Freitag, Jänner 25

Der Bokuball war für mich heuer der totale Reinfall. Erst die frohe Botschaft, dass ich als Neo-Echtmensch und Ex-Student satte 50 Euro Eintritt zu bezahlen hätte (erklärte sich dann ganz schlüssig aus einer Nachricht in der Wirtschaftszeitung, die der Kerl als Selbständiger regelmäßig mit der Post zugeschickt bekommt: Miete Hofburg 100.000 Euro.). Damit war für Kerl und mich der Ball eigentlich gelaufen, von soviel Geld leben wir nämlich sonst eine ganz gute Weile. Am Dienstag dann organisiert der Kerl in einer Abendvorlesung eine Freikarte für mich, die keinen gültigen Studentenausweis erforderte. Wir kaufen also diese Karte (22,-) einer netten, sehr jungen Dame ab, ich besorge zusätzlich: neue rote Haarfarbe (7,49), einen neuen rosa Lippenstift (8,49), eine mikrofaserne Strumpfhose (2,99), Haarklemmen (1,49), Make-up (6,99). Ich will hier keine Erbsenzählerin markieren, ich will nur klarstellen: Wer soviel ausgibt (Taxigeld und Getränke gar nicht eingerechnet), der will eine Spaßgarantie.

Aber nix da. Das Leben gibt keine Garantien.

Ich war in den letzten Monaten selten wo so müde und gelangweilt. Das einzig Spannende war die im Laufe der Nacht zweimalige Begleitung einer äußerst reizenden Freundin, die sich einen geheimen Ort in der Hofburg gesucht hatte, um in Ruhe gewisse Ingredienzien inhalieren zu können (zu ihrer Vereidung muss gesagt werden, die Gute verträgt keinen Alkohol und ist grundsätzlich Nichtraucherin, die Inhalation ist also ihr einziger Spaßmachfaktor). Ich respektiere alle Spaßmachfaktoren, obwohl ich selbst kein Fan von Gras bin. Ich selbst werd davon müde und falle sofort rücklings aufs Sofa (nicht dass ich es jemals probiert hätte).
Es gibt eigentlich keine rechte Erklärung dafür, dass sich ein Amüsement meinerseits dieses Mal überhaupt nicht einstellen wollte. Im Tüwi-Saal (eigentlich ein Kämmerlein im Vergleich zu den wirklichen Sälen im Hofburgkomplex) lief erst eine ganz gute Band (ein Bandmitglied war Querflötistin), danach Karaoke (bei dem das Zuschauen wirklich Spaß machen hätte können). Die Räumlichkeiten der Hofburg übten aufgrund meiner Arbeitseinsätze darin keinen nennenswerten Reiz mehr auf mich aus, während ich ringsrum viele Ohs und Ahs diesbezüglich vernehmen durfte.

Es scheinen sich alle amüsiert zu haben, bis auf mich. Meine Schuhe waren eine Zumutung (nicht nur mein Kleid – das mit Doppelklebeband oberhalb des Busen festgeklebt werden musste, damit es nicht runterrutschte – war mir in den letzten beiden Jahren zu groß geworden, auch meine Schuhe waren wie durch Hexenzauber eine Nummer zu groß für mich), der Kerl hatte mir vorne in die Spitzen Watte reingesteckt, damit ich hinten bei den Schlaufen nicht nach jedem 4. Schritt rausgleiten konnte. Die Garderobe verrechnete meiner Freundin 2,20 pro Kleidungsstück (nicht nur Mäntel, sondern auch ihr Pullover wurde verrechnet, wonach sie eine Rechnung von 6,60 nur für die Aufbewahrung von Kleidungstücken begleichen musste). Der so genannte DJ im Keller war diesmal wirklich grausam, direkt den Anfang 90er-Jahren entsprungen. Blöd zu bescheuertlustigen Neuedeutschewelle-Liedern herumhüpfen fiel also auch flach, denn der Typ schien nur u2 und Shakira zu kennen.

Das Schönste am ganzen Abend: Die Käsespätzle, die Kerl mir als Abendessen zubereitet hatte, als grundsolide Basis für einen ordentlichen Rausch, der sich trotz reingeschmuggeltem Flachmann bis obenhin voll Honigschnaps nicht einzustellen vermochte. Die Taxifahrt (Taxifahrten versprechen ein schnelles, schmerzfreies Heimkommen). Die Käsespätzlereste nachts um 4. Kein Kater.

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