Mittwoch, Dezember 6

So war ich

Einen Freund zu haben, ist wie im Spätsommer auf einer Parkbank zu sitzen, im vollkommenen Glück. Im Spätsommer auf einer Parkbank zu sitzen, z. b. neben einer Liebe, die im Frühling entstanden ist. Einen Freund wie dich zu haben, bedeutet mir alles. So jemanden zu haben, war nicht immer einfach für mich. Im Grunde genommen weiß ich auch heute genausowenig, wie es funktioniert. Menschen sammeln ist einfach. Sie zu behalten, eine Kunst.


Ich war dreizehn, als ich dich zum ersten Mal wahrnahm. Leider dauerte es damals noch zwei Jahre, bis du zum ersten Mal Notiz von mir genommen hast. Ich versuchte zwei Jahre lang, deine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Es war schwierig, mit jemanden in Kontakt zu treten, der es sich zum Ziel gemacht hatte, kein Wort zu sprechen. Mit niemandem. Ich habe dich tatsächlich selten reden gehört. Mein Ziel hingegen sollte es sein, das Schweigen zu brechen. Ich wollte alles wissen. Dazu unternahm ich verschiedenste Versuche. Einer nach dem anderen scheiterte kläglich. Stück für Stück begann ich, dein Leben mit meinem zu verweben.

Mit dreizehn bekam ich durch Zufall einen Platz schräg hinter dir. Ich hatte also viel Zeit, dich anzusehen und zu bemerken, wie außergewöhnlich du bist. Ich schrieb dir fleißig kleine Zetterl, auf die ich – wenn überhaupt – jämmerliche Antworten bekam. Meine Erwartungen an dich waren immer schon sehr hoch, was dir viel Gelegenheit gab, mich zu enttäuschen. Ich habe viele negative Eigenschaften. Aber wenn ich etwas haben will, dann kann ich sehr ausdauernd und hartnäckig sein. Damals war ich überzeugt, nur lange genug warten zu müssen.


Also wartete ich einfach die gemeinhin bekannten zwei Jahre, die Jungs den Mädchen in der Pubertät hinterher sind, bis sich auch deine Hormone in meine Richtung bewegten.



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