Meine liebe, kleine Schwester fährt heim zur Mama und ich bleib da.
Der Mann hat Lamm gekauft und Garnelen, Minze, Zitronengras; eine Flasche von delinat steht noch auf dem Regal. Die Sonne scheint. Trotzdem fühle ich mich schuldig und eifersüchtig, weil sie heimfährt zur Mama, während der Mann und ich ein ruhiges Wochenende im kulinarischen Luxus geplant haben.
Da sitzen sie dann mit den Handwerkern im neuen Garten, suchen Osternester, die meine Mutter traditonell in Suppentellern drapiert, grillen, streiten um Nichtigkeiten, haben Spaß und ich bin nicht da.
Ich fahre ja sonst auch nie heim. Habe ich nie gemacht, weil ich hier wohne. Ich lebe in Wien, ich bin erwachsen, ich fahre nicht jedes zweite, dritte Wochenende nach Oberösterreich. Ich war nie ein Fan davon. Weil ich mein eigenes Leben habe und es mir immer zu anstrengend war, mich ständig mit meinen Kindheitstraumata auseinandersetzen zu müssen.
Letztes Jahr ist meine um sieben Jahre jüngere Schwester nach Wien gezogen und durchkreuzt meinen Immer-nie-heimfahr-Plan. Sie fährt nämlich oft, sehr oft. Und sie hat mitunter schlimmere Kindheitstraumata auszubalancieren als ich. Und sie kann es sich womöglich noch weniger leisten.
Jetzt denken die zu Hause, denen ich bisher erfolgreich einreden konnte, dass der Weg weit und teuer, dass die Zeit knapp, dass ich wirklich erwachsen bin, -- dass all das nur eine billige Ausrede war, um sie nicht besuchen zu müssen.
Und über all dem baut uns meine Mama und ihr neuer Mann gerade ein richtiges Elternhaus. Mit Hund und vorbeifließendem Fluss. Gerade recht, um dort irgendwann Enkelkinder in den Sommerferien abzustellen.
Zu spät für uns.
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