Dienstag, Jänner 8

Willkommen zu Hause

Obwohl ich 19 Jahre lang am Land gewohnt habe, in einem winzigen Dorf, bzw. in mehreren winzigen Dörfern, eines ländlicher als das andere und auch immer gerne dahin zurückkomme, ist Wien mein Zuhause geworden. Jedesmal wenn ich am Westbahnhof (oder inzwischen auch manchmal am Flughafen) ankomme, flüstert etwas in mir: Willkommen zu Hause! Darüber habe ich, glaube ich, letztes Jahr im Januar schon mal geschrieben, wie gut es sich anfühlt, am Westbahnhof sein Ziehköfferchen über den alten Fliesenboden zu ziehen und die Atmosphäre Wiens einzuatmen, die sich kaum wo echter als in diesem Bahhof anfühlt.
Die Straße runter, die 100 Treppen (ohne Lift) Koffer nach oben schleppen, Tür auf, Mäusegeruch, egal. Endlich daheim! Ein winzigkleines Mädchen unter einem riesen Tuchent liegen sehen, das uns Zuckerl und Geschenke aus Finnland mitgebracht hat. Unter anderem Finnischen Schnee und Finnische Waldluft (im Fläschchen).

Das kleine Mädchen hat im Gegenteil zu mir Heimweh. Nach Finnland. Das muss auch schön sein, wenn man zurückkehrt, dahin, wo man herkommt und eigentlich hingehört. Obwohl ich anführen muss, dass sie hier bedeutend mehr Licht abkriegt, die Worte kürzer sind und sie allein schon deshalb bei uns bleiben sollte. Nicht dass sie jetzt auch noch abhaut.

Was ich am meisten vermisst habe: FM4 (ja ehrlich, deutsche und schweizer Radiosender sind unbrauchbar), Frühstück, das ich mir selbst aussuchen darf (Kerls Mama stellt uns Brezeln hin. Da bin ich schier gezwungen, mir 3-4 von denen schön stückchenweise mit Butter bestrichen jeden Morgen einzuverleiben), hier jedoch: Müsli mit Joghurt und Obst. Abendessen, das ich mir selbst aussuchen kann: Mit Salat ohne Fertigdressing. Aber vor allem: Meine Dusche. Duschen mit dem eigenen Duschgel, die Stärke des Wasserstrahls so vertraut, die offene Gasflamme in der Therme ein wundervolles Geräusch, weswegen langes Duschen allein schon angebracht ist. Kochen mit dem eigenen Geschirr. Das rote Sieb, das ich schon seit 7,5 Jahren benutze. Das meinen Mutter schon jahrelang verwendet hat. Mein Reibeisen. Ich liebe mein Reibeisen, jawohl. Unsere Gewürze. Unsere Heizung. Unser Fernseher, der ab und zu den Ton oder das Bild abschaltet. Unser Fernseher, der kein Kabel empfängt. (Halleluja, Kabel ist Teufelswerk. Fühle mich darin jedesmal wieder bestätigt, wenn ich mir das mal wo reinziehen kann.) Schlafen mit der eigenen Decke. Auf der eigenen Matratze.

Ja, man sieht gleich, diesmal waren wir zu lange weg. Ich war noch nie so froh, wieder hier zu sein. Da können die Mäuse auf ihren kunstvollen Holzleitern und Hängebrücken Pipi machen, soviel sie wollen.

Keine Kommentare: