Unglücklich sein macht ne Weile lang Spaß, aber irgendwann beginnt es zu nerven.
Für mich war ab dem Tag, an dem ich zum ersten Mal davon hörte, sonnenklar, dass ich diese ominöse Krankheit bekommen würde. Studienendzeitdepression. Das war vermutlich irgendwann 2002 oder 2003, zu einer Zeit, als ich dachte, alles erleben zu müssen, was das Leben so bietet (und wovon man in Büchern so oft liest).
Einem NLP-Mann hatte ich einmal erklärt, das Leben bestünde für mich darin, eine gewisse Liste an Punkten abzuhaken, die man einfach zu erleben hatte, um richtig gelebt zu haben.
Depressionen, Sexrevolten, Zigaretten zum Frühstück, Fremdgehen, Misserfolg, Paris im Frühling. All das waren Dinge, die man abhaken muss, befand ich in einer atemberaubenden Naivität. (Zu dem Typ bin ich allerdings nie mehr gegangen, weil ich ihn und seine Methode äußerst seltsam fand.)
Trotzdem war ich noch lang der Meinung, ernsthaft urbane Menschen leiden nun mal unter Dingen wie Wind, Kindheit, sozialer Ungerechtigkeit. Ich fand es sexy, mit Ringen unter den Augen um sieben Uhr morgens Wodka trinkend eine Zigarette zu drehen. Im Zuge dessen verlor ich meinen besten Freund, den ich punkteabhakend gegen ein paar einsame Nächte eingetauscht hatte.
Inzwischen bin ich schlauer geworden. Ich habe aufgehört zu rauchen, erwischte manchmal sogar Vormitternachtsschlaf, nahrhaftes Essen und führe ernsthaft mein Studium zu Ende. Die Studienendzeitdepression ist jedoch bittere Realität. Es sind die Nachwehen einer gierigen, schamlosen Zeit.
Inzwischen belaste ich damit aber auch den Kerl, der mich nur noch Beschwerdebrief nennt. Hilfe! Ich will wieder Frohheit, Liebe und Zuversicht. Mut und all das Zeugs soll wiederkommen und mich glücklich machen.
Als erstes könnte ich ins Schwimmbad gehen und mein Unterwassergerät testen.
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