Sonntag, November 11

Lage 14,5

Gestern Nacht, als ich um 2.23 Uhr ins Bett gekrochen kam, gab's mächtig Ärger.
Der Kerl will sich keine Vernachlässigungen mehr gefallen lassen. Dabei hatte ich doch bloß noch ein bisschen gelernt, nachdem er schon um zehn eingepennt war. (Er war ja um 6 Uhr früh aufgestanden, um diesen Fluss auszumessen.)
Bereits um 1.38 Uhr war ich ins Bad gegangen, um Zähne zu putzen, als ich bemerkte, dass neben der Waschmaschine ein nasser Korb mit meinen Leiberl, Pullovern und Kerls gestrickten Wintersocken stand. Also bin ich noch mal zurückgegangen, rein in den Wandschrank, Wäscheständer raus, aufhängen, zurück ins Bad, Zähneputzen, Katzenwäsche, Bett.
Als ich mich an den bettwarmen Kerl schmiegen wollte und der Gute bemerkte, dass ich ihn ganze vier Stunden allein im Bett liegen lassen hatte, wars um.
Ich verstehe ihn. Ich hatte einfach die Zeit übersehen.
Es entspricht nicht unserer Beziehungskultur, dass einer schläft, während der andere weiter arbeitet. Wir gehen gemeinsam ins Bett, unterhalten uns, machen Blödsinn und manchmal quietschen wir so laut vor Lachen, dass j² im Nebenzimmer denkt, ich misshandle den Kerl. Er denkt nie, ich könnte misshandelt werden.

Zwei Wochen noch, dann hat der Spuk ein Ende.
Erstens wird der Wein schlecht, zweitens träume ich von Pferden (während das Traumbuch sagt, dass mit dem Aufkommen des Automobils auch das gemeine Pferd aus den Träumen verschwunden ist), ich schreie unwissende Menschen an, weil sie mir falsche Nahrungsmittel nach Hause bringen, ich träume von toten Tauben, habe kaum noch soziale Kontakte, lege kaum Wert auf eine tiptop geputzte Wohnung (!), war seit Wochen in keinem Drogeriemarkt mehr und werde vom Kerl aufgezogen, wegen meinen desaströsen Augenbrauen. Unlängst musste ich sogar einen Friseurtermin absagen, (einen von diesen Gratisterminen, wo junge hübsche Friseusen mir tiefrote Strähnen in die Locken machen.) Tauben stehen übrigens für die Seele, sagt das Traumbuch.

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