Ich möchte jemand finden, der mir ähnlich ist. Der es auch seltsam findet, was andere so tun oder wieviele Haare sie herumtragen, wie sie ihre Wäsche waschen, was sie denken, wie sie im Schlamm herumhüpfen, welche Musik sie hören, wie locker sie alles nehmen und wie gekonnt sie ihren Abschluss machen und dann auch noch wissen, was sie danach zu tun haben.
Ich möchte jemanden finden, der wie ich, Angst vor der Wucht der anderen Menschen hat.
Jemand, den es ebenso erschreckt, wie andere Menschen leben und wiesehr sie sich von einem selbst unterscheiden. Lola sagt immer, es sei egal, was andere tun und dass man sich mit niemandem vergleichen oder messen dürfe. Oder umgekehrt auf jemand herunterblicken. Ich weiß. Aber es fällt mir zusehens schwerer, je näher meine Abschlussprüfung rücken sollte! Ich bin von Urlaub zurückgekehrt, der weniger erholsam war, als je einer zuvor, weil die Last mich doch sehr erdrückt hat, die Angst, die Versagensangst, die ich stets mit mit herumtrage.
Köhlmeier erzählt im Falter von Panikattacken und ich frage mich, was genau sind Panikattacken.
Und warum ich sein neues Buch niemals lesen werde. Und wie es diese Leute schaffen, ihr Leben mit soviel Zeug zuzupacken. Dinge, die mir Angst machen, sobald sie kombiniert auftreten: Doppelstudium, Praktika, Doktorat, Dozentenstellen, Fremdsprachenkenntnisse, Auslandsaufenthalte, Texte, Job, Gehalt, Freunde, Networking, Kochkünste, Katzen, Urlaube, Freizeitbeschäftigungen, Sport.
Es gibt sie, diese Leute, die all diese Dinge locker unter einen Hut bringen. Ich gehöre nicht zu ihnen.
Ich könnt jetzt irgendwas Nettes sagen, irgendwas in der Art, dass mir all diese Dinge nicht wichtig sind, dass ich den Kerl habe und einer von den 5% bin, die aus Nichtakademikerfamilien kommen und trotzdem studieren (wo eine meiner Schwestern mich unlängst gefragt hatte, ob ich mir darauf was einbilde); aber das will ich nicht, weil ich das nicht denke. Ich denke: fuck, fuck, fuck, das schaff ich nie. 26 Jahre alt und reif für die Anstalt.
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