Der Gründe, warum hier seit Tagen nichts nachkommt, sind viele. Einer z.B.: ich arbeite an einer Beschreibung meiner WG. Das ist viel schwieriger als ich dachte. Man kann ja nicht einfach die Leute so beschreiben, wie man sie sieht. Der eine fühlt sich womöglich total falsch angefasst. Und wenn dann noch seine Schwester mitliest, die einen sehr stark ausgeprägten Beschützerinstinkt hat, dann kriege ich womöglich noch eine am Deckel. Gestern bin ich ja schon missgünstig genug gewesen: Meine WG mag nämlich den Sonntag abend. Das ist ein Fixpunkt, ein Ritual, mit Rotwein. Es gibt immer, immer Kerls Superspaghetti, diesmal hätte es als Nachspeise sogar Apfelkuchen mit Gitter drauf gegeben. Der Kerl macht sowas für uns, wenn er gute Laune hat. Aber was ist gestern passiert. Eine Exfreundin von meinem Mitbewohner kommt, lädt sich ein, kommt (wie immer, auch wenn sie es immer abstreitet) zu spät, will aber, aus dem Drang heraus, sich irgendwie nützlich zu machen, Suppe kochen.
Man muss sich nun vorstellen. Wir wollen nix als unsere Spaghetti, dazu Rotwein, danach Kuchen. Dann kommt (die Nudeln kochen schon!) eine Exfreundin eines Mitbewohners und beginnt in der Küche (mitten unter Kerls Spaghettizeugs) Karotten zu reiben, Haferflocken anzubraten und daraus (sic!) ihr Süppchen (Vorspeise denken Sie? Ja, aber falsch gedacht!) zu brauen.
Es kommt, wie es kommen muss. Nudeln fertig, wir sitzen am Tisch, schöpfen uns reichlich Kerls Pastasauce, reiben Parmesan darüber, tönt es aus der Küche: "Suppe ist fertig."
Ich bin ja dann immer sehr gemein und ess diese Suppe nicht. Ich bin kein Anstandsmensch, der nach Sattmachespaghetti noch Suppe (aus Haferschlonz!) nachschiebt, um die Exfreundin von jemandem glücklich zu machen. Ich sag auch mal direkt, dass ich solche Aktionen doof finde.
j² sagt allerdings: Sei doch mal nbisschen toleranter.
Und ich sage: Recht hat er. Es ist seine Sache, eine Exfreundin zu haben, die solche Dinge glaubt tun zu müssen. Mich geht das nix an. Ich will doch nur mein Abendessen! Ich liebe mein Abendessen und ich liebe es nicht, wenn jemand kommt und sich dreinmischt. Jeder darf bei uns dabeisitzen und mitessen, sofern es irgend möglich ist. Wir laden Gott und die Welt ein. Wir haben ein Abrechungssystem für Gäste! Wir sind eine gästefreundliche WG! Ehrlich. Aber Haferschlonz nach Kerls Nudeln, ne.
Ich will das mit der Toleranz wirklich üben. Ich versuche es.
Heute zb. schon Kaffee aus der neuen, brutal hässlichen Kaffeemaschine getrunken.
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