Mittwoch, Juni 13

Karma, Brokkoli, Altwerden & das alles ohne Tschick

Zu gegebenem Anlass möchte ich hier kurz mal, in hochanständiger Form, ein Gedenken an ein Mädchen aussprechen, das ich früher immer verteufelt, verachtet und verspottet habe. Ich nannte sie Brokkolitussi (insgeheim natürlich, aber bestimmt hat sies über ein paar Ecken doch erfahren). Ich hasste sie besonders deshalb, weil sie a) nicht geraucht hat, b) jeden zweiten Tag (morgens!) laufen gegangen ist, c) sich von nährstoffreichem Essen ernährt hat, d) sehr schlank war und e) bereits morgens um 10 die erste Lernphase hinter sich hatte. Gut, dafür hatte sie keinen Freund. Sie schien trotzdem nicht unglücklich zu sein.

All diese Dinge empfand ich als äußert uncool und stempelte die Menschen, die sich damit auseinandersetzten als Gefangene des Gesundheitwahns, Sportfanatiker und Ökoschlampen ab und stopfte sie fein säuberlich in Schubladen. Aber wenn man sich das überlegt, ist dieses Verhalten äußerst seltsam. Wir bleiben nämlich nicht für immer 25. Ich weiß das, ich war gestern bei meiner Großmutter auf Besuch. Ich hatte aufgrund ihrer generationsübergreifenden Erzählungen den Eindruck, der Sprung von 25 auf 40 geht sehr schnell. Genauso von 40 auf 65. Als ich geboren wurde, war meine Oma erst 41 Jahre alt. Das ist ja kein Alter, aber jetzt lebt sie allein mit ihrer frechen Miezekatze und das Leben wird für sie zusehens beschwerlicher. Ich glaube, sie leidet unter Schlaflosigkeit, langweilt sich allein, findet es aber zu stressig, sich einen Freund zum Reden zu suchen.

Aber wir kleinen Hupfer sehen dem Älterwerden respektlos entgegen. Es ist in diesigen Kreisen gesellschaftlich 100mal anerkannter, täglich 12 Joints zu bauen, als Vegetarier zu werden oder mit dem Rauchen aufzuhören. Ich glaube, wir sind total verrückt: Wir kiffen, wir rauchen, wir schütten jeden Tag Kaffee und Alkohol in uns rein, essen Dinge aus Südafrika und Chile, und sehen es als Belohnung an, wenn wir uns einmal McDonalds gönnen (obwohl uns hinterher schlecht ist und satt sind wir auch nicht geworden). Wir denken keinen Deut an Morgen. Wir kapieren nicht mal, dass sich eine andere Lebensweise direkt auf jeden einzelnen jetzigen Tag auswirken könnte. Weil nach Lola gibt es nichtmal ein Morgen, es gibt immer nur hier und jetzt.

Lol²a lächelt. Ich muss nachlesen, was dies alles bedeutet.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ich hab absolut respekt vorm altwerden. ich hab angst davor ...