Kerl geht zum Naschmarkt und erbeutet Büffelmozarella, getrocknete Tomaten, frische Tomaten und Ruccola, um daraus gemeinsam mit Spaghetti und ein bisschen Knoblauch ein hervorragendes Abendessen zu fabrizieren. Ich selbst bleibe inzwischen daheim, wasche Berge von Wäsche, entrümple die Medizin-Schuhschachtel (und vergesse dabei, aufs Verfalldatum zu achten; j² erklärt mir abends, dass sei wichtig), sortiere die beiden jeweils 60 cm hohen Lernstapel und entsorge daraus einen ganzen Karton voll Zettelwerks. Alle Lernbücher vom Schreibtisch runter, neuen Adventkalender drauf: Jeder Tag ein Edelstein, beschriftet. Heute: Tigereisen, bei dem ich eine gewagte Übersetzung vermute. Er ist goldbraun und sieht einem Tigerauge verblüffend ähnlich. Dazwischen elf oder zwölf Emails verschickt, die mir Informationen zu den Möglichkeiten meiner beruflichen Zukunft einbringen sollen. Bis dahin einige Kellnerinnentermine vereinbart, um Trinkgeld zu scheffeln und dem Kerl und meinen vielen Schwestern ein anständiges Weihnachtsgeschenk machen zu können. Für das Germanistenforum heimlich Lobbyistin geworden, aber wie gesagt, alles geheim und ausgeplauert wird nur live, nebst Kaffee.
Kerl sitzt seit Stunden reglos vorm PC und frönt einem Fußballspiel aus dem Jahre 1994. Ist nicht wegzukriegen, auch nicht mit Hüftschwüngen und sexy Geflüster. Werds gleich nochmal versuchen, ansonsten gehe ich mit dem Gameboy ins Bett. Ich bin nämlich jetzt frei und tue nur noch, was ich will.
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