Sonntag, Jänner 20

Phobien

Das kleine Mädchen beschreibt heute Dinge, vor denen man Angst haben kann. Und beschwerte sich unlängst, dass hier drin so wenig geschrieben wird. Von mir. Und ich sage: Sie hat Recht. Das hat wiederum mit einer Angst meinerseits zu tun. Angst vor Verantwortung. Dabei geht es weniger um Verantwortung für jemand anders. (Unlängst ein tolles Bewerbungsschreiben verfasst. Nur nicht für mich, sondern für meine suchende Schwester.) Oder für ein Essen (gestern eine exakt passende Menge Fleisch von guter Qualität für das Raclette besorgt.) Diese Dinge beherrsche ich. Da hab ich Übung. Das sind Dinge, vor denen andere Menschen Angst haben. Meine Angst ist vielmehr zu wissen, dass ich eventuell mehr kann, als ich mir zutraue. Eventuell könnte ich großartige Blogeinträge verfassen, wenn ich länger dransäße, mir etwas mehr Mühe gäbe, etwas mehr Zeit investieren würde, tiefer graben und genauer (be)schreiben würde. Dasselbe: Meine Angst, dass ich eventuell einen guten Job machen könnte. Einen Traumjob. Also eher die Angst, darin zu versagen. Versagen mag ich nämlich gar nicht.
Gesetzt den Fall, ich würde hier drin etwas mehr Engagement zeigen. Wie ein richtiger Blogger. Richtige Blogger lesen auch andere Blogs (tue ich), und kommentieren diese (tue ich nicht). Durch kommentierendes Engagement bekommt man nämlich Leserzuwachs. Aber auch nur gesetzt den Fall: Man schreibt was Ordentliches. Davor hab ich wirklich Angst.
Stünde was Ordentliches da, würde das einige Dinge voraussetzen: Ich trennte mich von Google (Mail und Blogspot) und lernte endlich mit wordpress umzugehen. Ich gäbe diesen Blog auf und begänne endlich, Dinge zu fotographieren. Und ein ernsthaftes, (auch thematisch) in sich schlüssiges Design zu entwickeln. Neinnein.
Das geht gar nicht. Wie zeitintensiv wäre das denn? Und die Gefahr! Dass es sinnlos wäre, vergeudet. Deshalb werde ich auch nie Journalist, Werber oder gar Schriftsteller. Ich könnte es vielleicht, aber die Angst zu versagen. Unendlich.
Bis dahin serviere ich reichen Leuten überteuerten Hummer, tippe bestsellerverdächtige Manuskripte anderer Leute ab, zähle bunte Postkarten im Akkord und verschiebe den Tag, an dem ich das erste Motivationsschreiben verfasse, auf Sankt Nimmerlein.

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