oder am Ende kommt es anders als man denkt.
Besagte Dame, nennen wir sie ein letztes Mal bunte Person, kam pünktlich an jenem Abend mit einer durchaus ansehnlichen Freundin, mit der sie derzeit übergangsweise ein Zimmer bewohnt, zum Abendessen.
Als allererstes stürmte sie unsere Küche. Darin war der Kerl gerade an einer phantastischen Tomatensauce zugange. Sie 'wollte es sich nicht nehmen lassen’ und briet zusätzlich allerhand mitgebrachtes Zeug an, bepinienkernte Ruccolasalat, und streuselte Parmesan drüber. Alles feinsäuberlich eingepackt, vorgeschnitten, mitgezerrt, in Tupperschüsseln. Rotwein hatte sie keinen dabei.
Ich selbst wusste ab dem Zeitpunkt, da sie, selbst zum Essen eingeladen, Essen heranschleppte und unsere Küche töpferausreißend aus dem Gleichgewicht brachte, dass Kerl und ich sie in unserer wohleingekochten, harmonischen Koch- und Backstube nicht haben wollen würden. In Wirklichkeit ist es uns sehr recht, dass in dieser Küche nur wir beide ernsthaft Töpfe rausreißen und Suppen pürieren. Der Parmesansalat war wirklich gut, keine Frage. Aber der Abend begann bereits merkwürdig.
Die Situation gefiel mir nicht, genauso wenig wie der Humor, den die Dame zu Tisch pflegte (Gammelfleischwitz, hahaha) oder die Tatsache, dass sie vier Jahre lang glückliche H & M-Mitarbeiterin gewesen war. Menschen, die bei H & M vier Jahre lang glücklich sein können, sind mir suspekt, jawohl. Ich wollte ihr indes vertraulich vom Keniamann erzählen, der drei Jahre lang unter dem System besagter Kleiderkette zu leiden gehabt hatte, und hoffte so ein tiefergehendes Gespräch anzetteln zu können.
Allein, das interessierte sie nicht. Im kleinen Trier, wo sie herkam, war das alles toll und total familiär gewesen.
Zum Glück hatte der Kerl noch andere, äußerst nette Menschen eingeladen. Mit denen spielten wir dann alle zusammen Mafia und Black Stories, ohne uns weiter ausführlich mit Frau Laut unterhalten zu müssen. Für Mafia benötigt man mindestens acht Spieler, soviele kriegt man selten in halbwegser Nüchternheit zusammen, dafür war der Abend ideal.
Irgendwann ging sie nach Hause, wohl ahnend, dass vor allem wir beiden Mädls sie nicht ernsthaft leiden konnten; mit j² hatte sie sich ganz nett unterhalten und der Kerl war der Mitbewohnersuche ohnehin längst überdrüssig geworden.
Am Ende saßen wir zu viert betrübt, aber doch irgendwie erleichtert im Wohnzimmer und überlegten, was zu tun wäre. Schnell war klar, dass wir ihr absagen mussten. Ich selbst konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen, die Frau am nächsten Morgen anzurufen und ihr brühwarm ins Telefon zu säuseln, wie leid uns alles täte, aber…? Aber was? Dass wir sie nicht abhaben konnten? Sie zu laut, zu bunt, zu aufdringlich war?
Die Entscheidung fiel letztlich doch auf den netten Typ. Ein Dresdner. Hat eine Band, treibt entsetzlich viel Sport, Fernbeziehung nach Braunschweig, Eltern mit Wohnmobil. Mehr wissen wir nicht. Wir können uns eigentlich nur noch an das Gefühl erinnern, das wir hatten, als er da war um das Zimmer anzusehen. Auf dem Zettel, auf dem er seine Telefonnummer hinterlassen hatte, finden sich folgende Kommentare von uns: Kleines Mädchen + + supi; j² OK; Kerl: +++++, ich: ein aufgemaltes Herz.
Mit Abstand die beste Bewertung aller Bewerber.
j² hat sich schließlich ohne großes Gezeter bereiterklärt, der Dame den Korb zu geben. j² ist überhaupt ein sehr Guter. Der überhaupt Beste wäre er aber, wenn er sich am diesjährigen Falter-Abo beteiligen würde (14,50 ist doch ein Klacks für dieses Blättlein, das mittlerweile sehr gute Kontakte zur ZEIT pflegt; offenbar bastelt ein Zeit-Designer am neuen Relaunch. Die Zeit mögt ihr doch alle, Piefkes.)
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