Wohnungstür. Eine warme Dusche, denke ich schwärmend, und öffne das Gatter frohgemut, ohne zuvor durchs typisch Wiener Guckloch zu linsen. [Fehler #1]

Vor mir steht der Mann von der GIS.

Hilfe!

Ich reagiere seltsamerweise so, als wäre es einer, den ich schon lange erwartet hätte. Mein Gesichtsausdruck muss ihm vermittelt haben: "Ach Sie sinds. Endlich." [Fehler #2]

Dieser penetrant freundliche Kärntner erklärt meinem verdatterten Gesicht, dass er uns die 16 Monate, die wir seinen Verein bisher geprellt haben, gütig erlässt und dass wir froh sein sollten, dass nur er (und nicht sein fieser Kollege) zu uns gekommen ist. Ich verziehe dankbar die Mundwinkel. Menschen, die Jobs nachgehen müssen, wie der Mann von der GIS, um ihre Kinder ernähren zu können, tun mir von vornherein so leid, dass ich nur passiv dastehe das Prozedere ohne Widerrede über mich ergehen lasse. [Fehler #3]

Der ganze Plan, den wir uns schon seit Jahren zurecht legen, ist mit einem Schlag dahin.
Plan A: Nicht aufmachen
Plan B: Türe schnell zuwerfen
Plan C: "Ich bin nur zu Besuch hier, kommen Sie in 3 Wochen wieder."
Plan D: "Wir haben gar keinen Fernseher und Sie dürfen hier sowieso nur mit Durchsuchungsbefehl rein. Wiederschaun!"

k kommt zu Hilfe und ringt dem Karobehemdeten einen Antrag auf Befreiung der Fernsehgebühren ab. Bringt eh nix, weil wir nicht berechtigt sind. Wir sind zwar arm wie Kirchenmäuse, kriegen das aber von keiner Behörde bestätigt. Ich gehe wieder rein und informiere den Kerl am Telefon. [Fehler #4]

Kerl tickt aus. Er hätte es dem Typ schon gegeben, in seiner alten Wohnung konnte er den GEZ-Mann hunderte Male abwimmeln, ob ich nicht mehr wüsste, was wir für so einen Fall besprochen hätten,... Ich schreie ins Telefon, dass ich verdammt nochmal andere Sorgen hätte, als einem armen GIS-Mann in die Eier zu treten. Was kann der dafür? Soll man ihm zu seiner undankbaren Tätigkeit auch noch die Türe ins Gesicht schlagen. Kerl und ich reden etwas überemotional, ich lege auf, Kerl ruft zurück, entschuldigt sich, ist aber immer noch angefressen, dass wir ab jetzt 22 Euro im Monat hinblättern müssen. Geteilt durch 5 natürlich. Trotzdem. Argumentative Darlegungen meinerseits, Fairness und so, schlägt der Kerl kurzerhand in den Wind. Obwohl er sonst nett ist und darauf besteht, dass wir Bio-Fairtrade Bananen um den 4fachen Normalpreis kaufen.

Nachher denke ich: Wäre mein Leben grad nicht so eindimensional und würde meine Diplomarbeit nicht jedewede meiner eloquenten Fertigkeiten ausnahmlos morgens bis abends in sich aufsaugen und mich für den Rest der Welt zwischendurch stumm wieder ausspucken, hätte ich dem Typ gern ein paar Fragen gestellt. Was der den ganzen Tag erlebt, geht sicher auf keine Kuhhaut. Er sollte vielleicht bloggen.

Nein, dieser Mann kann einem echt leid tun.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

..., wenns einmal auf das taffe mundwerk ankäme. naja, jetzt wird eben sogar der orf bezahlt. man fährt ja auch nicht schwarz...

Volle Flaschen für TrinkerInnen zum Monatsende hat gesagt…

also mich hat der GIS-Giuseppe mit shorts u. t-shirt angetroffen vor ca 2 jahren, ich öffnete arglos in erwartung meiner damaligen freundin, und schon haben wir das formular ausgefüllt....nachdem ich die erste rechnung bekommen habe, meldete ich d fernseher ab und kucke seither per tv-karte über den compi fern und zahle nur noch radio-gebühren, und habe seither meine ruhe vor der GIS.

mein tipp- einfach d fernseher wieder abmelden.