Freitag, September 7

Meiner Pubertätsfreundin.



































































































































wünschen Bob und ich.

Das Mädchen, das nun geheiratet hat, war meine erste wirklich gute Freundin. In der Forschungsliteratur nennt man diese Person im Leben einer Frau Pubertätsfreundin. Jede Frau hat für gewöhnlich so eine Freundin. Es handelt sich also um eine für die weitere Entwicklung außerordentlich wichtige Figur im Leben einer Frau, die sie jedoch meist im Laufe der Zeit aus den Augen verliert. Die wenigsten Frauen behalten diese Freundin bis ins hohe Alter.
Genauso – wie im Lehrbuch eben – ist es hier auch passiert. Mit 13 waren wir unzertrennlich. Das ging soweit, dass sie zu dem Kreis Freundinnen gehörte, mit denen ich eine Toilette gemeinsam zu besuchen pflegte. Ein außerordentlich ökonomischer Brauch, da auf diese Weise jede Menge Spülwasser gespart werden konnte. Irgendwann hörten wir damit auf. Wir begannen 2-3 Tage pro Woche beieinander zu übernachten. Für gewöhnlich taten wir das bei ihr Zuhause, weil ihre Eltern unkomplizierter, freundlicher und aufgeschlossener waren als meine. Zudem hatten ihre Eltern wesentlich mehr Erfahrung mit Teenagern als meine Mutter, da meine Freundin einen größeren Bruder hatte. Dieser hatte jede Menge Vorarbeit für uns geleistet. Seine für mich größte Tat war das Etablieren des neben dran, aber leer stehenden Wohnhauses als so genannte „Disko“. In der Disko fanden selbstredend Treffen gemischtgeschlechtlicher Natur statt. Diesen Brauch übernahmen wir jubelnd: Ein kleiner Raum im ersten Stock wurde mit Kronenzeitungsblättern austapeziert und als Matratzenlager umfunktioniert. Es gab nichts außer einer kleinen Schreibtischlampe und einem winzigen Radio, auf dem wir Kassetten abspielten. Es sollte ein aufregender Sommer werden. Leider waren wir unseren männlichen Klassenkameraden um die obligatorischen zwei Entwicklungsjahre voraus, was bedeutete, dass wir (ich für meinen Fall zumindest) wesentlich mehr wollten, als uns diese verschüchterten, unerfahrenen Jünglinge, die hormonell noch nicht ganz so auf der Höhe waren, bieten konnten. Mich hat das alles sehr enttäuscht. Die Erfahrungen, die ich in der Disko zu machen gedachte, erwiesen sich als ernüchternder Flop. In der einen Nacht, als es endlich so weit sein sollte, dass mein Favorit (der für mich beste unter all dieser furchtbaren Auswahl) mich küssen sollte, erwischte uns die Mutter meiner Freundin und warf ihn, der mühsam die Rosenleiter den Balkon hochgeklettert war, schnurstracks aus dem Haus. Und seine Schuhe, die er in der Hektik vergessen hatte, hinterher. Ein zweiter Aufstieg wurde, aus Angst meinerseits, auch aus dem Elternhaus meiner Freundin, das ich so liebte, rausgeworfen zu werden, erfolgreich vereitelt. (Der Kuss wurde erst Jahre später – zu spät – nachgeholt.) Es war eine hoffnungslos naive Zeit. Ich schämte mich auch ein bisschen vor meiner Freundin, solchen Typen nachzustellen. Sie kam mir (im Gegensatz zu mir) so makellos und unnahbar vor. Für sie waren das nur Affen, mit denen sie sich nicht abgeben würde. Während ich mich schließlich auf die Suche begab und sie allmählich aus den Augen verlor, fand sie bereits am 14. August 1999 zu ihrem Glück, das sie nun geheiratet hat. Ich freue mich für sie und möchte ihr für all das danken, was sie mir gewesen ist.

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