Montag, August 9
Die Eltern von Freunden sehen nie so aus, wie die Erzählungen ihrer Kinder vermuten ließen. Ganz im Gegenteil, man findet sie sympathisch und möchte mit ihnen beim Abendessen sitzen und sie näher kennenlernen. Vermutlich, gerade weil sie ganz ähnlich sind wie ihre Kinder, mit denen man befreundet ist.
Die Menschen laufen doch ständig mit Masken durchs Leben. Wir wissen nie, was sie wirklich fühlen, wie es ihnen ernsthaft geht, was sie bewegt, was letzte Nacht geschehen ist, bevor sie auf nassen Kissen eingeschlafen sind oder auch nicht. Aufstehen müssen wir alle, wir müssen uns den Frust runterduschen, morgens um sieben, versperren Wohnungstüren von außen und setzen unser schönstes Gesicht auf, eingeschmiert mit Antifaltencreme, ganz dick. Wir haben rosa T-shirts, damit man die Trauer nicht sieht, die die Haut fahl macht. Wir lachen und schäkern, wir versuchen lieb zu sein, damit man uns mag. Gestern kam eine Freundin in meine Küche und ließ die Maske fallen. Es erschreckte und ehrte mich zugleich, man sieht es so selten.
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