Sonntag, September 16

Der perfekte Sonntag.









Nachdem wir auf der Abschiedsfeier einer nach Lissabonreisenden extra zwei Stunden darüber diskutiert hatten und uns schließlich darauf einigten, de facto den netten Jungen zu nehmen, der uns nicht mehr Probleme bereiten würde, als uns zu sportlicher Betätigung zu nötigen, weil die, nennen wir sie frei nach k bunte Person, ob ihrer ausgeprägten Redseligkeit und von uns mutgemaßten Dominanz und Lautheit nunmal gar nicht ginge, weil die Angst uns zu schaffen machte, sie könne uns wegdrängen, alles umstürzen, revolutionieren und am Ende womöglich ganz ohne uns hier wohnen, nachdem wir die Flucht ergriffen hätten, ... also nachdem das alles passiert war, träumte einer von uns von einem Fisch.
Laut Traumbuch empfiehlt das Unbewusste dem Träumenden auf diesem Weg, dringendst der inneren Stimme und Intuition zu lauschen, um eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Demnach lagen der Kerl und ich gestern morgen im Bett und taten gehorsamst, wonach der Fisch verlangte. Und so waren wir einhellig festzustellen gezwungen, dass die bunte Frau uns am besten gefiel; auch ein bisschen, weil sie einer alten Freundin des Kerls ähnelte, die ich auch sehr gerne mag. (Mir war außerdem der Gedanke an einen netten Kerl ein Graus. Es kam mir unendlich langweilig vor, einen Typ Mensch einziehen zu sehen, den wir so gut kannten: Deutscher, Fernbeziehung, nett. Weg damit!)
Um sicherzugehen luden wir die bunte Person für heute Abend zu einer kleinen, nennen wir es Dinnerparty, damit wir sie tatsächlich kennenzulernen könnten; fernab von jeglicher Castingsituation.
Und so konnte der heutige Tag ganz wundervoll daherkommen. Erst ewig im Bett rumliegen, Frühstück von Kerl gemacht, Zeit-Feuilleton, Lockenspray. Kerl setzt mittags einen riesigen Topf mit Tomatensauce auf, der echt wie bei allen italienischen Mamas den ganzen Tag auf dem Herd rumbrodelt. Nachmittags in den Zoo gefahren, bisschen neue Babys gucken (Giraffe, Ameisenbär, Elefant, das neue Pandababy braucht noch eine Weile, bis es rausgeht, ich schätze, vor dem Frühjahr ist da nichts zu sehen) und jetzt wieder faul im Bett rumliegen, während j² zum Putzen dran ist. So was mag ich. Danach Gäste empfangen, Kerls umwerfende Pasta, und hoffentlich Rotwein, den die bunte Person als Bestechungsgeschenk mitbringt.

Nachtrag: Die Sonne ganz vergessen. Es war warm, an diesem Sonntag. Der Zoo war übrigens extrem überfüllt. So viele Menschen habe ich dort noch nie gesehen. Kerl und ich saßen irgendwann kalte Pommes essend (ich hoffe, das Zoobuffet füttert nur Besucher, keine Tiere) auf einem Parkbankerl, als ein Bibelfanatiker auf uns zukam, uns diesbezüglich offensichtlich sündigendem Pärchen vor vorehelichem Sex warnte (sein Argument hieß zu meiner Überraschung HIV, was seiner Meinung nach offenbar so eine Art neumodernes Fegefeuer darstellen musste) und uns danach die restlichen Verbote aufzählte: Du sollst nicht töten. Du sollst Vater und Mutter ehren, usw. Nachdem er freiwillig nicht gehen wollte, erinnerte ich ihn an das 11. Gebot: Du sollst fremde Leute nicht beim Essen stören. Kerl war indes stolz, jemand österreichisch-Prominentes erkannt zu haben, weil direkt hinter dem Bibelmann Michael Niavarani mitsamt Familie vorbeischlenderte.

3 Kommentare:

Herzog hat gesagt…

entgegen meiner prinzipien schreibe ich jetzt mal sowas, um meine gefühle zu verdeutlichen: *heul*! ich will auch wieder am sonntag in den zoo gehn können und kerls leckere spaghetti essen!!!

Herzog hat gesagt…

danke für die tröstenden worte.

Anonym hat gesagt…

..hiermit möchte ich richtig stellen, dass ich mein leben nicht von geräuchertem traumfisch, den die autorin darin mit fingern verspeiste, beeinflussen lasse. die entscheidungsfindung war schon vorher zu einem ergebnis gelangt.