Bis ich 17 oder 18 Jahre alt war, bestand meine Mutter jeden Sonntag abend im Dezember aufs Adventsingen. Egal, wo ich war, bei wem ich übernachtet hatte, was ich sonst vorhatte, Sonntag abend musste ich zuhause sein und mitsingen. Kerzenanzünden, Flöte- oder später Gitarrespielen, Mandarinenessen. Es war ihr ganz wichtig, dass wir alle uns bekannten Strophen all jener Weihnachtslieder, die sie uns beigebracht hatte, absangen. Sie selbst ist eine sehr gute Sängerin, sie singt hoch und klar. Wir Mädchen sind da weit weniger talentiert, obwohl wir schultypbedingt sehr viel musikalische Bildung genossen haben. Das ganze Adventsingen dauerte ca. eine dreiviertel Stunde, danach durfte ich das Haus wieder verlassen.
Das ist die Art von Sicherheit, die unsere Mutter uns immer geboten hat, so chaotisch sie in der Haushaltsführung sonst auch war.
Mittlerweile versuche ich den Kita-Kindern ähnliche Erlebnisse zu ermöglichen. In der Ruhestunde, wenn die Jüngeren auf kleinen Matratzen im Raum ihren Mittagsschlaf halten, sitze ich mit den wachen Kindern in der Mitte des Raumes um den Adventkranz und wir singen unermüdlich das ganze Weihnachtsliederbuch.
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