Samstag, Dezember 3

"Sie stehen bei der Gartenwohnung an 1. Stelle!"

Jemand war kurzfristig von einer Erdgeschoßwohnung mit Terrasse und Garten abgesprungen, während der Mann zufällig zur richtigen Zeit auf der richtigen Seite auf den richtigen Button gedrückt hatte. Drei Tage später kam ein Anruf von der Genossenschaft: Sie stehen bei der Gartenwohnung an erster Stelle, entscheiden Sie bitte bis Freitag. Ohne Besichtigung, nur anhand von Plänen! Der Bau war noch nicht fertig und der Polier nicht gewillt, einmal die Wohnungstüre für uns aufzusperren. "Wenn Sie nicht wollen, ich habe eine ellenlange Liste mit Leuten, die sofort zusagen."
Empörend, doch die Wartezeit auf so eine Wohnung beträgt normalerweise 1,5 bis 2 Jahre. Wir hatten einen Monat gesucht. Also packten wir nach 6 Jahren WG-Zeit vierzig Kartons und zogen aus dem inneren Herzen des Gürtels, wo wir nicht einmal einen kleinen Balkon gehabt hatten, weit raus nach Transdanubien in Dreizimmer mit Garten. Fünf Minuten Fußweg von der alten Donau entfernt, wo man scharenweise Schwäne und Tretboote beobachten kann. 12 Minuten Fahrradweg in meine Arbeit. Südseite.

Am Tag des Umzugs, ca. anderthalb Stunden, bevor der Umzugswagen mit den Möbelpackern vor der Tür stand, wurde mir plötzlich über einer aufgewärmten Lasagne vom Vortag klar, dass mir seit einer Woche schlecht war und es auch vom Essen nicht besser wurde. Während ich noch die ganze Zeit gedacht hatte, der Umzug stresse mich sosehr, dass mir davon permanent übel und ich abends um neun am liebsten ins Bett gefallen wäre, marschierte ich plötzlich zur Kiste mit den Medikamenten, kramte eine rosa Packung heraus und wusste drei Minuten später Bescheid.
Als der Mann zufällig am Klo vorbeiging, rief ich ihm genauso liebevoll wie unvermittelt durch die verschlossene Türe zu: Fuck you, ich bin schwanger!

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