Mittwoch, August 29

Die Aussicht meines Fensters.

Auf all das zu starren, ist seit vielen Monaten mein Tagesgeschäft, während ich nebenbei vor mich hin magistriere. Bis vor einiger Zeit noch war ich der festen Überzeugung, der größte Brocken im Studium wäre geschafft, sobald die Diplomarbeit fertig ist. Ein Leben nach der Diplomarbeit kam mir so süß, so Zucker, so herrlich vor, dass ich es mir schon gar nicht mehr vorzustellen vermochte.
Nun ist es soweit. Heute tatsächlich jemanden für 100 Euro engagiert, der mir den Krempel korrekturliest. Mir! Der weltbesten... ach. Ich kann meine Textsau nicht mehr sehen. Der Typ, übrigens der einzige, der sich für diese glorreiche Aufgabe gemeldet hat, ist ein rechter Rüpel, der mir mit seinen spitzfindigen Kommentaren im Forum nur allzuoft (negativ!) aufgefallen war, aber grad das finde ich jetzt gut. Wenigstens jemand mit Profil und Meinung, der mein Zeugs korrigiert. Hoffentlich kommt der Knabe nicht auf die Idee, meine Arbeit genauso spitzfindig zu kommentieren, sonst spring ich ihm an die Gurgel. Ich finde diese Arbeit, die mich inzwischen seit Februar 2006 begleitet und ca. 6 Monate meines Lebens nonstop in Anspruch genommen hat, furchtbar genug.
Nun ist es also soweit. Ich aber fühle nichts.
Das Ding ist fertig, um zum allerletzten Mal Korrektur gelesen zu werden, danach geht's ab zum Binden. Wie oft habe ich, selbst noch verzettelt im dritten, vierten, siebten Semester, junge Menschen in Copyshops beobachtet, während sie ihre Diplomarbeiten zum Binden brachten oder sie hernach abholten - wie stolz wirkten sie auf mich!
Ich kann bei mir selbst keine Erleichterung bemerken.
Wann kommt sie? Ich warte und starre solang auf die Sonnenblumen und Dachterrassen anderer Menschen, während ich (be)fürchte, was kommt.

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