Dienstag, April 17

Schönbrunn, ein Jahr gratis

"Der kleine Eisbär Knut kränkelt und es mussten daher alle seine Termine abgesagt werden", sagte gestern die ORF-Tante in den Abendnachrichten, oder was immer dieses Format darstellen will. (Und übrigens: Seht ihr den hässlichen weißen Balken? Das ist das neue ORF-Design. Seht genau hin & betrachtet auch die tollen roten Schummelzettel.) Danach wurde ein junger Ossi-Papa interviewt, der sich enttäuscht gab, mit Kind & Kegel 200 km weit angereist zu sein, um Knuti zu sehen, der solang verschnupft in der Eisbärenkinderkrankenstube lag und ein Meeting mit den Ossi-Kindern nicht wahrnehmen konnte.
Ich genieße jedoch ab heute ein Jahr lang freien Eintritt in Schönbrunn & ich sage euch: Unser Eisbär ist viel schöner. Und er nervt auch nicht mit Medienterror.
So faul wie diese beiden fühle ich mich auch langsam. Eine Woche Entspannung & Verwöhntwerden im Schwobaländle, mit Eis zum Nachtisch, zwar kein Apfelstrudeleis, wie ich es mir zum Geburtstag wünsche (weil ich ja auf jede Bobo-Werbung reinfalle), sondern Schwarzwälderkirschtorteneis, was nicht minder dekadent ist. Jetzt ein bisschen in der sonnendurchfluteten Wohnung rumräumen, Winterklamotten aussortieren, Zimmer umstellen, kehren, spülen, kochen. Nachmittags mit Parzival im Zoo rumsitzen. Morgen ein paar Stunden Tabletteschleppen und es auch noch gut finden. Geht das ewig so weiter? Geht so Leben? Muss man sich unbedingt für unsere Wirtschaftsgesellschaft den Arsch aufreißen, um fünfstellige Beträge im Jahr zu verdienen - und wofür das Ganze? Wir sind arm, aber glücklich. Wie klingt das? Was passierte, wenn man sich bewusst dem Quatsch abwende? Wenn man einen konventionellen Beruf hätte? Einen bodenständigen? Wenn man gar kein Werbetexter werden möchte, keine PR-Frau, nicht für OMV-werbend, nicht für ÖVP oder BA-CA, keine Lektoratsfrau, kein ORF-Mitarbeiter, kein Reporter, kein Musikjournalist? Nicht berühmt, nicht erfolgreich, nicht schwerverdienend. Was passierte, wenn man das, was man täte, gern machte? Wenn man es bewusst machte? Wenn man seine Zeit damit verbrächte, um etwas Sinnvolles, Schönes zu tun? Etwas Gutes? Ihr regt mich alle so auf, Mannmannmann. Ich wär lieber Verkäuferin im Buddahladen auf der Neubaugasse, als dass ich mir eine Werbebroschüre für die Telekom ausdächte. Ich muss verrückt sein. Verrückt, verzaubert, glücklich.

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