Freitag, Juli 6

Resümee einer einsamen Woche

Wenn man viel alleine ist, ergeben sich zwangsläufig Gedankengänge, die einem zu zweit, in eine Schmusedecke eingehüllt, verborgen bleiben. Nach vier Tagen hat man die Einsamkeit endgültig satt und möchte gerne jemand finden, mit dem man in ein hübsches Wien-Café gehen könnte. Um ein richtiges Gespräch zu führen, Reflexion über das eigene Leben anzustellen, die man alleine einfach nicht zuwege bringt und um gleichzeitig mit Spannung den Erzählungen aus dem anderen Leben zu lauschen.
Nach einiger Überlegung und dem Durchblättern meines Telefonbuches wurde mir plötzlich bewusst, dass ich einen solchen Menschen nicht habe. Keinen, mit dem ich dies Wunderbare ernsthaft hätte zelebrieren können.
Klar, es gibt viele Leute, die man so trifft. So auf kleinen, netten Partys; zum Abendessen einlädt; vielleicht im Rathauspark herumsitzt, während furchtbares Ballett im Hintergrund läuft. Zuweilen sitzt man im WG-Wohnzimmer und unterhält sich bei Rotwein zu weltpolitischen Dingen. Aber meistens sieht man bloß gemeinsam Serien.
Und darüber, was tatsächlich mit einem geschieht, redet man nicht.
Grad jene, die einem am nächsten sind, die Menschen, mit denen man zusammenwohnt, bleiben einem wohl am fremdesten. Heute habe ich eben bemerkt, dass jemand das neue Brot anschneidet, obwohl altes da ist (und beim neuen ein inneres Stück isst, anstatt das Scherzerl. Weiß diese Person, wie teuer Brot eigentlich ist?) Ja, all diese Gedanken fangen an, mit einem zu reden, unwillkürlich, ohne Einhalt. Das sind die Gedanken, die man herumträgt. Ist das nicht seltsam?
Meiner inzwischen angesammelten Erfahrung nach, lebt man zusammen, ja, man mag sich sehr, oder man nervt sich gewaltig, aber sobald einer auszieht, bricht der Kontakt unweigerlich ab. Das ist traurig, ja, klar. Aber es war bis jetzt in 90% der Fälle so. Soweit ich weiß, haben die anderen untereinander auch kaum Kontakt. D.h. es kann nicht ausschließlich an mir liegen; es ist so eine Art Phänomen. Als ich vor zwei Jahren aus dem Studentenheim ausgezogen bin, war ich der festen Meinung, dass darin ewigwährende Freundschaften entstanden wären. Weit gefehlt. Ich sehe fast niemanden mehr von jenen, mit denen ich hunderte Nächte am Fensterbankerl in der Küche verbracht habe. Und ich schwöre, wir verstanden uns richtig gut.
Was also läuft hier falsch?

2 Kommentare:

im äusseren des irrenhauses hat gesagt…

das mit dem brot war ich. es tut mir leid, falls dich das nervt oder so, aber hätte ich den rand angeschnitten, hätte ich zwei brote machen müssen, was mit erheblich mehr schneidekraft verbunden gewesen wäre (man denke auhc an die butter und den käse, es ist ja nicht bloss das brot!)- das mittlere stück war gross genug dass ich nur eines machen musste, und das war in meinem halbschlafenen taumel schon schwer genug. naja diese morgendlichen gedankengänge und entscheidungen eben, man kennt sie ja.. tschullige jedenfalls :)

Volle Flaschen für TrinkerInnen zum Monatsende hat gesagt…

....... das mit dem zusammenleben klingt nach zweckgemeinschaft (zweck-wg), und scheint mir wesensmässig der sogenannten lebensabschnittspartnerschaft verwandt zu sein. soll heissen: gemeinsame interessen nutzten, aber im gegensatz zu beziehung etwa nicht gemeinsam weiterentwickeln, daher fehlt nachher einem nicht direkt was, ausser man hat vielleicht außergewöhnliche hobbies für die man sich die neuen mitstreiter lange, da spärlich gesäht zusammensuchen muss....
irgendwie kompliziert wenn man bedenkt dann auch noch der "gender"-aspekt dazu kommt...